Polizeipräsidium Ulm präsentiert Zahlen zur Kriminalitätslage:

Deutlich weniger Straftaten in der Region, Bereich des Polizeipräsidiums ist sicher, 13 Prozent weniger Wohnungseinbrüche, Polizei geht konsequent gegen Gewalttäter vor. Mit der Präsentation der Zahlen aus der Polizeilichen Kriminalstatistik für das Jahr 2016 bekräftigt das Polizeipräsidium Ulm seinen Anspruch, Garant für die Sicherheit in der Region zu sein. Der Bereich des Polizeipräsidiums Ulm ist einer der sichersten im Land.

Die Zahl der registrierten Straftaten im Bereich des Polizeipräsidiums Ulm ist im Jahr 2016 gegenüber dem Vorjahr deutlich zurückgegangen: 38.415 Straftaten verzeichnet die Polizeiliche Kriminalstatistik 2016 (PKS) für die Stadt Ulm und die Landkreise Alb-Donau, Biberach, Göppingen und Heidenheim. Das sind 2.517 Straftaten weniger als noch im Jahr 2015 (-6 Prozent). Die Aufklärungsquote sank, liegt aber noch immer auf einem guten Wert:

60,3 Prozent der Straftaten klärte die Polizei auf (Vorjahr: 63,2 Prozent). Die Aufklärungsquote liegt knapp über dem Landesdurchschnitt von 60,2 Prozent. Die Kriminalitätshäufigkeitszahl sank um acht Prozent auf jetzt 4.306 Straftaten je 100.000 Einwohner.

Diese Zahl gibt rein rechnerisch die Kriminalitätsbelastung der Bevölkerung wieder. Mit diesem Wert liegt das Polizeipräsidium Ulm im sicheren Bereich, verglichen mit den anderen Polizeipräsidien im Land. „Der Bereich des Polizeipräsidiums Ulm ist einer der sichersten im Land. Das Polizeipräsidium Ulm wird seinem selbst gesteckten Auftrag gerecht, Garant für die Sicherheit in der Region zu sein“, bekräftigte der Leiter des Polizeipräsidiums Ulm, Polizeipräsident Christian Nill, am Freitag beim Pressegespräch. Der Rückgang der Straftaten ist in erster Linie auf einen deutlichen Rückgang der Vermögens- und Fälschungsdelikte zurückzuführen. Allein ihre Zahl sank um 2.947 Fälle (-29 Prozent). Im Jahr 2015 hatte eine Serie mit 1.822 Fällen die Fallzahlen hochschnellen lassen. Jetzt liegen die Fallzahlen in diesem Bereich wieder deutlich unter dem Zehn-Jahres-Durchschnitt.

Erfreulich ist nach Ansicht der Polizei die Entwicklung der Zahlen tatverdächtiger junger Menschen. Denn die Zahl dieser „Jungtäter“ sank erneut auf jetzt 23 Prozent. Der Anteil folgt damit einem Trend, der schon die ganze Dekade über anhält: Seit 2007 sank der Anteil der Jungtäter von 32 Prozent beständig auf diesen Tiefstwert. Der Rückgang betrifft alle Altersgruppen gleichermaßen: Kinder, Jugendliche und Heranwachsende. Auch der Anteil der Frauen an den Tatverdächtigen ging leicht zurück (von 24,3 in 2015 auf jetzt 23,6 Prozent), ebenso der Anteil der Nichtdeutschen (von 37,8 in 2015 auf jetzt 37,3 Prozent). Der Anteil der tatverdächtigen Ausländer sank damit erstmals seit 2008 wieder, wenn auch nur leicht. Der Anteil der Asylbewerber und Flüchtlinge an den Tatverdächtigen dagegen ist von 11,3 Prozent in 2015 auf jetzt 11,8 Prozent weiter leicht angestiegen. Auffällig werden diese Menschen in erster Linie durch Körperverletzungen (473 Verdächtige), Ladendiebstähle (429 Verdächtige) und Erschleichen von Leistungen (418 Verdächtige). 672 Delikte registrierte die Polizei im vergangenen Jahr in Asylbewerberheimen (2015: 261 Delikte). Darunter sind 284 Körperverletzungen und 69 Diebstähle. Das spricht dafür, dass ein hoher Anteil der Straftaten von Asylbewerbern und Flüchtlingen untereinander begangen werden. Daneben registrierte die Polizei 115 Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz in Asylbewerberheimen.

Durch Straftaten fielen als Flüchtlinge im vergangenen Jahr in erster Linie Syrer auf (331 Tatverdächtige), gefolgt von Afghanen (136), Gambiern (134), Irakern (122) und Algeriern (114 Tatverdächtige).

Mehrfach aufgefallen sind überwiegend Syrer (98 Tatverdächtige), Algerier (93), Georgier (83) und Gambier (81 Tatverdächtige). Mit ihrer Konzeption zur Bekämpfung von Kriminalität durch Flüchtlinge hat die Polizei ihre Maßnahmen in erster Linie auf diese Mehrfachtäter konzentriert. Zusammen mit den Ausländerbehörden uns Staatsanwaltschaften sollen diese schneller erkannt werden, um geeignete und abgestimmte Maßnahmen einzuleiten.

