Das vom Land gestartete Projekt „Unterstützungsangebote für Frauen und Mädchen mit Fluchterfahrung“ hat die Erwartungen erfüllt. Ein Jahr lang wurden nach Baden-Württemberg geflüchtete Frauen in den Gemeinschaftsunterkünften im Land über Frauenrechte und bestehende Hilfeangebote bei Gewalterfahrungen aufgeklärt.
Das im vergangenen Jahr vom Sozial- und Integrationsministerium auf den Weg gebrachte Projekt „Unterstützungsangebote für Frauen und Mädchen mit Fluchterfahrung“ hat nach Auffassung von Staatssekretärin Bärbl Mielich alle Erwartungen erfüllt. Ein Jahr lang wurden nach Baden-Württemberg geflüchtete Frauen in den Gemeinschaftsunterkünften im Land über Frauenrechte und bestehende Hilfeangebote bei Gewalterfahrungen aufgeklärt. Dazu fanden an 24 Standorten rund 200 Informationsveranstaltungen statt. Zusätzlich wurden rund 1.000 Haupt- und Ehrenamtliche in der Flüchtlingshilfe in speziellen Fortbildungen für das Thema sensibilisiert. Koordiniert wurde das Projekt vom Paritätischen Wohlfahrtsverband Baden-Württemberg.
„Mädchen und Frauen mit Fluchterfahrungen sind oft vielfältigen Gewalterfahrungen ausgesetzt und haben einen speziellen Beratungs-, Unterstützungs- und Informationsbedarf. Angesichts der großen Zahl der in den letzten Jahren zu uns geflüchteten Frauen war es der Landesregierung wichtig, diesen Frauen so schnell wie möglich nach ihrer Ankunft deutlich zu machen, dass in Baden-Württemberg keine Frau Gewalt hinnehmen muss und sie Hilfe finden, wenn diese erforderlich ist. Es ist ein großer Erfolg, dass wir mit unserem Projekt so viele Frauen mit Fluchterfahrung erreichen konnten“, sagte Staatssekretärin Mielich.
Informationsveranstaltungen von Frauenberatungsstellen
Durchgeführt wurden die Informationsveranstaltungen von den Frauenberatungsstellen im Land. Adelheid Herrmann, Leiterin des Vereins Frauen für Frauen e.V. in Ludwigsburg, fasste ihre Eindrücke wie folgt zusammen: „Wir haben die Erfahrung gemacht, dass geflüchtete Frauen und Mädchen einen großen Bedarf haben, sich in Frauengruppen auszutauschen. Geschlechterhomogene Gruppen sind ihnen vertraut. Hier können sie über Themen wie Geschlechterrollen, Frauenrechte und Gewalt sprechen. Großes Interesse bestand auch darin, zu wissen, wie Frauen in Deutschland leben, welche Gewalterfahrungen sie machen und wie sie sie bewältigen.“ Dabei seien für das Gelingen einer Frauengruppe mehrere Faktoren wichtig: vertrauensbildende Maßnahmen, ein vorsichtiger Einstieg in das Thema häusliche Gewalt und eine sensible Übersetzung in die Muttersprache.
Auch die Haupt- und Ehrenamtlichen in der Flüchtlingsbetreuung haben von dem Projekt sehr profitiert. Sie erhielten einen Überblick über die regionalen Hilfen für gewaltbetroffene Frauen und Mädchen, knüpften Kontakte und gewannen Handlungssicherheit. „Häufig sind sie die ersten, die von konkreten Gewaltvorfällen in Flüchtlingsunterkünften erfahren. Durch Wissen und Vernetzung können sie betroffenen Frauen besser zur Seite stehen und ihnen den Weg zu professioneller und staatlicher Hilfe ebnen“, betonte Ursel Wolfgramm, Vorstandsvorsitzende des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes Baden-Württemberg. „Das Projekt hat einen wichtigen Prozess im großen Unterfangen der Integration von Flüchtlingen in Gang gesetzt: es gibt Hilfe bei häuslicher Gewalt. Auch für geflüchtete Frauen und Mädchen. Sie werden nicht allein gelassen“, so Wolfgramm.
Angebot an Männergruppen
Auf ein besonders Angebot im Rahmen des Projekts wies Staatssekretärin Mielich hin. Am Projektstandort in Heidelberg wurden ganz gezielt auch die männlichen Bewohner einer Flüchtlingsunterkunft angesprochen. Sozialpädagogen aus der Männerberatung sprachen mit circa 50 Männern über Rollenbilder, Umgangsformen zwischen den Geschlechtern und über die Gesetzeslage hinsichtlich Gewalt gegen Frauen und Kinder. Waren die Anschauungen auch vielfältig und die Diskussionen rege, so zeigte sich jedoch auch in den Männergruppen ein großes Interesse am Austausch.
PM