Der Morgennebel hebt sich bereits auf der Wiede von Wanderschäfer Sven de Vries. Stolz blickt er auf seine rund tausend Tiere. Doch die Idylle trügt, Wolfsübergriffe sind ein denkbares Szenario auf das er sich vorbereiten muss. der Schäfer hat sich bereits umfassend informiert. Das Mittel der Wahl sind sogenannte Herdenschutzhunde.
Herdenschutzhunde sind nicht zu verwechseln mit Schäferhunden. Sie werden nicht zum Treiben der Herde sondern zum Schutz der Weidetiere eingesetzt. Die Welpen bestimmter Rassen wachsen zusammen mit dem Schafen auf und integrieren sich in die Herde, betrachten diese als ihre Familie. Sie sorgen dann dafür, dass Beutegreifer wie z.B. Wölfe abgeschreckt aber auch Diebstahl verhindert wird. Spezielle Informationstafeln am Weidezaun weisen Spaziergänger auf die Tiere hin.
Doch aktuell ist der Einsatz der Herdenschutzhunde problematisch. Die Tierschutz-Hundeverordnung (TierSchHuV) berücksichtigt nicht die speziellen Bedürfnisse, die mit der Haltung von Herdenschutzhunden einher gehen. Es erlaubt keine Ausnahmegenehmigung für Hundehalter, die diese bestimmten speziell geprüften und zugelassene Hunderassen zum Schutze ihrer Weidetiere einsetzen möchten.Dies führt dazu, dass im „Wolfserwartungsland“ Baden-Württemberg aktuell kaum eine rechtssichere Haltung möglich ist. Dabei ist der Einsatz von Herdenschutzhunden in Europa lange bekannt und bewährt, nicht nur in der Schweiz, Italien, Frankreich oder Polen sondern auch innerhalb Deutschlands. Im „Handlungsleitfaden für das Auftauchen einzelner Wölfe“, erarbeitet u.a. vom Ministerium für ländlichen Raum und Verbraucherschutz, BUND, NABU, dem Landesjagdverband Baden-Württemberg e.V. uvm. werden Herdenschutzhunde im Kapitel „Präventionsmaßnahmen“ bereits bildlich aufgeführt.[1]
„Da hat jemand ein Gesetz gemacht und nicht an die Herdenschutzhunde gedacht“, meint Sven de Vries. „Ich möchte meine Mädels vor dem Wolf schützen. Herdenschutzhunde werden seit Jahrtausenden beim Schutz der Herden vor Wolf, Luchs und Bär eingesetzt und sind genau für diesen Zweck gezüchtet. Man kann mir nicht erzählen, dass sie nun plötzlich nicht mehr dafür geeignet sind.“
Der Wanderschäfer versucht es mit einer Petition an den deutschen Bundestag.[2] Er fordert eine rechtliche Regelung, die den praktischen Einsatz von Herdenschutzhunden zum Schutz von Weidetieren ermöglicht und auf die speziellen Bedürfnisse und Fähigkeiten der Herdenschutzhunde eingeht.
Allerdings führten technische Probleme im Antragsportal dazu, dass viele Hilfswillige die Petition nicht unterzeichnen konnten. Die Unterschriften auf klassischem Wege (auf Papier) zu sammeln und einzureichen ist für den Schäfer kaum zu bewältigen.
Anja Hirschel, Spitzenkandidatin der Piratenpartei zur Bundestagswahl, engagiert sich persönlich: „Als langjähriges Mitglied in der Gesellschaft zum Schutz der Wölfe e.V. bin ich mit der Problematik vertraut. Der Verein kümmert sich fundiert auch um das Thema Herdenschutzhunde. Eine Abstimmung der Managementmaßnahmen der Bundesländer untereinander wäre schon seit langem nötig und sinnvoll.[3] Ein Schäfer, der die Einsicht und das Engagement mitbringt, präventive und nachhaltige Lösungen frühzeitig umzusetzen, anstatt bei einem möglichen Riss einfach auf den Abschuss von Wölfen zu drängen, verdient volle Unterstützung. Nun bietet sich für das Ministerium für ländlichen Raum und Verbraucherschutz als oberste Naturschutzbehörde des Landes die Gelegenheit, im Bereich Wolfsmanagement wichtige Weichenstellungen direkt vorzunehmen. Ich kann nur dringend an unseren Minister Herrn Peter Hauk appelieren, sich der Sache anzunehmen.“
Quellen
[1] www.gzsdw.de/files/wolf_handlungsleitfaden_baden_wuerttemberg.pdf
[2] www.hshpetition.de (endet 16. Juni!)
www.hshpetition.de/wp-content/uploads/2017/05/pressemitteilung-hsh.pdf
[3] www.gzsdw.de/files/HSHEndversionfertig.pdf Herdenschutzhunde-Broschüre
Handlungsleitfaden Wolf in BaWü der GZSDW
PM