Mit dem Spruch „Wir haben keine Erklärung für das ruhige Leben der Frevler und für das Leid der Gerechten“, endet eine hochinteressante Veranstaltung vom Forum Thomas in Göppingen, die der Frage nach dem Bösen in der Bibel nachging.
Der Diplomtheologe vom Katholischen Bibelwerk Stuttgart, Dieter Bauer, brachte gut verständlich für knapp 30 interessierte Teilnehmer, die im Wesentlichen aus dem Raum Donzdorf kamen, die Frage nach dem Leid näher. Die Bibel besagt im Schöpfungsbericht mehrfach deutlich „Dass alles gut sei“, somit auch das Böse?
Der Bildungsreferent Bauer machte deutlich, dass es in der Bibel immer auch um ein Ringen der Fragen geht, die die Menschen seit jeher haben, unter anderem, woher das Böse in der Welt kommt. Wenn alles von Gott kommt, demnach auch das Böse?
„Zeitgeschichtlich verändern sich die Fragestellungen, das Denken und die theologischen Antworten“, so Bauer.
Erst mit den Naturkatastrophen kam die Schuldfrage hinzu. Das Volk Gottes hat sich dies so erklärt: „Gott hat unser Volk verlassen, weil wir ihn verlassen haben und nur wenn wir umkehren haben wir eine Zukunft“. Die Propheten im Exil unterstreichen dies dergestalt: „Gott wird sich seinem Volk wieder zuwenden.“ In der theologischen Deutung kommt deshalb die Frage hoch. „Gibt es eine Macht neben Gott“. Der Satan kommt im Alten Testament lediglich an drei Stellen vor. Satan bedeutet in diesem Zusammenhang „Ankläger“, der die Menschen bei Gott schlecht macht, aber nie selbst handelt.
Erst im Neuen Testament kommt neues Denken in Richtung des „Dualismus“ hinzu. Die Mächte von Gut und Böse nehmen Einfluss auf das Denken im Judentum.
Gott war den Menschen nicht mehr so nahe, dadurch wurden Zwischeninstanzen eingeführt, so deutet der Redakteur biblischer Zeitschriften die Denkweise.
Es treten zudem „Dämonen“ auf, die man übersetzen kann als Krankheit, Besessenheit oder Fremdbestimmung. Jesus selbst besiegt diese und damit kann die Geschichte für die Menschen wieder neu anfangen. Es gibt einen „Neustart“!
Da es aber Krankheit, Tod und Leid und unendliches Leid weiterhin gibt, bleibt die Frage offen; „Wo kommt das Böse her?“. Letztendlich helfen da diese biblischen Texte nicht weiter. Wenn die Bibel über das Eigentliche nachdenkt, dann fragt sie sich: „Was die Welt zusammenhält, woher die Welt kommt und wozu?“ Die Erkenntnis bleibt: „Nur Gott weiß, was gut und böse ist. Wir Menschen müssen Verletzungen, Leid und Trennungen durchleben. Wir können nur dem Bösen Einhalt gebieten.
Der Diplomtheologe fasst zusammen: „In der Bibel wird intensiv darüber nachgedacht: “Warum die Welt so ist, wie sie ist“: gut und böse. Und die Bibel endet mit der Hoffnung, dass das Böse ganz aus dieser Welt verschwindet und nur das Gute, Friedvolle und Heilsame bleibt“.
Felix Müller, Dekanatsreferent