Situation am Ausbildungsmarkt nahezu unverändert – Agentur für Arbeit Göppingen zieht erste Bilanz zum Ende des Berufsberatungsjahres

 

In der Ausbildungsberatung zieht die Agentur für Arbeit einmal im Jahr Bilanz, traditionell im November, denn die Agentur hat ihre Arbeit hier auf das normale Schuljahr angeglichen. Bettina Münz, Geschäftsführerin operativ und stellvertretende Leiterin der Agentur für Arbeit Göppingen sowie Markus Knorpp, Teamleiter Berufsberatung U25, stellten die aktuellen Zahlen Journalisten in einem Pressegespräch in Göppingen vor.

Bei einem ersten Blick auf die Zahlen stellt sich der Ausbildungsmarkt ausgeglichen dar, so die Vertreter der Agentur, auf eine Ausbildungsstelle kam im vergangenen Jahr etwa ein Bewerber.

Die Ausbildungsstellensituation

Die Zahl der gemeldeten Ausbildungsstellen ist im Vergleich zum Berichtsjahr 2013 / 2014 um 21 oder 0,4 Prozent auf 5 254 Ausbildungsstellen leicht gesunken.

531 gemeldete Ausbildungsstellen (Vorjahr: 399) blieben zum Ende des Ausbildungsjahres unbesetzt. Das ist ein deutliches Plus von 33,1 Prozent. Vor allem Stellen in der Gastronomie, im Verkauf und im Lebensmittelhandwerk, aber auch bei Bauberufen waren zum 30.9.2015 noch ohne Auszubildenden. In vielen anderen Berufen gab es ebenfalls noch freie Plätze.

Unbesetzten Ausbildungsstellen liegt ein strukturelles Problem zugrunde, da die Anforderungen der Ausbildungsbetriebe nicht immer zu den Kompetenzen, und die angebotenen Berufe nicht zu den Interessen der Bewerber passen.

Die Bewerbersituation

5 038 Bewerberinnen und Bewerber haben bei ihrer Ausbildungsplatzsuche die Berufsberatung und den gemeinsamen Arbeitgeber-Service der Agentur für Arbeit Göppingen und der beiden Jobcenter eingeschaltet. Das waren 42 oder 0,8 Prozent weniger als im Vorjahr.

Zum Stichtag 30.09.2015 haben 2 651 Bewerber eine Ausbildungsstelle gefunden, 1 008 besuchen weiterhin eine Schule, haben sich für ein Studium oder ein Praktikum entschieden. 263 nahmen anstelle einer Ausbildung eine Arbeitsstelle an und 126 Ausbildungssuchende haben den Freiwilligendienst oder den Dienst bei der Bundeswehr angetreten. 181 Jugendliche waren zwar bei der Bewerbung um einen Ausbildungsplatz in diesem Jahr nicht erfolgreich, konnten aber bereits eine Qualifizierungsmaßnahme beginnen, um bis zum nächsten Ausbildungsbeginn ihre Chancen auf dem Ausbildungsmarkt zu verbessern. 31 Jugendlichen konnte bis Ende September noch kein Angebot unterbreitet werden, mittlerweile haben aber auch sie ein Angebot erhalten.

Die Zahl der Ausbildungsstellen, die unbesetzt geblieben sind, und die Zahl der jungen Menschen, die keinen Ausbildungsplatz antreten konnten, zeigen, dass der Mismatch am Ausbildungsmarkt weiter zugenommen hat. „Der Ausbildungsmarkt hat sich in den letzten Jahren zu einem Bewerbermarkt entwickelt, der auch schwächeren Jugendlichen gute Chancen auf einen erfolgreichen Einstieg ins Berufsleben eröffnet hat. Es wird aber immer mehr zu einer Herausforderung, die Ausbildungsplätze der Betriebe mit passenden Bewerbern zu besetzen. Dabei müssen wir alle Potenziale und Möglichkeiten in den Blick nehmen und auch Flexibilität bei den Bewerbern hinsichtlich ihres Berufswunsches einfordern“, fasst Bettina Münz die Entwicklung am Ausbildungsmarkt 2014 / 2015 zusammen.

Viele Eltern und Schüler erleben in ihrer Berufsorientierung und Berufswahl die Veränderungen des Bildungs- und Ausbildungssystems  als große Herausforderung. Deswegen kommt der Berufsberatung als neutralem Scout eine immer größere Bedeutung zu, um die Berufswähler mit einem roten Faden, Fachwissen und dem Überblick über alle Ausbildungsmöglichkeiten beim Übergang von der Schule in den Beruf zu unterstützen.

Die Agentur begleitet dabei die Schüler bzw. Auszubildenden oft über mehrere Jahre, von der ersten Beratung in der Schule bis zum Abschluss der Ausbildung und den Übergang in ein festes Arbeitsverhältnis. Das veränderte Schulsystem, die Ansprüche an eine Inklusion, geänderte Marktbedürfnisse aber auch neue Herausforderungen, etwa durch junge Flüchtlinge, die in der Ausbildungsmarkt drängen, fordern von der Agentur immer neue Produkte in Form von Beratung, Ausbildungsförderung und Begleitung.

Besonders die berufsvorbereitenden Maßnahmen, die Berufsausbildung in außerbetrieblichen Einrichtungen, die ausbildungsbegleitenden Hilfen, die Einstiegsqualifizierung, Maßnahmen zur erweiterten vertieften Berufsorientierung und Berufseinstiegsberatung sind bewerte oder auch neue Hilfen der Agentur.

Zukünftige Auszubildende lassen sich dabei mit ihrer Entscheidung für einen Beruf und einen Ausbildungsplatz zunehmend mehr Zeit, auch wenn die beliebtesten Ausbildungsberufe seit Jahren nahezu unverändert sind. Vielen Schülern ist gar nicht bewusst, wie viele Ausbildungsberufe im Agentur-Bezirk Göppingen angeboten werden, so Markus Knorpp. In 210 Ausbildungsberufe kann die Agentur vermitteln, auch in sogenannte Randberufe wie den Flachglasmechaniker.

Zunehmend berät die Agentur auch sogenannte „Spätstarter“, Menschen, die auch mit 45 Jahren noch eine Ausbildung beginnen um so zu einem qualifizierten Berufsabschluss zu kommen.

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