Zum Beginn des Ausbildungsjahres sind in der Lehrstellenbörse der Industrie- und Handelskammer (IHK) Region Stuttgart noch rund 90 Ausbildungsplätze mit Start in diesem Herbst unbesetzt. Die meisten freien Lehrstellen sind im Gastgewerbe, im Handel sowie in der IT- und Medien-Branche verfügbar. Die Ausbildungsbetriebe begegnen dem Mangel an Lehrlingen mit einem erhöhten Ausbildungsengagement. Der Anteil der Unternehmen, die mehr Azubis einstellen wollen, ist laut einer aktuellen IHK-Umfrage, an der sich rund 330 Ausbildungsbetriebe in der Region Stuttgart beteiligt haben, mit 19 Prozent im Vergleich zum Vorjahr um knapp vier Prozentpunkte gestiegen. Die Zahl der abgeschlossenen Ausbildungsverträge ist im Vergleich zum Vorjahr geringfügig gesunken. Zum Ende August waren bei der IHK Region Stuttgart rund 9.400 Verträge eingetragen – das sind rund 30 Verträge bzw. 0,3 Prozentpunkte weniger als im August 2014. Zulegen konnten vor allem Industrie, Handel und Banken. Besonders gut schneiden die Elektrotechnik mit einem Plus von sieben sowie der Handel mit fünf Prozentpunkten ab. Verschlechtert hat sich die Situation beim Bau mit einem Minus von 21 sowie im Gastgewerbe mit sechs Prozentpunkten.
„Die Zahl der abgeschlossenen Ausbildungsverträge ist in den vergangenen Jahren immer weiter zurückgegangen. Wir hoffen aber, dass wir zum Jahresende keinen weiteren Rückgang hinnehmen müssen“, sagt IHK-Hauptgeschäftsführer Andreas Richter. Zwischen Angebot und Nachfrage klaffe jedoch weiterhin eine nicht unbeträchtliche Lücke zu Ungunsten der Betriebe. Trotz der großen Bemühungen der Ausbildungsbetriebe in der Region Stuttgart konnte fast ein Drittel von ihnen seine für das Ausbildungsjahr 2014/15 angebotenen Lehrstellen nicht besetzen – im Vorjahr war es ein Viertel.
Viele Betriebe versuchten mit noch attraktiveren Angeboten – wie zum Beispiel mit Auslandsaufenthalten oder verbessertem Ausbildungsmarketing, wie den Ausbildungsversprechen in Gastgewerbe und Einzelhandel – Auszubildende zu gewinnen. Angesichts der weiter abnehmenden Zahl von Schulabgängern und anhaltend mangelnder Ausbildungsreife vieler Bewerberinnen und Bewerber sei aber am Ausbildungsmarkt mittelfristig nicht mit Entspannung zu rechnen, schätzt Richter die Lage ein.
Laut Umfrage beklagen fast 80 Prozent der Betriebe, die Ausbildungshemmnisse feststellen, die unklaren Berufsvorstellungen vieler Jugendlicher und junger Erwachsener. Schülerinnen und Schüler bräuchten nach Ansicht der Betriebe bei der Entscheidung, wie es nach dem Schulabschluss weitergehen soll, mehr Orientierungshilfen. „Ein wichtiger Schritt bei der Verbesserung der beruflichen Orientierung ist die Einführung des Unterrichtsfachs ‚Wirtschaft, Berufs- und Studienorientierung‘ im Herbst 2016 an weiterführenden Schulen in Baden-Württemberg“, sagt der IHK-Hauptgeschäftsführer. Junge Menschen schon in der Schulzeit an Wirtschaftsthemen heranzuführen, helfe später bei der Berufswahl und in der Ausbildung.
Über 90 Prozent der Betriebe wünschen sich auch mehr Informationen zur dualen Ausbildung an den Gymnasien. „Schülern und Eltern muss erklärt werden, dass die beruflichen Entwicklungschancen mit einer abgeschlossenen Lehre häufig genauso gut sind wie mit einem Studienabschluss“, sagt Richter. Die Berufsorientierung solle an Gymnasien durch einen jährlichen „Tag der beruflichen Bildung“ verbessert werden.
Insgesamt schätzen die Betriebe die Ausbildungsreife von Schulabgängern im Vergleich zum Vorjahr geringfügig besser ein. Mündliches und schriftliches Ausdrucksvermögen bemängeln rund 60 Prozent der Betriebe – im Vorjahr waren es noch 66 Prozent. Aber auch im Rechnen und bei den sozialen Kompetenzen werden weiterhin Mängel beklagt.
Umso wichtiger sei für die Unternehmen die richtige Strategie beim Wettbewerb um geeignete Kandidaten. Das Internet ist laut Umfrage wie schon im Vorjahr das wichtigste Medium für die Azubisuche – rund 70 Prozent der Betriebe werben dort. Neben den Stellenanzeigen auf der Unternehmenshomepage (mehr als 90 Prozent) spielt auch die IHK-Lehrstellenbörse eine wichtige Rolle (über 60 Prozent). Weitere wichtige Rekrutierungswege sind Ausbildungsmessen (60 Prozent) und Vermittlungsangebote der Industrie- und Handelskammer (60 Prozent).
Diese Pressemitteilung steht auch auf www.stuttgart.ihk.de, Dok-Nr. 2736346. Die IHK-Lehrstellenbörse steht auf http://www.ihk-lehrstellenboerse.de
Die Broschüre „IHK-Online Umfrage 2015 zur Aus- und Weiterbildung“ steht bei der Pressemitteilung zum kostenlosen Download bereit.
PM