Einerseits Lebensader, wird sie bei Hochwasser zur Gefahr. Die Hochwasserpartnerschaft Fils bringt Städte, Gemeinden, Fachverwaltungen und Institutionen im Hochwasserschutz zusammen.
Das Hochwasser vom Juni 2013 hat gezeigt, wie aktuell und wichtig das Thema Hochwasser auch im Landkreis Göppingen ist. „Wir können Hochwasser nicht verhindern, doch sollten wir versuchen, es partnerschaftlich zu meistern und der Gefahr bewusst entgegenzutreten“, ist in der Gründungsurkunde der Hochwasserpartnerschaft Fils vom 13.11.2008 festgehalten. Die Hochwasserpartnerschaft führt in regelmäßigen Veranstaltungen alle Akteure im Hochwasserschutz, vor allem Städte und Gemeinden, Feuerwehren, technisches Hilfswerk und das Landratsamt zusammen, weil es entscheidend darauf ankommt, auf das Hochwasser gut vorbereitet zu sein. Die Veranstaltungen geben Impulse zur Zusammenarbeit, vermitteln Wissen und schärfen das Hochwasserbewusstsein.
Das Einzugsgebiet der Fils war ein Pilotgebiet bei der Erstellung der Hochwassergefahrenkarten. Schon bei der Gründungsversammlung am 13.11.2008 wurden die ersten Arbeitskarten vorgestellt und diskutiert. In weiteren Veranstaltungen ging es um Gefahren durch wild abfließendes Wasser, sog. „Hangwasser“, um Alarm- und Einsatzplanung sowie um Hochwasserschutz an Anlagen zum Umgang mit wassergefährdenden Stoffen. Ein Meilenstein war die Übergabe der fertiggestellten Hochwassergefahrenkarten für das Einzugsgebiet der Fils am 06.02.2012.
In den Tagungen der gemeinsamen Hochwasserpartnerschaft Mittlerer Neckar in den Jahren 2012 und 2013 stand die Erarbeitung des Hochwasserrisikomanagementplans für das Gebiet Mittlerer Neckar im Vordergrund. Diese erweiterte Partnerschaft erstreckte sich auch auf die Landkreise Esslingen, Ludwigsburg, Böblingen und Rems-Murr. Der Managementplan hat das Ziel, Gefährdungen für die menschliche Gesundheit, die Wirtschaft, Kulturgüter und die Umwelt durch Hochwasser zu minimieren. Die Umsetzung der Maßnahmen betrifft alle Akteure im Hochwasserschutz: das Land, die unteren Verwaltungsbehörden, die Städte und Gemeinden, die Bürger, Industrie und Gewerbe sowie die Gefahrenabwehr. In diesem Zusammenhang betont der Erste Landesbeamte Jochen Heinz: „Den Städten und Gemeinden kommt dabei eine zentrale Rolle zu. Maßnahmen der Kommunen sind u. a. das Freihalten von Überschwemmungsgebieten, die Gewässerunterhaltung, die Gewässerschau, die Alarm- und Einsatzplanung, die Information von Bevölkerung und Wirtschaftsunternehmen, der technische Hochwasserschutz und die Bewältigung von lokalen Starkregenereignissen.“
Themen der 5. Tagung der Hochwasserpartnerschaft Fils am 29.01.2015 waren dementsprechend das Bauverbot in Überschwemmungsgebieten, die fachliche Ausgestaltung des geplanten Hochwasserregisters und das „Hochwasser-Risiko-bewusste Planen und Bauen“. Darüber hinaus wurden an Thementischen die Bereiche „Gewässerschau“, „Hochwasseralarm- und Einsatzplanung“ und „Information der Bevölkerung“ diskutiert. Die Themen sollen im Laufe des Jahres 2015 vertieft und die Ergebnisse in der nächsten Partnerschaftstagung in 2016 vorgestellt werden.
Hintergrundinformationen:
Der Weltwassertag ist ein Ergebnis der Weltkonferenz „Umwelt und Entwicklung“ 1992 in Rio de Janeiro und wird seit 1993 aufgrund einer Resolution der Generalversammlung der Vereinten Nationen jährlich begangen. Ziel des Weltwassertags ist es, die Öffentlichkeit auf die Bedeutung des Wassers hinzuweisen. 2015 steht der Weltwassertag unter dem Motto: „Wasser und nachhaltige Entwicklung“. Weitere Informationen zum Weltwassertag stehen auf der Internetseite der Vereinten Nationen zur Verfügung: http://www.unwater.org. Weitere Informationen zum Thema Hochwasserpartnerschaften finden Sie auf der Webseite der WBW Fortbildungsgesellschaft unter: http://www.wbw-fortbildung.de
Hochwasserschutz entlang der Fils – Historie: Die Entwicklung der Gemeinden im letzten Jahrhundert, auch im Filstal, fand vorwiegend in der Talaue statt, da der Fluss durch seine Wasserkraft ein wichtiger Faktor für Gewerbe und Industrie war. In Gewässernähe wurden natürliche Überflutungsräume und Retentionsflächen überbaut. Mit zunehmender Landschaftsversieglung durch Besiedlung, Urbarmachung landwirtschaftlicher Flächen und den Bau von Straßen wurde das Wasserrückhaltevermögen in der Fläche zusätzlich reduziert. Die Folge dieser Entwicklung sind schneller ansteigende und größere Scheitelabflüsse. Durch das Heranrücken zum Fluss stieg die Hochwassergefahr für die Bebauung und das Schadenspotential für Gewerbe und Industrie.
