Weidegemeinschaft Goißatäle, Gruibingen, Mühlhausen und Wiesensteig erhält Kulturlandschaftspreis 2015

Weidegemeinschaft Goißatäle, Gruibingen, Mühlhausen und Wiesensteig erhält Kulturlandschaftspreis 2015

In der restlos gefüllten Stadthalle Maulbronn im historischen Fruchtkasten des Klosters wurde am 28. Oktober 2015 vor über 350 Gästen der Kulturlandschaftspreis 2015 des Schwäbischen Heimatbundes und des Sparkassenverbandes Baden-Württemberg verliehen.

Die fünf Träger des Hauptpreises und die drei Träger des Sonderpreises Kleindenkmale erhielten ihre Urkunden aus den Händen von Alexander Bonde, Minister für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz, sowie von Sparkassenpräsident Peter Schneider, dem Heimatbund-Vorsitzenden Josef Kreuzberger sowie dem Jury-Vorsitzenden Dr. Volker Kracht.

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In seiner Festansprache wies Minister Bonde darauf hin, dass es gerade die Regionen und Kommunen, die Vereine und Verbände im Land sind, welche die Programme der Landesregierung zum Erhalt der Kulturlandschaft und der Festigung des Naturschutzes mit Tatkraft und Kreativität umsetzen. Dieser regionale und lokale Bezug sei auch der Kern des Kulturlandschaftspreises. Der Preis habe deshalb auch zu Recht einen festen Platz im Land eingenommen. Minister Bonde beglückwünschte den Heimatbund, der den Preis zum 25. Mal vergab, zu diesem kleinen Jubiläum. Das Preisgeld von insgesamt 9.000 Euro stellt die Sparkassenstiftung Umweltschutz zur Verfügung

Zuvor hatten sich der SHB-Vorsitzende Josef Kreuzberger und Sparkassenpräsident Peter Schneider in ihren Begrüßungen die Bälle zugespielt: Kreuzberger hob hervor, die Preisverleihung sei ohne die Unterstützung der Sparkassenstiftung nicht möglich. Schneider erwiderte, der Sparkassenverband sehe eine große Übereinstimmung zwischen dem Ziel der Bürgernähe bei den Sparkassen des Landes und den Zielen des Kulturlandschaftspreises und wolle den Preis deshalb auch gerne weiterhin fördern.

Die Schülerinnen und Schüler der Grund- und Werkrealschule Lichtenstein, Träger des zum zweiten Mal ausgelobten Jugend-Kulturlandschaftspreises als einem der mit jeweils 1.500 Euro dotierten Hauptpreise, sorgten in der Festhalle mit temperamentvollen Zurufen für alle Preisträger und La-Ola-Aktionen für Stimmung. Sie hatten den Preis für die Pflege einer Wacholderheide erhalten. Zwei weitere Preisträger wurden ebenfalls für nachhaltige Landschaftspflege zwischen Schwarzwaldrand und Schwäbischer Alb geehrt – teilweise unter dem Einsatz von Schafen, Ziegen und Rindern. Ein Preis wurde für ein internationales Jugendcamp vergeben, das sich die Wiederinstandsetzung des historischen Wassersystems der Maulbronner Zisterzienser zur Aufgabe gemacht hatte. Auch das innovative Streuobst-Bürgerprojekt rund um die „Mitmachstadt“ Herrenberg erhielt einen der Hauptpreise. Der Sonderpreis Kleindenkmale, dotiert mit jeweils 500 Euro, wurde dreimal für die Erforschung, Sanierung und Dokumentation von Kleindenkmalen in Siedlung und Flur vergeben – darunter die komplette Versetzung einer barocken Kapelle in Ulm-Wiblingen.

 

Die Preisträger des Kulturlandschaftspreises 2015

 

Jugend-Kulturlandschaftspreis 2015

 

SOKO Steigbergsteigle, Grund- und Hauptschule Lichtenstein (Kreis Reutlingen)

2011 erklärte sich die GHS Lichtenstein bereit, die ein Jahr zuvor angelaufenen Pflegemaßnahmen auf einer Wacholderheide am nahe gelegenen Steigberg tatkräftig zu unterstützen. Seit längerem war das landschaftstypische Erscheinungsbild gefährdet, nachdem beispielsweise die Beweidung mit Schafen nachgelassen hatte. Im Rahmen einer Schulkooperation pflegen seit Herbst 2012 Schülerinnen und Schüler der Klassen 5 und 6 die Heide und sorgen wieder für ein offenes Landschaftsbild, wie es seit Jahrhunderten charakteristisch war. Viele der Jugendlichen, die zu großen Teilen einen Migrationshintergrund haben, bauen so konkrete Beziehungen zu ihrer jetzigen Heimat und deren prägender Landschaft auf. Sie engagieren sich auf umfassende Weise im Naturschutz und dem Erhalt der Kulturlandschaft.

 

Kulturlandschaftspreis 2015

(von Nord nach Süd)

Bürgerverein Schmie e.V., Maulbronn (Enzkreis)

Der Bürgerverein setzt sich seit langem nicht nur für die Förderung erhaltenswerter Kulturdenkmale, sondern auch für den Landschaftsschutz ein. Im Jahr 2014 kooperierte er mit dem Forstamt Enzkreis und der »Internationalen Begeg­nung in Gemeinschaftsdiensten e.V.« (IBG), um mit den Freiwilligen eines Internationalen Workcamps das historische Wasserbewirtschaftungssystem der Maulbronner Zisterzienser zu pflegen. Das System ist Teil des Weltkulturerbes Kloster Maulbronn. Im Rahmen des Jugendcamps wurden die Gräben wieder durchlässig und funktionstüchtig gemacht, Laubrechen errichtet, der Zustand der historischen Wasserversorgung dokumentiert und Tafeln zur Information der Öffentlichkeit vorbereitet. Mitglieder des Vereins nahmen an den Pflegemaßnahmen aktiv teil. Bürgerverein und Landkreis beabsichtigen, internationale Jugendcamps dieser Art auch in Zukunft fortzusetzen.

