„Die Unternehmen im Kreis Göppingen sind weiter auf Expansionskurs. Sie haben ihre ohnehin schon guten Einschätzungen zur Lage und wirtschaftlichen Entwicklung im Vergleich zum Jahresanfang nochmals deutlich angehoben“, sagt Wolf Ulrich Martin, Präsident der IHK-Bezirkskammer Göppingen. Diese positive Einschätzung wird getragen von der guten Entwicklung der globalen Wirtschaft, vor allem dem Wachstum in Asien, der robusten US-Konjunktur und des günstigen Euro-Dollar-Kurses. Hinzu kommen die Erholungen in der Eurozone und die anziehende Binnennachfrage in Deutschland, die von der Nullzinspolitik der EZB und den niedrigen Rohölpreisen profitieren, fasste Martin die Auswertung der Konjunkturumfrage der IHK Region Stuttgart für die Unternehmen im Kreis Göppingen im Frühsommer zusammen.
Der Umfrage zufolge bewerten fast 25 Prozent der Betriebe ihre Lage als gut. Fast 40 Prozent bewerten ihre aktuelle Lage mit befriedigend und nur 3,5 Prozent sind unzufrieden.
Etwas verhaltener wird die aktuelle Ertragslage beurteilt, die – allerdings noch auf hohem Niveau –gegenüber dem Jahresanfang stagniert. Aber immer noch 41,5 Prozent beurteilen ihre Lage mit gut, 51 Prozent mit befriedigend und nur knapp 7,5 Prozent als schlecht. Wie der Indikator nach Branchen zeigt, verteilt sich der moderate Rückgang gleichermaßen auf Industrie, Handel und Dienstleistungen.
Im Vergleich zum Jahresbeginn weist der deutlich gestiegene Auftragseingang auf eine spürbare Belebung der Nachfrage in allen Bereichen hin. 41,6 Prozent der Unternehmen vermelden einen steigenden Auftragseingang, 49 Prozent haben ein konstantes Auftragsniveau und nur 9,4 Prozent melden sinkende Auftragseingänge.
Die positiven Erwartungen für die nächsten 12 Monate haben sich verfestigt und sind seit der letzten Umfrage nochmals angestiegen. Die Mehrheit der Befragten, nämlich knapp 56 Prozent, rechnet mit einer gleichbleibenden Geschäftsentwicklung und über ein Drittel (34,3 Prozent) verspricht sich in den kommenden 12 Monaten bessere Geschäfte. Pessimistisch blicken nur knapp 10 Prozent auf die nächsten 12 Monate.
Die Exporterwartungen sind auf hohem Niveau stabil und ein wesentlicher Faktor für die positive Zuversicht. 41 Prozent der Unternehmen rechnen mit weiter steigenden Exporten, über 48 Prozent gehen von einem gleichbleibenden Exportgeschäft aus und nur 10,5 Prozent rechnen mit Einbußen im Auslandsgeschäft. Die unverändert hohe Investitionsbereitschaft trägt die gute wirtschaftliche Entwicklung. Über 36 Prozent der Unternehmer wollen mehr investieren, 50 Prozent wie bisher und nur rund 13,5 Prozent weniger. Vor allem die Industrie will mehr im Inland investieren, wie der Indikator für die einzelnen Branchen zeigt. Mit Abstand wichtigstes Motiv dabei ist der Ersatzbedarf, den fast 70 Prozent der Unternehmen angeben. Aber auch Innovation, Rationalisierung und Erweiterung der knapp werdenden Kapazitäten sind wichtige Investitionsmotive.
Die Abfrage der Beschäftigungserwartungen bestätigt den insgesamt positiven Beschäftigungstrend, der aber leicht abgeschwächt wird. Immer noch 28 Prozent der Befragten wollen zusätzliches Personal einstellen (Jahresbeginn: 37,2 Prozent), fast 60 Prozent gehen von einer unveränderten Beschäftigungssituation aus und mit 13,1 Prozent ist die Zahl der Unternehmen, die von sinkenden Beschäftigungszahlen ausgehen um knapp ein Prozent gestiegen.
Grund zur Euphorie besteht für die Wirtschaft trotzdem nicht, denn weiterhin mahnen zahlreiche Risiken zur Vorsicht (Brexit, protektionistische Bestrebungen in den USA als einem unserer wichtigsten Handelspartner, Krisenherde in Nahost und der Ukraine, Probleme in einzelnen Ländern der Eurozone). Hinzu kommen binnenwirtschaftliche Risiken. An erster Stelle steht der Fachkräftemangel, aber auch die Arbeitskosten werden zunehmend ein Thema. Beides sind Faktoren, die auch als erste Anzeichen einer Überhitzung bewertet werden können.
PM