Flüchtlinge im Regierungsbezirk Stuttgart – Jahresbilanz 2017

Durch die verminderte Anzahl der Flüchtlinge, die 2017 nach Deutschland kamen, passierten auch deutlich weniger Personen die Landeserstaufnahmeeinrichtungen (LEAs) in Baden-Württemberg als in 2016. Waren es 2016 rund 33.000 Flüchtlinge, die um Asyl nachgesucht haben (Erstantragsteller), waren es in diesem Jahr nur noch rund 16.000. Im Regierungsbezirk Stuttgart kamen 2017 rund 3.600 Menschen in die Erstaufnahmeeinrichtungen Ellwangen und Wertheim (inklusive Bewohnerstand 01.01.2017). Das waren 7.500 weniger als im Vorjahr.

Der signifikante Rückgang der Flüchtlingszahlen hat dem Land Baden-Württemberg die Möglichkeit gegeben, eine Standortkonzeption zu erstellen, in der ein bedarfsgerechtes, zugangsorientiertes und flexibles System der Erstaufnahme entwickelt wurde. Künftig wird hiernach ein Ankunftszentrum und in jedem Regierungsbezirk nur noch eine LEA geführt. Für den Regierungsbezirk Stuttgart ist dies die LEA in Ellwangen. Somit war zu Beginn des Jahres klar, dass die Erstaufnahmeeinrichtung (EA) in Wertheim geschlossen wird. Die Schließung wurde daher im ersten Halbjahr 2017 vorbereitet und im Herbst vollzogen. Im September erfolgte die Verlegung der letzten Flüchtlinge nach Ellwangen bzw. in die Landkreise und zum 15. September schloss die EA ihre Tore.

„Eine ereignisreiche und gute Zeit, die mit der Schließung der Flüchtlingsunterbringung in Wertheim zu Ende geht“, bilanzierte Regierungspräsident Wolfgang Reimer. „Den Abschluss der Einrichtung haben wir gemeinsam mit unseren Partnern erfolgreich gemeistert und auch für den Mitarbeiterkreis des Regierungspräsidiums mit der Eröffnung der neuen Dienststelle vor Ort eine gute Lösung gefunden“, führte er aus.

Neben der aktuellen Aufnahme, der Betreuung und der Versorgung der Flüchtlinge in den einzelnen Unterkünften war das Jahr 2017 weiter geprägt durch Strukturierung und Organisation. Verschiedenste Themen wurden aufgearbeitet, die in der Hochphase des Flüchtlingszuwachses nur in Ansätzen aufgegriffen werden konnten.

In Ellwangen konnte zum 1. September mit Zuschüssen einer Bundesinitiative eine Stelle für die Gewaltschutzkoordination geschaffen werden. Deren Ziel es ist, die Sicherheit von Kindern, Frauen und Jugendlichen sowie anderen besonders schutzbedürftigen Personen in der Flüchtlingsunterkunft zu verbessern. Als lokaler Kooperationspartner ist der Kreisdiakonieverband Ostalbkreis involviert.

„Die gute Zusammenarbeit mit unseren kooperierenden Trägern hat sich in den vergangenen zwei Jahren mehr als bewährt“, erläutert Reimer, „hierdurch können immer wieder gemeinsame neue Projekte ins Auge gefasst und problemlos gestaltet werden“.

Als weitere Ergänzung für die Flüchtlingsarbeit wurde die Stelle des Streetworkers besetzt. Kernaufgabe dieser neuen Institution ist die Verbesserung des gemeinsamen Miteinanders in der Stadt Ellwangen. Sie dient als Ansprechpartner und Netzwerker und gestaltet das soziale Zusammenleben von Bevölkerung und Flüchtlingen.

„Durch die Besetzung dieser beiden Stellen gelingt es uns, das Zusammenleben mit den Flüchtlingen weiter voranzutreiben und das Miteinander auf allen Ebenen zu verbessern“, betont Reimer.

„Das zentrale Ziel für das kommende Jahr, wird die weitere Verstetigung der laufenden Prozesse sein und die Optimierung der Zusammenarbeit der Behörden“, stellt der Regierungspräsident fest. „Die Arbeit mit den Flüchtlingen wird uns auch weiterhin begleiten und vor große Aufgaben stellen. Durch die gemachten Erfahrungen und die gute Kooperation mit allen Beteiligten stellen wir uns auch den künftig anstehenden Anforderungen“, führt Reimer aus.

Hintergrundinformationen

Dienststelle Wertheim

Mit der Schließung der Erstaufnahmeeinrichtung wurde eine neue Dienststelle in Wertheim eröffnet. Die rund 30 Beschäftigten wurden auf neue Dienstposten umgesetzt und sind jetzt in den Bereichen Organisation, Kommunales, Straßenwesen und Verkehr‚ Luftverkehr und Luftsicherheit  sowie Haushalt und Controlling tätig. Auch  das neue Landesförderprogramm ‚Integrationsmanagement‘ im Rahmen des ‚Paktes für Integration‘ wird in Wertheim abgewickelt.