DIE DELIKTSBEREICHE IM EINZELNEN

38 Straftaten gegen das Leben verzeichnet die PKS für das Jahr 2016. Der Wert liegt damit am oberen Ende der Schwankungsbreite der vergangenen zehn Jahre. Es handelt sich um vier Morde, sechs Mordversuche, fünf Fälle von Totschlag, 18 versuchte Totschlagsfälle und fünf Fälle von fahrlässiger Tötung. Bis auf einen versuchten Mord in Blaubeuren am 15. Mai und einen versuchten Totschlag in Biberach am 10. Dezember sind alle dieser schweren Straftaten aufgeklärt (Aufklärungsquote: 95 Prozent).

Der Anstieg der Sexualdelikte um 54 Fälle (+16 Prozent) auf jetzt 388 Straftaten resultiert überwiegend aus der Zunahme exhibitionistischer Handlungen (+19 auf 89 Fälle, +27 Prozent) und des Verbreitens pornografischer Schriften (+30 auf 95 Fälle, +46 Prozent). Im Langzeitvergleich (10 Jahre) liegt die Zahl der Sexualdelikte auf dem Mittelwert der letzten zehn Jahre.

Weiter angestiegen ist die Zahl der Rohheitsdelikte auf jetzt 5.601 Fälle (+295 Fälle, +6 Prozent). Darunter fallen auch die Raubstraftaten, deren Zahl um elf Fälle (-5 Prozent) auf 217 Straftaten zurückging. Darunter sind 16 Fälle von Handtaschenraub, vier mehr als im Vorjahr. Weiter angestiegen sind jedoch die Körperverletzungen (+254 Fälle, +6 Prozent) auf jetzt 4.215 Fälle.

Auch die Zahl der Bedrohungen stieg deutlich an: um 44 auf jetzt 676 Fälle (+7 Prozent).  „Zunehmend Sorge bereiten uns die Fälle, in denen Polizeibeamte angegriffen werden. 74 Fälle von Widerstand gegen Polizeivollzugsbeamte haben wir im vergangenen Jahr registriert, drei mehr als im Vorjahr. Das heißt, dass öfters als einmal pro Woche eine Polizistin oder ein Polizist bei der Ausübung seines Dienstes angegriffen werden. Das können und wollen wir nicht tolerieren“, sagte Polizeipräsident Christian Nill. Dass dies im Landesvergleich niedrige Zahlen seien zeige, dass die Einsatzkräfte auf schwierige Situationen gut vorbereitet und in Kommunikations- und Einsatztechniken geschult seien. „Trotzdem ist jeder Fall ein Fall zu viel. Denn die Beamtinnen und Beamten setzen alles daran, den Menschen in der Region zu helfen und für ihre Sicherheit zu sorgen.

Sie dafür anzufeinden oder anzugreifen ist ein unsoziales Verhalten, das in unserer Gesellschaft keinen Konsens findet. Dessen sind wir uns sicher. Die Bevölkerung steht hinter ihrer Polizei“, bekräftigte Nill.

Die Zahl der Diebstähle ging 2016 im Vergleich zum Vorjahr um 364 Fälle (-3 Prozent) auf 13.861 Straftaten zurück. Das resultiert aus einem Rückgang der einfachen Diebstähle um 478 auf 8.848 Fälle (-5 Prozent). Dabei handelt es sich zum Großteil um einen Rückgang der registrierten Ladendiebstähle (-246 auf 2.920 Fälle, -8 Prozent) und der Fahrraddiebstähle (-48 auf 506 Fälle, -9 Prozent). Die Zahl der schweren Diebstähle dagegen stieg um 114 Fälle (+2 Prozent) auf 5.013 Straftaten. Dies ist auf eine deutliche Steigerung der schweren Fahrraddiebstähle zurückzuführen: Ihre Zahl stieg um 101 auf jetzt

1.189 Fälle (+9 Prozent). Die Polizei schließt daraus, dass zwar mittlerweile mehr Fahrräder abgeschlossen werden, jedoch noch immer mit nicht ausreichenden Schlössern. Der Gesamtschaden, der durch die Gesamtzahl der Diebstähle entstand, beläuft sich auf rund 18 Mio. Euro.

