Regionale Konjunktur: Allzeithoch bei Lagebeurteilung – Mehr Betriebe beklagen Personalmangel als Geschäftsrisiko

„Die wirtschaftliche Lage der Betriebe in unserer Region ist so gut wie noch nie in den letzten zwanzig Jahren“, sagt Marjoke Breuning, Präsidentin der Industrie- und Handelskammer (IHK) Region Stuttgart. Dies zeigt die aktuelle Konjunkturumfrage der Kammer unter rund 900 Betrieben aller Branchen und Größenklassen im Großraum Stuttgart. „Die meisten Unternehmen sind hervorragend ins neue Jahr gestartet, trotz weiter bestehender Konjunkturrisiken“, so die IHK-Präsidentin. Brexit, Unwägbarkeiten der US-Politik und schwelende Krisenherde weltweit können der zunehmenden Belebung des Welthandels aber offensichtlich nichts anhaben. So haben nicht nur die leistungsstarken Volkswirtschaften in Europa, Amerika und Asien vom Weltwirtschaftswachstum profitiert, sondern auch die meisten Schwellenländer. Der exportstarken Wirtschaft in der Region Stuttgart, deren Industrie fast 70 Cent von jedem umgesetzten Euro im Ausland verdient, hat diese Entwicklung kräftige Nachfrage aus dem Ausland beschert. „Die Voraussetzungen dafür, dass die Wirtschaft den Schwung auch 2018 beibehält, sind gegeben“, so Breuning.

Mehr als 60 Prozent der befragten Unternehmen in der Region Stuttgart bewerten ihre aktuelle Lage gut. Das sind noch einmal rund vier Prozentpunkte mehr als letzten Herbst und so viele wie nie zuvor. Befriedigend beurteilen rund 36 Prozent ihre Geschäftslage (Herbst: 40 Prozent). Mit 3,7 Prozent der Befragten beklagen nochmals weniger Unternehmen als bei der vorhergehenden Umfrage eine schlechte Situation (Herbst: vier Prozent).

Nochmals mehr Betriebe als beim letzten Mal, nämlich 46 Prozent, bewerten ihre Ertragslage gut – eine Steigerung um rund vier Prozentpunkte. 45 Prozent sind mit ihren Erträgen zufrieden und rund neun Prozent unzufrieden – ähnlich viele wie im Herbst 2017.

Fast 62 Prozent der Befragten melden in der Industrie eine gute Lage. Im Herbst taten das nur 56 Prozent. Nur noch etwas mehr als drei Prozent sind in einer schlechten Situation – eine Abschwächung um rund einen Prozentpunkt. Damit hat die Industriebranche ihr Allzeithoch nur knapp verpasst, während die Dienstleister mit fast 63 Prozent positiven Lagebeurteilungen dieses erreichten (Herbst: 60 Prozent). Allein in der Bauwirtschaft ist die Zufriedenheit mit knapp 60 Prozent an guten Lagebewertungen gegenüber dem Rekordniveau vom letzten Herbst (gute Lage: 67 Prozent) leicht zurückgegangen. Ursache dafür sind steigende Arbeits- und Rohstoffkosten. Auch im Einzelhandel sind die positiven Lagebeurteilungen noch nicht auf dem Niveau anderer Branchen, während der Großhandel zur guten Form Mitte letzten Jahres zurückgefunden hat. Auch im Gastgewerbe hat sich die Stimmung deutlich aufgehellt.

Ausgehend von der guten Geschäftslage sind auch die Aussichten der Unternehmen für die kommenden zwölf Monate überwiegend positiv. Rund 93 Prozent der Betriebe erwarten bessere oder gleichbleibend gute Geschäfte (plus drei Prozentpunkte). Nur noch knapp sieben Prozent fürchten eine Verschlechterung der Situation (Herbst: zehn Prozent). Auch die Auftragseingänge und Umsatzerwartungen konnten mit 40 Prozent positiven Bewertungen nochmals zulegen (plus knapp zwei Prozentpunkte).

Entsprechend positiv fallen die Pläne für Inlandsinvestitionen der regionalen Wirtschaft aus. 40 Prozent der Unternehmen wollen 2018 mehr investieren als 2017, 48 Prozent in etwa genauso viel und nur zwölf Prozent planen weniger für Inlandsinvestitionen auszugeben als im Vorjahr. Zwei Drittel der Betriebe planen Ersatzinvestitionen, 42 Prozent wollen Innovationen und 40 Prozent die Digitalisierung vorantreiben, jeweils 36 Prozent planen Rationalisierungsinvestitionen oder wollen ihre Kapazitäten erweitern.

Die Industrie plant nochmals mehr Auslandsinvestitionen – mehr als die Hälfte der Industrieunternehmen geht davon aus. „Angesichts der finanziellen Spielräume in den öffentlichen Haushalten sollte eine neue Bundesregierung die steuerlichen Rahmenbedingungen für die Wirtschaft zukunftsfähig ausgestalten und damit den Standort Deutschland stärken“, appelliert IHK-Präsidentin Marjoke Breuning. Immer mehr Staaten rund um den Globus versuchten mit steuerpolitischen Maßnahmen Investoren anzulocken oder zum Bleiben im jeweiligen Land zu motivieren. „Mit Blick auf die exportorientierte Wirtschaft in der Region Stuttgart ist es wichtig, die Steuersignale großer Wettbewerber ernst zu nehmen“, sagt die IHK-Präsidentin.

Bezüglich Brexit ist die Situation weiterhin überwiegend von großer Unsicherheit in den Unternehmen geprägt. Die getroffenen Vereinbarungen zum zweijährigen Übergang helfen zwar den Unternehmen etwas, um die Unsicherheiten zu reduzieren. Da die Betriebe aber langfristig planen, braucht es eine verlässliche Langzeitperspektive, so Breuning.

Sorgen bereitet den Unternehmen in erneut gewachsenem Maß auch der Mangel an qualifiziertem Personal: Annähernd zwei Drittel der befragten Betriebe nennen Fachkräftemangel als Geschäftsrisiko. Im vergangenen Herbst waren das noch 56 Prozent. An zweiter Stelle im Risikoranking folgen die steigenden Arbeitskosten (44 Prozent) und die Inlandsnachfrage (39 Prozent).

Dennoch will zum Jahresbeginn fast ein Drittel der Befragten zusätzliches Personal einstellen, rund 56 Prozent der Unternehmen wollen ihre Belegschaft konstant halten und nur noch 13 Prozent Personal abbauen.

PM

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