Am Dienstag Händedesinfektionstag in 15 Kliniken – Klinikbeschäftigte warnen vor Patientengefährdung wegen Personalnot

Am kommenden Dienstag werden Krankenpflegerinnen und Krankenpfleger in 15 Kliniken in Baden-Württemberg bewusst die genauen Vorschriften zum Desinfizieren der Hände exakt einhalten: vorgeschrieben sind 30 Sekunden vor und 30 Sekunden nach jedem Kontakt mit einem Patienten.

Der Aktionstag wird bundesweit durchgeführt und soll die Forderung nach einer Entlastung der Beschäftigten und mehr Personal durch eine gesetzliche Personalbemessung unterstreichen.

Irene Gölz, ver.di Landesfachbereichsleiterin: „Wir haben bereits mehrfach belegt, dass in den Kliniken zu wenig Personal zur Erfüllung aller Aufgaben vorhanden ist, insbesondere in der Pflege. Es ist ein Skandal, dass die Pflegerinnen und Pfleger unter maximaler Belastung ständig entscheiden müssen, was zwingend gemacht werden muss und was unerledigt bleibt, weil keiner Zeit dazu hat. Diese Last erdrückt. Und wenn etwas schiefgeht, wird aus einem politisch verursachten Problem das Versagen einer Klinik, einer Station, oder noch schlimmer, einzelner Beschäftigter.“

Durch die Aktion soll die durch die Personalnot fehlende Zeit sichtbar gemacht werden. Im Klinikalltag verzichten die Beschäftigten seit Jahren auf Pausen und müssen selbst Prioritäten setzen, um die Versorgung der Patientinnen und Patienten irgendwie aufrecht zu erhalten. Für die persönliche Ansprache der Patienten fehlt die Zeit schon lange, inzwischen aber auch für grundlegende pflegerische Tätigkeiten.

„Wir befürchten, dass am Dienstag innerhalb kürzester Zeit offenkundig wird, wie dramatisch die Personalengpässe vor Ort inzwischen sind“, so Gölz.

ver.di rechnet aufgrund einer Befragung in Stuttgart durch das korrekte Desinfizieren der Hände mit einem Zeitbedarf pro Person und Schicht zwischen 40 und 80 Minuten, abhängig von der Anzahl der betreuten Patienten. Sollte sich im Laufe des Tages abzeichnen, dass wegen genauer Beachtung der Vorschriften zur Händedesinfektion die ausreichende Versorgung der Patientinnen und Patienten nicht mehr gewährleistet werden kann, wird die Aktion abgebrochen.

An dem Aktionstag beteiligen sich in Baden-Württemberg Beschäftigte aus 15 Kliniken. Die Situation ist aber in allen Krankenhäusern vergleichbar.

Um die Häuser, die von der Aktion betroffen sind, nicht öffentlich im Wettbewerb mit den anderen Häusern zu diskreditieren, wird ver.di die Aktion ohne Nennung von Kliniken durchführen. Wir bitten Sie dafür um Verständnis.

PM

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