Rund 120 Besucher sind am Montagabend zum Bahn-Forum der SPD-Landtagsabgeordneten Sascha Binder und Peter Hofelich in die Zehntscheuer nach Süßen gekommen. Sie nutzten die Gelegenheit, um mit Vertretern der Deutschen Bahn und des Verkehrsministeriums in einen offenen Austausch über die Probleme auf der Filstalbahn zu treten. Auch zahlreiche Bürgermeister nahmen an der Diskussion teil.
Dabei stellte der Geislinger SPD-Abgeordnete Sascha Binder die Ergebnisse der zweiten Umfragerunde zu den Bahn-Verspätungen vor. „Man kann nicht sagen, dass sich seit der ersten Erhebung im November etwas verbessert hat“, betonte er mit Blick auf die gesammelten Zahlen. Insgesamt seien 43 Stunden Verspätungen gemeldet worden. Im Durchschnitt waren die Bahnen ganze 13 Minuten zu spät, was kurze Umsteigezeiten etwa zur S-Bahn unmöglich macht. Auch über unsaubere Waggons, fehlende Zugbegleiter und kaputte Türen beschwerten sich die Pendler. Der Göppinger Landtagsabgeordnete Peter Hofelich sieht trotz der jüngsten Ankündigungen der Bahn noch viel Verbesserungsbedarf. „Wir werden die Dinge politisch im Blick behalten“, kündigte er an. Nicht allein die DB Regio sei für Fehler im Fahrplan verantwortlich. Diese gingen auch auf die Nahverkehrsgesellschaft und das Verkehrsministerium zurück. „Wir erwarten vom Ministerium, dass es darauf achtet, wie mit den Bahnkunden aus dem Filstal umgegangen wird“, unterstrich der Abgeordnete. „Eine gute Verkehrspolitik ist eine gute Infrastrukturpolitik – und die haben wir im dicht besiedelten Filstal auch verdient.“
Für die aktuellen Probleme gebe es keine einfachen Lösungen, erklärte der Konzernbevollmächtigte der Deutschen Bahn, Sven Hantel. „Das Filstal ist eine wirklich besondere Strecke“, sagte Hantel und verwies auf die dichte Befahrung der zwei Bahngleise. Mit rund 85 Prozent pünktlichen Bahnverbindungen sei die Strecke deutlich unter dem Landesschnitt von 93 Prozent, der zwischen Ulm und Stuttgart aber künftig wieder erreicht werden soll – trotz der vorherrschenden Belastung auf dem Streckenabschnitt. Um die Pünktlichkeit zu verbessern, würden ab Mai einige Züge in den Morgenstunden früher in Ulm losfahren. Auch sollen die Bahnen in Stuttgart nicht mehr wenden müssen. „Wir wollen außerdem durch Personal sicherstellen, dass an mehreren Türen eingestiegen wird“, so Hantel. Hinzu kämen mobile Instandhalter, die beispielswese Türstörungen oder defekte Toilettentüren direkt vor Ort reparieren könnten. „Die Situation wird sich im Mai ein Stück weit entspannen.“ Erst im Dezember soll dann ein umfassender Fahrplanwechsel Abhilfe schaffen. Die ersten Maßnahmen würden jedoch schon jetzt Wirkung zeigen.
Viele Bahnfahrer im Publikum sahen die vorgestellten Verbesserungen indes weniger optimistisch als der DB-Bevollmächtigte. Vor allem die Aussicht, erst ab Dezember solle eine umfassende Veränderung eintreten, sorgte für Unmut bei den Pendlern. Sie bemängelten, dass der vom Land bestellte und von der Bahn angebotene Fahrplan konzeptionell nicht reibungslos funktionieren könne – Verspätungen seien daher vorprogrammiert. Dazu seien die Kundeninformationen der Bahn lückenhaft. Die jüngste Gutschein-Aktion für Bahnpendler stieß im Publikum auf wenig Verständnis, da Kunden der benachbarten Rems- und Franken-Bahn monetäre Entschädigungen erhalten hatten. Für Unmut sorgte überdies der Standpunkt des Verkehrsministeriums, Strafzahlungen der Bahn nicht an die Pendler weiterzugeben. Trotz der Erklärungen des DB-Bevollmächtigten blieb für viele Besucher unklar, weshalb gerade Ende letzten Jahres die Bahn-Ausfälle und Verspätungen derart zugenommen hätten. Einen Zusammenhang zwischen der verlorenen Ausschreibung und der seit einigen Monaten mangelhaften Zuverlässigkeit im Filstal verneinten die Bahn-Vertreter. Ohnedies sei allen Lokführern eine Übernahme zur S-Bahn Stuttgart angeboten worden, die wegen einer Taktverdichtung mehr Personal benötigen wird.
PM