Ein Handy ist für die Flüchtlinge kein Statussymbol, sondern der einzige Weg, sich mit der Außenwelt, mit Verwandten und Bekannten in ihrer Heimat oder Mitflüchtlingen in Deutschland zu verständigen. Aber mit dem Erwerb eines Handys beginnt für viele Flüchtlinge ein Martyrium, vom freundlichen Deutschen bleibt dann oft nicht viel.
Die Flüchtlinge werden nach langer, beschwerlicher und oft gefährlicher Reise in Deutschland meist wohlwollend, von vielen sogar mit großer Hilfsbereitschaft empfangen. Nach den ersten Tagen in Deutschland beginnt man seine neue Umgebung zu erkunden und erlebt die große Verführung der deutschen Wohlstandsgesellschaft. Der deutschen Sprachen noch nicht mächtig fällt einem unter dem Handy nur der günstige Preis (z. b. 49,90 EUR) auf. Schnell in den Laden schnell ein Formular ausgefüllt, kann man das Handy gleich mitnehmen. Strahlende, glückliche Menschen verlassen das Geschäft. Dass sie hier einen völlig überteuerten Telefonvertrag unterschrieben haben, das merken sie erst Wochen später, wenn die erste Rechnung kommt, für die Gespräche in die Heimat, für das Surfen im Internet, für die Nutzung kostenpflichtiger Apps.
Dass die Flüchtlinge diese Rechnungen nicht bezahlen können versteht sich von selbst, dass sie oft gar nicht verstehen, wofür sie eine Rechnung bekommen verbessert die Sache nicht, viele Rechnungen landen so im Abfall. Doch damit beginnt eine perfide Maschinerie der Unterdrucksetzung, an der sich auch hiesige Inkassounternehmen beteiligen.
Trotz Schufa-Auskunft, trotz der Kenntnis, dass ihre Klienten noch nicht anerkannt sind, und oft ziemlich sicher, wie bei den Flüchtlingen aus sicheren Herkunftsländern, wieder in ihre Heimatländer zurück müssen, beginnt ein Spiel mit den Flüchtlingen, die das deutsche Recht nicht kennen.
Erst kommt ein Inkassoschreiben einer mehr oder weniger berüchtigten Inkassofirma (seriöse Firmen übernehmen diese Fälle wegen erwiesener Erfolglosigkeit nicht) mit Gebühren, die die Forderung oft um ein Vielfaches überschreiten und der Androhung eines Gerichtsverfahrens, zu dem es aber nie kommen wird, denn die Gebühren wiedersprechen allen deutschen Vorschriften für Inkassoverfahren und würden so schnell vom Gericht kassiert. In diesem Fall hätte sich die Arbeit der Inkassobüros nicht „gelohnt“. Also setzt man die Flüchtlinge weiter unter Druck, entweder mit einem Gerichtsvollzieher (der die Berechtigung der Forderung nicht zu prüfen hat) eigenen Mitarbeitern oder oft angeheuerten Geldeintreibern, die selbst oft aus dem Ausland stammen und mit den Flüchtlingen nicht gerade zimperlich umgehen. Die Betreuer von Flüchtlingen haben schon manch unrühmliche Erfahrung mit dieser Art von Geldeintreibung.
Viele Flüchtlinge lassen sich derart einschüchtert, dass sie dann jede geforderte Summe bezahlen. Die Sache hat also für die Inkassofirmen gelohnt!
Wir haben vom Filstalexpress versucht, Kontakt zu den Inkassofirmen, unter anderem auch eine Firma in der Stuttgarter Schockenriedstraße, aufzunehmen, wurden aber jeweils abgewiesen. Für ein Gespräch mit der Presse stehe man nicht zur Verfügung, so unisono die Auskunft. Man wird wissen, wieso!