Öffentliches Hearing zur Vollintegration des Landkreises Göppingen in den VVS brachte eindeutiges Stimmungsbild

Am Dienstag fand mit fast 200 Besuchern in den Räumlichkeiten der IHK Bezirkskammer Göppingen auf Einladung von Landrat Edgar Wolff ein öffentliches Hearing zur möglichen Vollintegration des Landkreises Göppingen in den Verkehrs- und Tarifverbund Stuttgart (VVS) statt.

Hintergrund ist das Angebot der Verbundpartner zu den finanziellen Konditionen des Beitritts zum VVS, das seit November 2017 auf dem Tisch liegt. Das Hearing richtete sich an die gewählten Vertreter des Kreistags, der Regionalversammlung, die Abgeordneten in Bund und Land, unsere Städte und Gemeinden sowie die interessierte Öffentlichkeit. Und gerade die Öffentlichkeit war gut vertreten und forderte eindringlich dazu auf, dass man ihre Wortmeldungen ernst nehmen soll.

Eingangs wird Herr Prof. Dr. Tobias Bernecker, Hochschule Heilbronn, in einer Expertise seine zusammenfassende Bewertung zu Kosten und Nutzen der Vollintegration in den VVS erläutern. Darin berücksichtigt sind die weiteren zentralen Projekte des Landkreises für den geplanten Ausbau des ÖPNV-Angebots. Hierzu zählen zuvorderst die Einrichtung des Halbstundentakts bis Geislingen in S-Bahn ähnlicher Qualität (MetropolExpress) und die Umsetzung des Nahverkehrsplans (flächendeckender Bustaktverkehr). Das Papier stellen wir Ihnen im Anhang zu Ihrer Information zur Verfügung. Das Gutachten ist dabei eindeutig: trotz hoher Kosten ist der langfristige Nutzen höher zu bewerten.

Ähnlich sahen es auch die Vertreter vom Verband Region Stuttgart, der VVS GmbH und der IHK Bezirkskammer. Thomas S. Bopp, Verbandsvorsitzender der Region Stuttgart bezeichnete das Fehlen des Landkreises Göppingen als Gründungsmitglied des Verbundes als „Geburtsfehler“, der jetzt endlich behoben werde müsse. Göppingen ist ein wichtiger Bestandteil der Region und dies müsse sich auch in der Mitgliedschaft im VVS wiederspiegeln. Horst Stammler, Geschäftsführer der VVS betonte, dass der Stuhl für den Landkreis seit 1978 freigehalten werde. Viel zu kleinteilig sind in Baden-Württemberg die Tarifverbünde. Hier brauche es dringend Veränderungen, die die Landesregierung mit entsprechender Förderung auch vorantreiben will. Stammler verwies auch auf die zahlreichen Vorteile, die die VVS dem Landkreis schon gewährt habe. Mehr geht nicht und ein weiteres Angebot der Verbundpartner wird es auch nicht geben. Wolf-Ulrich Martin, Präsident der IHK Göppingen zählte nochmals die ganzen Vorteile für die Wirtschafts- und Bevölkerungsentwicklung des Landkreises auf. Der Metropolexpress als Ersatz für die S-Bahn mit einem ähnlichen Angebot gibt es nur mit der VVS und ist wichtig für die Pendler, für den Tourismus und die wirtschaftliche Entwicklung, so Martin.

Einzig Vertreter des Tarifverbandes Filsland sehen dies erwartungsgemäß anders. Sie preisen die Vorzüge des seit 2011 bestehenden Verkehrsverbundes im Landkreis und zogen damit den Unmut der Öffentlichkeit beim Hearing auf sich. Viel zu teuer, viel zu wenige Strecken, nicht ausreichende Taktung, keine Busverbindungen in der Nacht. Die Liste der Mängel, die Fahrgäste aufzählten, war lang, und sie erhoffen sich vom VVS eine deutliche Verbesserung des Angebotes. Auch Bürgermeister und Landtagsabgeordnete meldeten sich zu Wort und warben einhellig für eine Vollintegration. OB Till verwies auf andere Städte in gleicher Entfernung von Stuttgart, die durch die S-Bahn stark gewonnen haben. Sascha Binder MdL machte deutlich, dass die junge Generation kein Verständnis für die aktuelle Situation habe. Fraktionskollege Peter Holfelich mahnte, dass man am Ende sehr einsam ist, wenn man den Trend zu größeren Verkehrsverbünden mit attraktiven Angeboten verpasse.

Gutachten: Expertise_Vollintegration_VVS

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