Anfang bis Mitte des 20. Jahrhunderts versuchte man mit Flusskorrekturen im Sinne von Begradigungen und Fixierung der Flüsse durch starre Profile mit möglichst glatter Sohle die Hochwassersituation in den Griff zu bekommen. Bereits damals wurden kritische Stimmen laut und es wurde erkannt, dass dadurch die Hochwassergefahr weiter in den Flussunterlauf verlagert wird.
Anfang der 70-iger Jahre wurde damit begonnen, in neu gegründeten Wasserverbänden verstärkt Hochwasserrückhaltebecken zu bauen. Diese haben die Aufgabe, die Spitzen der Hochwasserabflüsse dort abzufangen, wo sie anfallen und vorübergehend zurückzuhalten. Im Filseinzugsgebiet wurde dazu der Wasserverband Fils gegründet. Zum Wasserverband gehören die Hochwasserrückhaltebecken Herrenbach, Christental, Simonsbach und Bartenbach.
Durch das neue Instrument der Hochwassergefahrenkarten, für das Filseinzugsgebiet bereits im Jahr 2012 veröffentlicht, werden Überschwemmungsgebiete „kraft Gesetz“ festgelegt. Bereiche, die bei einem hundertjährlichen Hochwasser (HQ 100, Hochwasser welches statistisch einmal in hundert Jahren erreicht oder übertroffen wird) durchflossen werden, dürfen nur unter bestimmten Voraussetzungen und mit Ausgleich für den verlorengehenden Retentionsraum verändert werden. Seit der Novelle des Landeswassergesetzes vom Dezember 2013 gehören dazu auch vom HQ 100 betroffene Flächen im bebauten Innenbereich. Die Hochwassergefahrenkarten sind mit der damit verbundenen Flächenvorsorge neben dem technischen Hochwasserschutz und der Bau- und Verhaltensvorsorge ein wichtiger Bestandteil der Landesstrategie zum Hochwasserschutz.
Auch Effekte des Klimawandels spielen im Hochwasserschutz eine Rolle. Im Einzugsgebiet der Fils gibt es mehrere Stellen (sogenannte Pegel), an welchen die Abflüsse im Gewässer beobachtet bzw. aufgezeichnet werden. Betrachtet man die nachfolgend dargestellten Abflüsse an dem im Filseinzugsgebiet am längsten betriebenen Pegel in Plochingen (seit 1927), so stellt man fest, dass 7 der 10 größten Abflüsse innerhalb der letzten 30 Jahre aufgetreten sind [Quelle: LUBW Jahrbuchseite 2014].
Datum | m³/s | |
07.05.1931 | 381 | |
13.01.2004 | 355 | |
13.04.1994 | 353 | |
03.03.1956 | 350 | |
01.06.2013 | 325 | |
29.10.1998 | 309 | |
10.11.1927 | 300 | |
21.03.2002 | 295 | |
02.07.1987 | 281 | |
15.02.1990 | 265 | |
Tab. 1: Größte Filsabflüsse seit 1927 | ||
An der Fils lässt sich kein Schwerpunkt der Hochwasserabflüsse in bestimmten Monaten des Jahres ausmachen. Sowohl lang anhaltende Niederschläge in Verbindung mit der Schneeschmelze im Winterhalbjahr als auch Starkniederschläge im Sommerhalbjahr können an der Fils zu beträchtlichem Hochwasser führen.
Jan. | Feb. | März | April | Mai | Juni | Juli | Aug. | Sep. | Okt. | Nov. | Dez. | |
Jahr | 2004 | 1990 | 1956 | 1994 | 1931 | 1984 | 1987 | 1978 | 1927 | 1998 | 1927 | 1947 |
m³/s | 355 | 265 | 350 | 353 | 381 | 325 | 281 | 185 | 226 | 309 | 300 | 215 |
Tab. 2: Größte Filsabflüsse bezogen auf den Monat