Rehabilitation ist wirksam und schafft Lebensqualität – REHAktionsgespräch: Politik und Krankenhausverband diskutieren im Christophsbad

Die chronische Unterfinanzierung der medizinischen Rehabilitation, sowie der Widerspruch zum erklärten Willen des Gesetzgebers die Prävention deutlich zu stärken, haben die Baden-Württembergischen Krankenhausgesellschaft (BWKG) und die Rehabilitationskliniken, zu der sechsmonatigen Reha-Kampagne „Umsonst ist keine Reha“ veranlasst. Die Medizinische Rehabilitation nach einem Schlaganfall, einem Schenkelhalsbruch, Unfall oder sonstiger schwere Erkrankung ist bewiesener Maßen der notwendige und richtiger Schritt, um ganz im Sinne der Tertiärprävention (Rückfallprophylaxe), die Selbstständigkeit und Leistungsfähigkeit der Betroffenen bestmöglich zu erhalten und zu fördern – also die Lebensqualität.

PolitikergesprächDie Bundestagsabgeordneten Heike Baehrens (SPD) und Herrmann Färber (CDU), wie auch die Landtagsabgeordneten Nicole Razavi (CDU), Jörg Matthias Fritz (Grüne) und Jutta Schiller (CDU) kamen einer Einladung ins Klinikum Christophsbad am 27. April nach. Gemeinsam zeigten sie damit, wie sehr ihnen das Thema Rehabilitation und Prävention  sowie die wirtschaftliche Situation der Rehakliniken am Herzen liegt. Die klare Forderung der Veranstalter lautete: Jede medizinisch notwendige Rehabilitation muss genehmigt und leistungsgerecht vergütet werden.

Das Klinikum Christophsbad mit seinen Kliniken für Geriatrische Rehabilitation und Physikalische  Therapie und der orthopädisch-rheumatologischen Rehaklinik Bad Boll haben die BWKG mit mehreren Veranstaltungen bei der Kampagne  unterstützt. Unter anderem sammelten die beiden Kliniken 1016 Karten von Patienten, Angehörigen, Mitarbeitern und Gästen, die mit ihrer Unterschrift deutlich machten, für wie unverzichtbar sie Rehabilitationsmaßnahmen und deren leistungsgerechte Vergütung halten.

Eine medizinische Reha macht viele Patientinnen und Patienten wieder fit für Alltag, Familie und Beruf. „Für die Betroffenen bedeutet dies ein großes Plus an Lebensqualität“, betonte Christophsbad-Geschäftsführer Bernhard Wehde. Wird dank einer Reha eine Pflegebedürftigkeit vermieden, rechnet sich das für die gesamte Solidargemeinschaft, aber ganz besonders für die tatsächliche Lebensqualität der Betroffenen. Dennoch werden viele Reha-Anträge von den Krankenkassen abgelehnt und die notwendigen Leistungen zudem nicht ausreichend vergütet. „Die aktuellen Vergütungssätze reichen einfach nicht, um die notwendigen Reha-Leistungen zu finanzieren“, machte Birgit Kälbling deutlich. Als Geschäftsführerin der Rehaklinik Bad Boll ist sie täglich mit der Schwierigkeit konfrontiert, eine Rehaklinik trotz voller Bettenbelegung wirtschaftlich führen zu wollen. Durch die chronische Unterfinanzierung mussten seit 2009 viele Rehakliniken in Deutschland schließen oder ihre Bettenzahlen verringern – und dies obwohl es immer mehr ältere Menschen gibt.

Für Dr. Helmut Tüchert, Chefarzt der Rehaklinik Bad Boll und Dr. Christian Marburger, Chefarzt der Geriatrischen Rehaklinik am Klinikum Christophsbad, ist eine solche Situation nur schwer zu verstehen. Sie wissen, wie viel eine gute Reha bei jüngeren wie älteren Menschen für deren  Lebensqualität und ihre Zukunftsperspektiven ausrichten kann. Nach einem Bandscheibenvorfall kann eine orthopädische Reha zum Beispiel eine riskante Operation mit häufig unbekannten Folgen verhindern. Von einer geriatrischen Reha können ältere Menschen nach einem Sturz so profitieren, dass sie weiter zu Hause leben können. Eine ausreichende Finanzierung für die Rehabilitation müsse daher endlich gewährt werden. „Helfen Sie uns, damit wir den Menschen helfen können“, lautete Frau Kälblings Botschaft an die Politiker, die sich mit der Botschaft der BWKG deckt

Katja Gohl, Geschäftsführerin des Geschäftsbereichs Rehabilitation der BWKG, fasste die politischen Forderungen der Kampagne zusammen:  Zum Wohle der Solidargemeinschaft fordert die BWKG eine leistungsgerechte Vergütung. Es müssen zudem Anreize für die Krankenkassen geschaffen werden, das Prinzip „Reha vor Pflege“ umzusetzen. Dazu gehört auch die Beteiligung der Pflegeversicherung an den Reha-Kosten für Versicherte im fortgeschrittenen Alter sowie eine Vereinfachung des Antragsverfahrens. Am Ende der Veranstaltungen wurde den Politikern die 1016 Karten „Pro Reha“ und damit symbolisch die Forderungen übergeben.

Die konstruktive Diskussion am runden Tisch zeigte, wie sehr den anwesenden Politikern die schwierige Situation der Kliniken und die Wichtigkeit von Rehabilitationsmaßnahmen bereits bewusst waren. Sie ließen keinen Zweifel darüber, dass sie auch über die gute Arbeit der Rehakliniken im Kreis Göppingen informiert sind. Die Bundestagsabgeordnete Heike Baehrens steht im Bundestag und in der SPD-Fraktion für die Stärkung der Pflege und die leistungsgerechte tarifliche Bezahlung von Pflegemitarbeitern. Die Landtagsabgeordnete Jutta Schiller machte deutlich, dass sie den dringenden Änderungsbedarf im Finanzierungssystem der Rehakliniken erkennt. Sie hat kein Verständnis für die Kniffe mancher Krankenkassen. Anhand eines Beispiels hatte Herr Wehde vor Augen geführt, wie eine Krankenkasse mit eigenwilligen Klauseln sogar die Kostenübernahme am Wochenende verweigert. Die CDU-Politikern Nicole Razavi interessierten konkrete Lösungsvorschläge vonseiten der Rehakliniken – sowohl im Hinblick auf die Finanzierung als auch die Prävention, zum Beispiel durch eine verstärkte Zusammenarbeit von Ärzten und Sportvereinen.

Gastgeber und Gäste waren sich einig, dass die Probleme nicht mit einem Knopfdruck gelöst werden können, sondern an verschiedenen Stellen angesetzt werden muss, um eine für alle Seiten zufriedenstellende Lösung zu finden: sowohl für die Patienten und Kliniken als auch für die Kostenträger. Hermann Färber bedankte sich im Namen aller Abgeordneten für die hervorragende Darstellung aus Sicht der Betroffenen und für die Sensibilisierung für die Probleme der Rehakliniken. Den Vertretern der Rehaklinik Bad Boll und der Geriatrischen Rehaklinik des Christophsbads ist nach dem REHAktionsgespräch eines gewiss: Sie haben die Unterstützung ihrer Abgeordneten.

Foto: V.l.n.r: Jutta Schiller, Heike Baehrens, Hermann Färber, Birgit Kälbling, Jörg-Matthias Fritz, Nicole Razavi, Dr. Christian Marburger , Bernhard Wehde, Katja Gohl

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