Gutmensch ist das Unwort des Jahres. Aber was ist an dieser Bezeichnung falsch? Ich kümmere mich in meiner Freizeit als Sprecher eines Arbeitskreises aktiv mit vielen anderen Engagierten in meiner Gemeinde um das Wohl der noch nicht oder der schon anerkannten Flüchtlinge. Dabei ist mir die Herkunft egal. Ich helfe so gut ich kann und das ist wenig genug. Ob Flüchtlinge bleiben dürfen oder nicht, ist nicht meine Entscheidung, darüber befinden andere.
Bin ich jetzt ein Gutmensch? Wenn ja, dann bin es gerne!
Was mich aber bei der Frage viel mehr beschäftigt – was ist eigentlich das Gegenteil von Gutmensch? Wie bezeichnet man Menschen, die jede Hilfe für Flüchtlinge ablehnen, die Unterkünfte von Flüchtlingen anzünden, die Flüchtlinge aber auch die Helfer angreifen, verletzten und nicht selten deren Tod in Kauf nehmen? Menschen, die offen, wie nicht nur in Dresden und Leipzig dazu aufrufen, die Bundesregierung notfalls mit Gewalt zu stürzen. Wie nennt man Menschen, die sich jetzt, vorgeblich zur Selbstverteidigung, bewaffnen, wie Rocker, die ihr Geld mit Zuhälterei verdienen und jetzt in Bürgerwehren die Rechte von Frauen verteidigen wollen? Wie nennt man die vielen Leserbriefschreiber, die täglich in den Tageszeitungen gegen Ausländer hetzen, wie die Mitbürger, die in Facebook und Twitter zur Gewalt/zum Kampf gegen Ausländer aufrufen?
Sind es Schlechtmenschen? Sind es besorgte Bürger? Was ich im Übrigen auch bin, aber aus anderem Grund. Sind es Menschen, die, aus welchem Grund auch immer, den Demagogen der Pegida, der AfD und anderer Gruppen nur allzu gern kritiklos hinterherrennen?
1 x 1 = 1, wer Mathematik studiert muss in umständlichen Berechnungen beweisen, dass dies so ist. Man kann dies aber auch ganz einfach in Frage stellen. Wer kann schließlich kurz und verständlich erklären, warum 1 x 1 = 1 ist. Genauso ist es mit den zuvor beschriebenen Menschen. Sie stellen alles in Frage, jede Meldung, jede Statistik, jede Umfrage. Nur ihre eigene Meinung zählt, auch wenn dabei herauskommt, dass 1 x 1 doch 2 ist.
Ich werde nicht aufgeben zu diskutieren, auch wenn es meist zwecklos ist. Ich werde weiter allen helfen, denen es schlechter geht wie mir, ohne nach deren Herkunft oder den Gründen ihrer Not zu selektieren. Es ist schon schlimm genug, dass es in einem so wohlhabenden Land wie Deutschland Menschen gibt, denen das Geld nicht reicht, um trotz allen staatlicher Führsorge ein einigermaßen menschliches Leben zu führen.
Mir sind arbeitslose Hartz 4 Empfänger, alleinerziehende Frauen und Flüchtlinge dabei gleich wichtig! Bin ich ein Gutmensch, so will ich es bleiben!
Joachim Abel