 

Nebenerwerbslandwirte, Landschaftspfleger und Tierhalter, Bad Herrenalb (Kreis Calw)

In der Nordschwarzwald-Kommune hat sich vor sieben Jahren eine Gruppe zusammengeschlossen mit dem Ziel, die ursprüngliche Kulturlandschaft ihrer Stadt wieder zurück zu gewinnen. Zahlreiche Nebenerwerbslandwirte, Landschaftspfleger und Tierhalter betreiben seither eine aktive Offenlandpflege. Sie kämpfen durch Entbuschung und Beweidung mit Rindern, Ziegen und Schafen gegen das Zuwachsen offener Bereiche und die drohende Verwaldung, drängen landschaftsuntypische Vegetation zurück, machen sogar Steillagen wieder für die Landwirtschaft zugänglich, legen Viehtriebe frei, wandeln Wald zu Weidefläche um, legen Steinriegel und Trockenmauern frei und manches mehr.

 

Bürgerprojekt Streuobsterlebnis Herrenberg (Kreis Böblingen)

Herrenberg besitzt das größte zusammenhängende Streuobstgebiet im gesamten Landkreis. Bürgerinnen und Bürger haben erkannt, dass diese einzigartige und landschaftsbildprägende Kulturlandschaft erhalten werden muss. So formierte sich 2012 die Bürgergruppe »Streuobsterlebnis Herrenberg«. Sie setzt sich nicht nur durch zahlreiche Pflegemaßnahmen für den Erhalt der Landschaft ein, sondern betreibt in hohem Maß Öffentlichkeitsarbeit mit Führungen, Schnittkursen, Pädagogik und Beweidungskonzepten. Über 3.000 ehrenamtliche Stunden wurden bereits eingebracht. Ziel der Gruppe ist es insbesondere, dem heutigen Konsumverhalten ein bewusstes Wahrnehmen von traditionellen Werten entgegenzusetzen, die auch heute noch (oder wieder) von großer Bedeutung für Mensch und Natur sind.

 

Weidegemeinschaft Goißatäle, Gruibingen, Mühlhausen und Wiesensteig (Kreis Göppingen)

Der fünfköpfigen Weidegemeinschaft im historischen Geißental, einem Abschnitt des oberen Filstals am Rande der Schwäbischen Alb, geht es erklärtermaßen um die Erhaltung des charakteristischen Landschaftsbildes der Region, das traditionell durch Beweidung, Streuobstwiesen und eine reiche Flora mit Wildpflanzen und Orchideen geprägt ist. 150 Ziegen, 50 Fuchsschafe und 120 Heidschnucken eignen sich besonders als vierbeinige Landschaftspfleger auf Heideflächen und Trockenrasen. Auch das Fleisch der Tiere ist wegen der Weidegräser, die als alleinige Nahrung dienen, sehr hochwertig und wird von der Weidegemeinschaft vermarktet.

 

Sonderpreis »Kleindenkmale« 2015

Projektgruppe „Erhalten und Gestalten“ des Heimat- und Kulturvereins Assamstadt (Main-Tauber-Kreis)

Die 190 Mitglieder des Vereins haben es sich zur Aufgabe gemacht, die Geschichte ihrer Heimat auch für nachfolgende Generationen zu vermitteln und erlebbar zu machen. Unter anderem setzen sie sich dabei ehrenamtlich für die Erforschung, Dokumentation und Renovierung aller 67 Assamstadter Kultur- und Kleindenkmäler ein, darunter zahlreiche  Bildstöcke, ein Kreuzweg, Gedenksteine und anderes mehr.

 

Günther Dangelmaier, Schwäbisch Gmünd-Hussenhofen (Ostalbkreis)

Mit dem aufwändig gestalteten 140-seitigen Buch „Kleindenkmale unserer Heimat“ ist es Günther Dangelmaier gelungen, die gesamte Bürgerschaft seiner Gemeinde mit unzähligen Bildern und lesenswerten Texten mitzunehmen auf eine Reise durch die Kleindenkmallandschaft von Hussenhofen. Insgesamt dokumentierte er rund 50 Zeitzeugnisse aus Holz, Stein und Metall und verfasste die zugehörigen Geschichten. Der Autor ist davon überzeugt, dass diese Orte und Denkmale auch in der heutigen Zeit Halt und Orientierung bieten.

 

Förderkreis zur Erhaltung der Wiblinger Kapellen, Flurkreuze, Bildstöcke und Kleindenkmale e.V., Wiblingen (Stadt Ulm)

Der 120-köpfige Verein engagiert sich seit einigen Jahren beim Erhalt zahlreicher Kleindenkmale. Dazu gehören ins­be­sondere die Bestandsaufnahme, Katalogisierung und Dokumentation aller Wiblinger Kapellen, die Organisation von Sanierungsmaßnahmen, die Zusammenarbeit mit Behörden, Spendensammlungen und Öffentlichkeitsarbeit. Einige Mitglieder legen bei Instandsetzungen selbst ehrenamtlich Hand an. Herausragend war der Einsatz des Vereins seit dem Jahr 2014, als es galt, die barocke Nepomuk-Kapelle an der Ulmer Straße am Stück um einige Meter zu versetzen. Zugleich wurden Gebäude und Ausstattung unter großer Anerkennung durch die Bürgerschaft saniert und restauriert.

PM

 

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