Erntezeit im Streuobstparadies – aber wann ist das Obst wirklich reif?

Untern den unzähligen Obstbäumen im Streuobstparadies zeigt sich momentan das gleiche Bild: Obwohl der September erst angefangen hat, liegt schon viel Obst unten und animiert die Besitzer zur Ernte. Bei den Mosterein läuft die Obstannahme bereits auf Hochtouren, so wie es in einem normalen Obstjahr erst gegen Ende der Saison der Fall ist.

Obst unter den Bäumen sollte nicht zur verfrühten Ernte animieren

Aber der Reifezeitpunkt trügt! Natürlich sind einige frühe Sorten, z.B. Jakob Fischer, jetzt schon reif. Der Großteil der Sorten ist aber noch nicht im optimalen Erntezustand. Aufgrund der lang anhaltenden Hitze und Trockenheit können die Bäume nicht mehr alles Obst versorgen und werfen dieses vermehrt ab. Oftmals sind die bereits unterm Baum liegenden Äpfel auch wurmig. Streuobstwiesenbesitzer sollte die Zahl der unterm Baum liegenden Äpfel also nicht zum Anlass nehmen und das Obst frühzeitig schütteln! Das ist auch den Mostereien im Gebiet ein wichtiges Anliegen, denn unreifes Obst weist natürlich eine geringere Qualität auf, als vollreifes.

Warten lohnt sich – Preise und Qualität steigen gegen Ende der Saison

Darin liegt auch begründet, dass gegen Ende der Mostsaison die Annahmepreise steigen. Je länger die Äpfel am Baum ausharren, desto mehr steigt die Qualität. Bringt das Wetter nun noch Regen, ein paar kühlere Temperaturen und auch Sonne, dann entwickeln sich die „inneren Werte“, wie z.B. der Öchsle-Gehalt positiv. Warten lohnt sich also: Diejenige, die das Obst selbst verwerten erzielen bessere Qualitäten und diejenigen, die es bei der Mosterei abgeben höhere Preise, wenn der optimale Reifezeitpunkt abgewartet wird.

Knick-Dreh-Bewegung verrät den richtigen Reifezeitpunkt

„Der optimale Reifezustand lässt sich immer noch am Besten testen, indem man probiert, wie leicht sich der Apfel vom Zweig lösen lässt. Dazu einen Apfel nehmen und eine vorsichtige Knick-Dreh-Bewegung vornehmen. Nur wenn sich der Apfel dabei leicht lösen lässt, ist der richtige Zeitpunkt zum Schütteln schon gekommen“, weiß Maria Schropp vom Verein Schwäbisches Streuobstparadies. Nur dem, der Äpfel als Tafelobst im Keller einlagern will, rät Schropp zu einer früheren Ernte: „Das Obst hat dann Zeit beim Lagern langsam nachzureifen und ist durch eine frühere Ernte länger haltbar“.

Gute Ernte in Aussicht aber hoher Preisdruck auf dem Weltmarkt

Generell ist in diesem Jahr eine gute Obsternte in Aussicht. Nachdem im letzten Jahr aufgrund der Spätfröste fast nichts auf den Bäumen hing, hängen die Obstbäume dieses Jahr richtig voll. Durch die Trockenheit sind die Früchte nicht ganz so groß, wie es sich manch Verarbeiter wünscht.

Der Markt wird aber auch in diesem Jahr wieder von billigem Obst aus Polen geflutet. Dort steht eine äußerst gute Ernte an, so dass die großen Erntemengen von dort die Preise auf dem gesamten Weltmarkt drücken.

Was vielen nicht bewusst ist: Diese Weltmarktsituation nimmt auch Einfluss auf die Obstpreise bei uns. Denn im streuobstreichen Baden-Württemberg gibt es mehr Obst, als verbraucht wird. Aus dem Grund verkaufen Mosterein insbesondere zu Saisonbeginn die Äpfel oder den daraus gepressten Saft an große Konzentrathersteller weiter. Beim Weiterverkauf konkurrieren die Mostereien dabei mit Anbietern aus anderen Ländern. „Mitunter aus diesem Grund liegen die Annahmepreise für Mostobst nicht so hoch, wie wir es uns für die Bewirtschafter wünschen“, klagt Maria Schropp.

Saft aus der Region trinken um den Streuobstbau zu stärken

Die Gegenmaßnahme dazu ist ganz einfach: In zu vielen Haushalten steht der billige Saft aus dem Discounter auf dem Tisch, anonym, ohne Herkunftsangabe. Von den ca. 800 Millionen Liter Apfelsaft, den die Deutschen jährlich trinken, wird über die Hälfte nicht aus deutschen Äpfeln hergestellt. Würden alle Schwaben Saft aus der Region trinken, könnte der Weltmarkt nicht solchen Einfluss auf die Streuobstwiesen nehmen.

Wer den Streuobstwiesen also etwas Gutes tun will, sollte zu den Eigenmarken der Mostereien, oder – noch besser – zu den Säften der zahlreichen Aufpreis-Initiativen greifen. Denn die stellen nicht nur einen fairen Preis für die Obstlieferanten sicher, sondern verpflichten diese auch vertraglich die Obstbäume zu pflegen. Ein e Übersicht über Aufpreis-Projekte aus dem Vereinsgebiet gibt es unter www.streuobstparadies.de.

 

Foto: Angela Hammer

PM Schwäbisches Streuobstparadies e.V.

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