Die Zahl der Wohnungseinbrüche ist seit langem erstmals wieder zurückgegangen. Und zwar deutlich: Ihre Zahl sank von 895 auf 779 Fälle (-116 Fälle, -13 Prozent). „Die Bekämpfung des Wohnungseinbruchs war einer unserer Schwerpunkte, den wir uns gesetzt hatten. Viele Polizeibeamte waren viele Stunden im Einsatz, um zu fahnden, zu ermitteln, Präsenz zu zeigen und den Bürgerinnen und Bürgern Tipps gegen Einbruch und Diebstahl zu geben. Mit intensiven Ermittlungen in Ermittlungsgruppen, auch zusammen mit unseren bayerischen Kollegen, haben wir Einbrecherbanden dingfest gemacht und viele Straftaten aufgeklärt. Mit diesem Ansatz sind wir auf dem richtigen Weg. Denn Wohnungseinbrüche beeinträchtigen des Sicherheitsgefühl der Bevölkerung mit am stärksten. Wer Opfer einer solchen Straftat geworden ist hat oft jahrelang ein schlechtes Gefühl oder gar Angst. Manche Menschen müssen ihre Wohnung wechseln. Da geht es weniger um die Dinge, die gestohlen wurden. Wenn auch der Schaden durch Wohnungseinbrüche im letzten Jahr bei insgesamt rund eineinhalb Millionen Euro lag. Viel schlimmer ist der immaterielle Schaden für die Betroffenen“, erklärt der Leiter der Kriminalinspektion 2 im Polizeipräsidium Ulm, Polizeirat Joachim Hardegger. Und weiter: „Wie die jüngste Serie von mehr als 55 Einbrüchen, die zwei Serben begingen, zeigte, ist für die Polizei die Aufmerksamkeit und Unterstützung durch der Bevölkerung sehr wichtig. Ein Hinweis auf ein verdächtiges Fahrzeug brachte den Einstieg in erfolgreiche Ermittlungen. Das erhoffen wir uns: Hinweise auf verdächtige Personen oder Fahrzeuge, gerne auch über den Notruf 110“, so Hardegger. Die Polizei bietet auch Beratungen darüber an, wie man sich gegen Einbruch und Diebstahl schützen kann. Allein zum Wohnungseinbruch hat die Kriminalpolizeiliche Beratungsstelle im Polizeipräsidium Ulm im vergangenen Jahr 1.286 Beratungen durchgeführt, davon 1.191-mal direkt am Haus der Ratsuchenden. Daneben waren die Berater in vielen Vorträgen als Referenten zu Gast.

Einen starken Anstieg verzeichnen die Rauschgiftdelikte im Jahr 2016 in der PKS. Ihre Zahl stieg um 430 Fälle auf jetzt 2.177 Straftaten (+25 Prozent). „Die Entwicklung der Zahlen der Rauschgiftdelikte ist stets ein Indikator für die Intensität polizeilicher Maßnahmen in diesem Bereich“, erläutert Hardegger die Entwicklung. „Wir haben im vergangenen Jahr nicht nur die Maßnahmen intensiviert, sondern dabei auch regionale Schwerpunkte gesetzt.

Deshalb haben sich die Zahlen in den Landkreisen auch sehr unterschiedlich entwickelt.“ Insbesondere im Kreis Göppingen, wo sich die Zahlen fast verdoppelten, seien Schwerpunkte in der Bekämpfung der Jugend- und Rauschgiftkriminalität gesetzt worden. Sogar um 36 Prozent ist die Zahl der Fälle von illegalem Handel und Schmuggel von Rauschgiften gestiegen: um 91 auf jetzt 328 Fälle. Denn die Polizei intensiviert immer mehr die Ermittlungen, die zu den Hintermännern führen, zu den Lieferanten und Zwischenhändlern.

Angesichts der hohen Dichte von Rockergruppen und rockerähnlichen Gruppierungen in der Region steht auch die kriminelle Rockerszene weiter im Fokus der Polizei. Insbesondere die jüngsten Entwicklungen im Raum Ulm und Heidenheim stehen unter Beobachtung der Polizei.

Gerade der andauernde Konflikt zwischen den beiden rockerähnlichen Gruppierungen „Black Jackets“ und „United Tribuns“ zeigt auf, wie brutal und skrupellos teilweise Konflikte ausgetragen werden. So kam es am 7. April 2016 in der Heidenheimer Innenstadt zu einer blutigen Auseinandersetzung beider Gruppen, bei der ein Mitglied der „United Tribuns“ erschossen und ein Zweiter durch Schüsse schwer verletzt wurde. Um weitere Eskalationen der Gewalt zu verhindern, geht die Polizei konsequent gegen auffällige Personen aus der Szene und erkannte Führungspersonen vor.

„Die Zahlen zeigen, dass wir an den richtigen Stellschrauben drehen“, sagte Polizeipräsident Nill zum Schluss des Pressegesprächs zur Sicherheitslage. Das Polizeipräsidium Ulm hatte sich von Beginn an Handlungs- und Lagefelder nach detaillierter Analyse der Sicherheitslage definiert. „Die Analyse zeigt aber auch, dass sich die Zahlen nur langsam entwickeln. Wir brauchen also einen langen Atem. Die grundsätzlich positive Entwicklung ist nur durch die hohe Motivation meiner Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter möglich. Trotz enger Personaldecke stehen sie jeden Tag engagiert für die Sicherheit in der Region ein“, schloss Nill.

PM

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