Der Koch aus der Türkei, die Biologielaborantin aus Tschechien und der kolumbianische Mediengestalter – sie und viele weitere Absolventinnen und Absolventen mit einer ausländischen Berufsqualifikation, deren Abschluss als gleichwertig mit deutschen Ausbildungsberufen anerkannt wurde, werden am kommenden Montag in einer Feierstunde bei der Industrie- und Handelskammer (IHK) Region Stuttgart geehrt.
„Die regionale Wirtschaft sucht händeringend nach gut qualifizierten Fachkräften. Wir gratulieren den Absolventen und freuen uns über jeden, der einen anerkannten Berufsabschluss erreicht hat – ganz gleich, ob hier bei uns, oder im Ausland“, sagt IHK-Hauptgeschäftsführer Andreas Richter, der selbst die Urkunden an mehr als 30 anerkannte Absolventen überreicht. In einer moderierten Expertenrunde wird außerdem das Potenzial ausländischer Berufsabschlüsse für die hiesige Wirtschaft diskutiert.
Seit 2012 wurden mehr als 500 Anträge aus der Region Stuttgart durch die IHK-FOSA (Foreign Skills Approval) bearbeitet. Bis Mitte Dezember 2015 wurden 241 Bescheide über vollständige Gleichwertigkeit ausgestellt und in 136 Fällen eine teilweise Gleichwertigkeit bescheinigt.
„Bei aller Freude über das Erreichte bei den Anerkennungsverfahren dürfen wir uns nicht darüber hinwegtäuschen, dass der aktuelle und künftige Fachkräftebedarf nicht vornehmlich durch anerkannte ausländische Berufsabschlüsse zu sichern ist“, so Richter. Laut IHK-Fachkräftemonitor, einer Initiative der 12 IHKs in Baden-Württemberg, fehlen allein in der Region Stuttgart in diesem Jahr etwa 11.000 Fachkräfte mit dualer Ausbildung. „Wir müssen das gesamte gesellschaftliche Potenzial zur Fachkräftegewinnung erschließen“, sagt der IHK-Hauptgeschäftsführer. Zu den dafür notwendigen Maßnahmen gehörten neben der Ausbildung im Betrieb zum Beispiel die bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie, die Beschäftigung Älterer und die Gewinnung von Studienabbrechern für die duale Ausbildung.
Die IHK-FOSA stellt bundesweit als Kompetenzzentrum die Gleichwertigkeit ausländischer Berufsabschlüsse fest und unterscheidet zwischen „voller“ und „teilweiser Gleichwertigkeit“. Letzteres bedeutet, dass Teile des im Ausland erworbenen Berufsabschlusses mit dem deutschen Referenzberuf gleichwertig sind, manche Teile des deutschen Berufsfeldes jedoch nicht abgedeckt wurden. Mit Hilfe des detaillierten Bescheids haben die Antragssteller die Möglichkeit, sich gezielt weiterzubilden und danach erneut die volle Anerkennung zu beantragen. Die IHK Region Stuttgart dient dabei als Ansprechpartnerin und Beratungsstelle für Industrie- und Handelsberufe.
Seit April 2012 haben ausländische Fachkräfte auf der Grundlage des Berufsqualifikationsfeststellungsgesetzes (BQFG) das Recht, die Gleichwertigkeit ihres im Ausland erworbenen Berufsabschlusses mit einem deutschen Referenzberuf prüfen zu lassen. Die Prüfung macht es für heimische Unternehmen einfacher, die Eignung von Bewerbern für ausgeschriebene Stellen zu beurteilen. Ausländische Fachkräfte bekommen einen Nachweis ihrer Qualifikation, den sie bei der Stellensuche einsetzen können.
Die Anerkennungsfeier findet statt am 15. Februar um 18:00 Uhr und bildet den Auftakt der IHK-Themenwochen „Fachkräfte sichern Zukunft“. Kurzfristige Anmeldungen zur IHK-Anerkennungsfeier sind noch möglich unter Telefon 0711 2005-1333. Auch Medienvertreter sind herzlich willkommen.
PM