Streetworker Ellwangen

Zum 1. September 2017 konnte als weitere Ergänzung für die Flüchtlingsarbeit Thomas Lechner gewonnen werden, der beim DRK-Kreisverband Aalen e.V. angestellt ist und für seine neue Aufgabe als Streetworker durch das Land Baden-Württemberg finanziert wird. Als gelernter Bankkaufmann ist er bereits seit einigen Jahren in der DRK-Sozialarbeit als stellvertretender Leiter im Allgemeinen Sozialen Dienst tätig. Durch sein Fernstudium in Sozialmanagement und seinen Einsatz als Vertretung einer sozialpädagogischen Mitarbeiterin in der mobilen Kinder- und Jugendsozialarbeit im Frühjahr in Ellwangen konnte er bereits durch seine Motivation, seine Flexibilität und seine Kompetenz überzeugen. Der Streetworker ist Ansprechpartner für Flüchtlinge sowie Bindeglied zwischen der Erstaufnahmeeinrichtung Ellwangen und der Bevölkerung und arbeitet eng mit der Sozial- und Verfahrensberatung zusammen. Er steht in regelmäßigem Kontakt mit den verschiedenen Institutionen innerhalb und außerhalb der LEA sowie den Ehrenamtlichen, die sich in der Flüchtlingsarbeit engagieren. Wöchentlich finden Bürgersprechstunden statt, in denen Fragen zur LEA und der Flüchtlingsarbeit aufgegriffen werden. Informationsveranstaltungen und Besuche in den örtlichen Schulen sorgen für Aufklärung und stellen eine bessere Transparenz in der Bevölkerung her. Der Streetworker ist auch in der  Stadt Ellwangen präsent und steht so den Menschen direkt vor Ort als Ansprechpartner zur Verfügung.

Gewaltschutzkoordinatorin Ellwangen

Die Finanzierung und die Konzipierung des Projektes „Schutz von Frauen und Kindern vor Gewalt in Flüchtlingsunterkünften“ erfolgt über das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) in Zusammenarbeit mit dem Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen – UNICEF – und vielen weiteren Partnerorganisationen. Bereits 2016 wurde die Bundesinitiative ins Leben gerufen. Bundesweit werden weitere 75 Koordinatorenstellen für Gewaltschutz mit jährlich 40.000 € gefördert. Dem Regierungspräsidium Stuttgart wurden in diesem Zuge Zuschüsse bewilligt, mit der die Stelle für  Gewaltschutzkoordination in der LEA Ellwangen geschaffen werden konnte. Seit Juli ist Rina Pantou in dieser Funktion tätig. Sie steht als  Ansprechpartnerin für Bewohner und Beschäftigte in der LEA zur Verfügung. Bis Ende 2016 war die Diplompädagogin mit griechischen Wurzeln bereits Teil der Sozial- und Verfahrensberatung in der LEA Ellwangen. In den Monaten danach arbeitete sie als Ehrenamtskoordinatorin in der Diakonischen Flüchtlingsarbeit.

Daten der Flüchtlingsunterbringung

Von Januar bis Dezember 2017 waren rund  3.000 Menschen in der Einrichtung in Ellwangen untergebracht, aktuell befinden sich dort rund 400 Flüchtlinge. In Wertheim waren von Januar bis Anfang September rund 600 Menschen untergebracht. Die Einrichtung Wertheim wurde zum 15.09.2017 geschlossen.

Mit insgesamt achtzehn Geburten und keinen Sterbefällen in 2017 vor Ort zeichnete sich auch in den Erstaufnahmeeinrichtungen das Alltagsleben ab.

Menschen aus unterschiedlichsten Herkunftsländern haben die Einrichtungen im Regierungsbezirk durchlaufen. Im Dezember setzten sich die Herkunftsländer folgendermaßen zusammen (mit prozentualem Anteil): Afghanistan 0,59 %, Albanien 0,88 %, Algerien 6,55 %, Bosnien-H. 0,07 %, China 1,91 %, Eritrea 8,39 %, Gambia 6,77 %, Georgien 2,14 %, Indien 6,85 %, Irak 0,15 %, Iran 2,43 %, Kamerun 11,41, Korea 0,15 %, Kosovo 0,44 %, Libanon 0,15 %, Mazedonien 0,66 %, Marokko 0,15 %, Nigeria 8,39 %, Pakistan 4,42 %, Russland 1,55 %, Senegal 0,15 %, Serbien 0,59 %, Somalia 0,15 %, Sri Lanka 0,07 %, Sudan 0,15 %, Syrien 26,36 %, Togo 0,15 %, Türkei 8,17 %, Tunesien 0,15 %.

PM

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