„Der interreligiöse Dialog ist kein Patentrezept, er kann nicht soziale und politische Probleme lösen und er ist auch nicht gescheitert, wenn er Gewalt und Terror einer kleinen Minderheit nicht verhindern kann – er ist erst gescheitert, wenn er angesichts von Hass und Gewalt einiger weniger nicht mehr geführt wird. Es gibt somit keine Alternative zum Dialog“, ist Dekanatsreferent Müller überzeugt.
Nach dem Tod von Pfarrer i. R. Rudolf Lughofer wurde der Gesprächskreis Christen und Muslime in Göppingen dieser Tage wieder neu aktiviert. Das Gespräch soll helfen Vorurteile abzubauen. Nach den Anschlägen auf das Satiremagazin Charlie Hebdo
war es zwingender denn je, jede Form von Gewalt im Namen der Religion abzulehnen. Ein entsprechendes Friedensgebet im Januar fand mit einem großen Zuspruch auf dem Rathausvorplatz und hatte das Motto: „Gemeinsam für Frieden“ deutlich werden lassen. Der katholische Dekanatsreferent Felix Müller hält es für ein wichtiges Signal, den Muslimen in der Stadt die Hand zu reichen und sich auf der anderen Seite unmissverständlich gegen Islamismus abzugrenzen. Die Verantwortlichen am Tisch sind bereit, eine Gesprächskultur ins Auge zu fassen, in der wichtige Punkte offen und ehrlich angesprochen werden können. Gemeinsam mit der Stadt Göppingen wird man am bundesweiten Programm „Demokratie leben!“ teilnehmen und mit Maßnahmen und Projekten sich mit demokratie-und rechtsstaatsfeindlichen „islamistischen Orientierungen und Handlungen“ auseinandersetzen. „Persönliche Beziehungen sind das beste Mittel zur Verständigung, zu differenzierter Wahrnehmung und zu Vertrauensaufbau“, meint Müller. In der Bewertung und Einschätzung vom Gesprächskreis muss festgehalten werden, „dass neben all diesen positiven Entwicklungen es auch immer wieder Hindernisse, Rückschläge, Abbrüche gibt.
Eines der größten Probleme stellen in vielen Fällen die mangelnde und ungleich vorhandenen personellen und finanziellen Ressourcen dar: während die kirchlichen Strukturen wenigstens zum Teil mit gut ausgebildeten Hauptamtlichen aktiv werden können, gibt es auf muslimischer Seite oft nur ehrenamtliche Laien, deren Zeitbudget zwischen Arbeit, Familie und Moscheeaufgaben oft nur wenig Raum für den Dialog und die Begegnung mit anderen lassen. Auch Sprachprobleme – vor allem in Hinblick auf die Imame – spielen noch eine hemmende Rolle, auch wenn diese Probleme mit der zweiten und dritten Generation von Muslimen deutlich abnimmt“. Im Dialog Aktive haben nicht selten das Gefühl gegen „Windmühlenflügel“ anzukämpfen und sich rechtfertigen zu müssen. Letztlich sind es immer nur einige wenige und weitgehend dieselben, die von beiden Seiten am Dialog interessiert und beteiligt sind. Die wenigen im Dialog engagierten können zu wichtigen “Brückenmenschen“ zwischen den Religionsgemeinschaften und gesellschaftlichen Milieus werden, die gerade in Krisenzeiten und Konfliktfällen eine vermittelnde Rolle spielen können.
Felix Müller, Dekanatsreferent