Wie groß war doch die Hoffnung, dass die B10 nun endlich fertig gebaut wird, inclusive Schildwachttunnel bis Geislingen Ost. Nicole Razavi, die am Wahlsontag mit einer denkbar knappen Mehrheit von 284 Stimmen wieder direkt in den Landtag gewählt wurde, hat alle Hoffnungen geschürt. Sie hat mit dem Parlamentarischen Staatssekretär Norbert Barthle und dem Bundesminister für Verkehr und digitale Infrastruktur, Alexander Dobrinth, Berliner Politikprominenz im Wahlkampf aufgefahren, die alle eins verlauten ließen: Die B10 wird fertig gebaut. Wird sie auch, da haben sie nicht gelogen!
Razavi, die gerne Verkehrsministerin in einer grünschwarzen Landesregierung werden würde, hat bestimmt gewusst, dass diese geschürten Hoffnungen mit der Vorlage des Bundesverkehrswegeplans 2030 sich in Luft auflösen würden. Hat sie so viel Einfluss auf den Bundesverkehrsminister, dass der ihretwegen die Veröffentlichung bis nach der Wahl verschoben hat? Aber warum reichte der Einfluss nicht aus, die gesamte B10 in den vordringlichen Bedarf aufzunehmen um dann zumindest mit den Planungen zu beginnen?
Was passiert jetzt? Die B10 wird, nachdem die Umgehung Gingen fertig ist, bis Geislingen Mitte fertig gebaut. Die Vorplanungen sind fertig und wenn jetzt das OK aus Berlin kommt, kann die Detailplanung beginnen. Da es bei der Streckenführung keine Alternativen gibt, dürfte die Planung fertig sein, wenn auch die Umgehung Gingen fertig ist. Wenn dann das Geld von Berlin freigegeben wird, kann mit dem Bau begonnen werden. Aber wie sieht es dann in Geislingen aus?
Natürlich splittet sich der Verkehr gen Osten. Der Verkehr Richtung Heidenheim (B466) wird die B 10 schon in Kuchen Ost verlassen, aber der Verkehr Richtung Ulm wird bis zum Ende der B10 neu fahren und dann erst Richtung Sternplatz abbiegen um, und da muss man kein Verkehrsfachmann sein, die Sternkreuzung zu blockieren. Und dass über viele Jahre hinweg, denn selbst mit der Planung des Weiterbaus der B10 darf bis 2030 nicht begonnen werden. Für Geislingen bringt der jetzige Bundesverkehrswegeplan also im Saldo keine Vorteile. Zwar kommt man dann schneller Richtung Stuttgart, aber in der Stadt wird’s dafür umso langsamer.
Dass unser CDU-Bundestagsabgeordneter Hermann Färber eher ein Hinterbänkler ist, ist bekannt. Seine Zustimmung hat sich der Bundesverkehrsminister mit der Zusage zur Ortsumgehung Böhmenkirch erkauft.
Jetzt protestieren der Landrat genauso wie die IHK, die Handwerker und natürlich zu Recht auch der unterlegene Kandidat in Geislingen, Eckhart Klein. Denn, wäre der Bundesverkehrswegeplan vor der Wahl, wie ursprünglich angekündigt, veröffentlicht worden, hätte Razavi sicherlich die 284 Stimmen weniger gehabt.
Alle haben sich von Razavi und der CDU hinters Licht führen lassen, alle waren sie zu leichtgläubig. Kann man so eine Politikerin zur Verkehrsministerin machen? Sicherlich nicht. Das hat Nicole Razavi selbst vergeigt. Ehrlich vor der Wahl hätte sie zwar ihr Direktmandat verloren, aber ihre Chancen auf den Ministerinnenposten wäre gestiegen.