„Hohe Zahl von Analphabeten ist alarmierend“ – Landtagsabgeordneter Fritz begrüßt neues Programm für Alphabetisierung und Grundbildung

„Die wissenschaftlichen Erkenntnisse über eine hohe Zahl von Analphabeten in Deutschland sind erschreckend. Wir müssen unsere Anstrengungen deshalb dringend ausweiten“, erklärte der Landtagsabgeordnete der Grünen, Jörg Matthias Fritz. Rund 14 Prozent der erwerbstätigen Bevölkerung zwischen 18 und 64 Jahren könnten nicht richtig lesen und schreiben. Das ergab die sogenannte Level-One-Studie der Universität Hamburg. In Baden-Württemberg sind dies etwa eine Million Menschen.

Fritz_kleinDie Landesregierung unterstütze deshalb diese Menschen. Dazu schreibe das Kultusministerium in Zusammenarbeit mit dem Sozialministerium ein neues Programm aus, mit dem Weiterbildungsträger ab Herbst neue Kurse anbieten können. Damit sollen neben reinen Analphabeten auch sogenannte funktionale Analphabeten angesprochen werden, die zwar über Grundkenntnisse im Lesen und Schreiben verfügen, damit aber in Alltag und Beruf nicht weit kommen. Die neue Ausschreibung mit Hilfe von Mitteln des Europäischen Sozial-Fonds (ESF) stellt für die Jahre 2015 bis 2021 rund eine Million Euro zur Verfügung. Sie ergänzt die Impulsprogramme des Landes aus den beiden vergangenen Jahren in Höhe von 200.000 und 175.000 Euro.

„Nahezu 60 Prozent der funktionalen Analphabeten sind erwerbstätig. Wer aber nur über stark eingeschränkte Lese- und Schreibfähigkeiten verfügt, kann keine Arbeitsanweisungen oder Bedienungsanleitungen studieren und fällt für eine Fortbildung aus“, so Fritz. Arbeitnehmer müssten sich aber angesichts der Veränderungen in der Arbeitswelt mithilfe von Fortbildungen ständig an veränderte Abläufe anpassen. Zudem seien die Unternehmen angesichts des demografischen Wandels und des Fachkräftemangels zunehmend auf die Arbeitskompetenz ihrer gering qualifizierten Beschäftigten angewiesen. Auch dies fördere eine verstärkte Weiterbildung. Wer hier nicht mitkomme, laufe Gefahr, seinen Arbeitsplatz zu verlieren.

Fachstelle soll Projekte koordinieren

Die Ausschreibung des Programms umfasst zwei Bestandteile. Zum einen können sich Weiterbildungsträger dafür bewerben, für die Ausrichtung von Kursen Zuschüsse zu erhalten. Die ESF schreibt allerdings vor, dass 50 Prozent der Kosten von den Trägern selbst übernommen werden müssen. Dieser Eigenanteil kann etwa durch Bereitstellung von Personal, die Übernahme von Mietanteilen oder von Reisekosten erbracht werden. Die Mindestzahl bei einem Kurs beträgt drei bis fünf Teilnehmende.

Zum anderen soll für die Dauer der Förderung eine Fachstelle Alphabetisierung und Grundbildung mit zwei Personalstellen errichtet werden, um die Projekte zu koordinieren, ihre Qualität zu sichern und sie landesweit zu vernetzen. Auch hierfür trägt die ESF 50 Prozent. Hier könne das Land mit Hilfe des laufenden sogenannten „Lehrerprogramms“ den zweiten Teil der Kosten übernehmen. Dabei ordne das Kultusministerium Lehrerinnen und Lehrer bei Interesse an Weiterbildungsträger ab. Eine solche Fachstelle könne auch von zwei Institutionen kombiniert werden, etwa einem Träger und einem Institut. Die Laufzeit der Projekte beginnt am 1. September 2015 und endet am 31. August 2018. Eine Verlängerung ist aber möglich. Danach werden die Kurse und die Fachstelle evaluiert.

PM

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