Verdi: Wegweisender Tarifvertrag abgeschlossen

Nach einer langen Verhandlungszeit ist es nun geschafft: der Tarifvertrag mit der Evang. Stadtmission Heidelberg ist unter Dach und Fach. Das ist wegweisend, da es der erste Tarifvertrag mit einem diakonischen Träger in Baden-Württemberg ist.

Vor zwei Jahren begannen die Tarifverhandlungen. Dies war der erste große Erfolg der Beschäftigten, die sich in großer Zahl bei ver.di organisiert hatten. Ihr Ziel: die Sicherung ihrer Arbeitsbedingungen und Einkommen durch einen Tarifvertrag. Sie wollten beteiligt werden an der Aushandlung, auf Augenhöhe, verbindlich und mit Durchsetzungsmöglichkeiten. Das alles gibt es nicht im Dritten Weg der Kirchen. Die Urabstimmung und 98 % Zustimmung zu einem unbefristeten Streik sowie mehrere Streiktage im Jahr 2013 brachten  den Durchbruch. „Nach zwei Jahren intensiven und konstruktiven Verhandlungen liegt nun ein Tarifvertrag vor, der sich sehen lassen kann“, so die ver.di-Verhandlungsführerin Irene Gölz, Leiterin des Fachbereichs Gesundheit, Soziale Dienste, Wohlfahrt und Kirchen bei ver.di Baden-Württemberg.

Irene Gölz: „Ganz besonders freuen wir uns natürlich über diesen ersten Tarifvertrag mit einem diakonischen Träger. Das ist wegweisend. Er zeigt nun auch in Baden-Württemberg, dass eine Sozialpartnerschaft zwischen Gewerkschaften sowie diakonischen Arbeitgebern möglich und erfolgreich im Sinne der Beschäftigten und ihres Arbeitgebers sein kann.“

Ab 1. Juli 2015 werden die Arbeitsbedingungen und Einkommen der rund 1.500 Beschäftigten durch einen Tarifvertrag geregelt und gesichert.

„Ganz besonders wichtig war uns, die zahlreichen Flexibilisierungs-möglichkeiten des Arbeitgeber beim Entgelt und der Arbeitszeit zugunsten der Beschäftigten zu beschränken. Das war unser zentraler Kritikpunkt an den bisherigen Arbeitsvertragsrichtlinien“, sagte Silke Hansen, die zuständige Gewerkschaftssekretärin bei ver.di-Rhein-Neckar.

„Die Gehaltstabelle wurde zudem von zwei bis vier Stufen auf vier bis sechs Stufen je nach Entgeltgruppe erweitert und schafft so Perspektiven für langjährige Beschäftigte“, erläuterte Thomas Hack, Krankenpfleger und Mitglied der ver.di-Verhandlungskommission.

Irene Gölz: „Ein weiteres wichtiges Ziel war für uns die Entlastung der Beschäftigten durch die Eindämmung von Überstunden, vor allem auch für Teilzeitbeschäftigte. Deshalb gibt es jetzt dafür verbindliche Regelungen.“ Die für die Erholung so wichtige freie Zeit der Beschäftigten solle so wieder planbarer werden.

Umfassende Qualifizierungsregelungen sowie eine Verdopplung der Anrechnung von Vorerfahrungszeiten auf 10 Jahre bei der Eingruppierung von neu einzustellenden Beschäftigten rundet das Ganze ab. Das bisher schon bestehende 13. Monatsgehalt muss zukünftig verbindlich ausgezahlt werden. Die ebenfalls schon bestehenden Kinderzuschläge werden weiterhin gezahlt.

Der Tarifvertrag ist frühestens zum 31. Dezember 2018 kündbar bzw. die Entgelttabellen für Entgelttarifverhandlungen bereits im nächsten Jahr.

Zum Gesamtpaket gehört auch ein Auszubildenden-Tarifvertrag.

Die in den letzten beiden Wochen durchgeführte Urabstimmung über das Ergebnis der Tarifverhandlungen brachte eine überwältigende Zustimmung der ver.di-Mitglieder. Der Tarifvertrag tritt nun in Kraft.

PM

Permanentlink zu diesem Beitrag: https://filstalexpress.de/arbeitsmarkt/10080/

Schreibe einen Kommentar