Sterben und Tod gehören leider immer noch zu den Tabuthemen unserer auf Leistung ausgerichteten „Höher-Schneller-Weiter-Gesellschaft“. Nur zu gerne blenden wir Themen wie Schwäche, Gebrechlichkeit, Alter, Tod und Sterben aus. Obgleich Altern, Tod und Sterben Themen sind, die uns alle früher oder später auf irgendeine Art und Weise auf unserem Lebensweg treffen und berühren werden. Mit unserer Geburt – auf die Welt kommend – steht bereits fest, dass wir die Welt mit dem eigenen Tod irgendwann auch wieder werden verlassen müssen, denn: wir alle sind nur Gast auf Erden!
Allmählich, wenn auch langsam verändert sich diese Haltung und immer mehr Menschen machen sich, durch eine bewusstere Lebenshaltung, auch über die letzte Phase ihres Lebens Gedanken und stellen sich, im Rahmen einer Vorsorgeplanung, auch viele Fragen.
Wie wird es einmal sein? Wie wird es mit mir zu Ende gehen? Wann wird es so weit sein? Werde ich einmal zu Hause sterben dürfen oder muss ich in eine Klinik? Werde ich in ein Altenheim verbracht, weil ich anderen zur Last falle? Wird dann jemand bei mir sein? Habe ich liebevolle Begleiter an meiner Seite? Oder werde ich in meiner letzten Stunde allein sein? Werde ich Schmerzen haben? Oder das Bewusstsein verlieren? Werde ich Angst haben? Wird es eine Qual sein? Und was kommt danach? Gibt es ein Leben nach dem Tod? Oder ist mit dem Tod alles vorbei?
So schwer solche Fragen zunächst auch sein mögen, letztlich ist es so gesehen sogar „gesund“ und heilsam, sich grundsätzlich und rechtzeitig im Leben damit zu beschäftigen und diesen unabwendbaren Themen nicht auszuweichen. Denn zu einer bewussten und realistischen Lebenshaltung gehört auch Klarheit. Sterben gehört nun einmal auch zum Leben! So widersprüchlich das auch klingen mag – so ist es. Leben und Sterben gehören untrennbar zusammen. Das Sterben, der Sterbeprozess, gehört als unsere wichtigste letzte Phase genauso natürlich und selbstverständlich zu unserem Lebenskreislauf, wie die Geburt. Auch in der Natur können wir diesen Prozess von Wachsen, Werden und Vergehen jedes Jahr aufs Neue, von Frühjahr, über Sommer, bis hin zum Herbst und Winter, beobachten.
Mit diesem Ratgeber, voller Ideen, Texte und Impulse für diesen kostbaren Prozess von Leben, Sterben und Trauern, möchte ich auch Ängste abbauen, Mut machen, Kraft und Trost spenden, für die Zu-Begleitenden und deren Begleiter.
Im Pflege- und Betreuungsalltag sind Tod und Trauer allgegenwärtig. Daher ist es wichtig, die verbleibende Zeit in der letzten Lebensphase gut zu nutzen, lebenswert zu gestalten und somit den Tagen sprichwörtlich „mehr Leben zu geben“.
Cicely Saunders, die Pionierin der Hospizbewegung und Palliativmedizin, hat diese Aussage geprägt. Ihr berühmter Satz: „Es geht nicht darum, dem Leben mehr Tage zu geben, sondern den Tagen mehr Leben“ steht für eine ganzheitliche, lebensbejahende Sterbebegleitung, die der verbleibenden Zeit besondere Bedeutung beimisst.
Wie eine solche Sterbe- und Trauerbegleitung trotz Zeitknappheit im Pflege- und Betreuungsalltag gelingen kann, zeigt dieser Ratgeber, damit unsere Zu-Begleitenden einen erfüllten Lebensabend verleben dürfen sowie eine würdige „letzte Reise“ antreten können.
Autorin Marion Jettenberger begleitet hauptberuflich als Palliativfachkraft und Hospizkoordinatorin seit vielen Jahren Schwerkranke und Sterbende sowie deren Zugehörige. So hat sie Einblick in Alten- und Pflegeheime, Demenz-WGs, Tagesstätten, Kliniken sowie in den häuslichen Bereich Betroffener. Nebenberuflich teilt sie als Autorin und Referentin ihre Erfahrungen und ihr Fachwissen in Ratgebern, Fachartikeln, in Vorträgen sowie in der Fort- und Weiterbildung.
Ihr neues informatives Buch „Den Tagen mehr Leben geben – Lebens-, Trauer- und Sterbebegleitung für den Pflege- und Betreuungsalltag“, fast 200 Seiten, ISBN 978-3-95544-164-7, € 22, von Marion Jettenberger erschien vor wenigen Tagen im Manuela Kinzel Verlag und ist ab sofort im Buchhandel, im Internet oder direkt vom Verlag, Tel. 07165 / 929 399, lieferbar.