Ein verändertes Freizeitverhalten macht immer häufiger den Einsatz der Bergretter der Bergwacht im unwegsamen Gelände erforderlich. Die Verunglückten und erkrankten Patienten haben aber Glück: durch die europaweite Notrufnummer 112 kann schnelle und qualifizierte Hilfe durch die Spezialisten der Bergwacht vor Ort sein.
Anders erging es einem Bergsteiger in den Schweizer Alpen, als es die europaweite einheitliche Notrufnummer noch nicht gab. Der Alpinist geriet in Bergnot. Zwar hat er ein Mobiltelefon dabei, aber kennt nicht die Notrufnummer, über die er Hilfe bekommen kann. Er ruft also zu Hause in Spanien an, von dort wird dann über Umwege die Hilfe organisiert. Er hatte Glück und wurde nach Stunden gerettet.
Hätte es damals schon den europaweiten einheitlichen Notruf 112 gegeben, wäre der rettende Hubschrauber, der nur wenige Kilometer Luftlinie entfernt von der Unglücksstelle stationiert war, in wenigen Minuten vor Ort gewesen.
Weniger als jeder fünfte Bürger in Deutschland weiß, dass der Notruf 112 europaweit gilt. Vier von fünf Personen können deshalb im Ausland die Vorteile des lebensrettenden Euronotrufs 112 nicht
nutzen. Damit liegt Deutschland auf dem viertletzten Platz in der EU. Dabei gibt es den Euronotruf bereits seit 26 Jahren. Die 112 ist kostenfrei, auch vom Handy aus, und ohne weitere Landes- oder Ortsvorwahl aus jedem Netz erreichbar. Sie gilt in allen 28 EU-Staaten. Darüber hinaus gilt sie übrigens auch in der Türkei, Schweiz, Serbien, Island, auf den Färöer-Inseln, in Liechtenstein,
Norwegen, Andorra, San Marino und Monaco. Ihre Priorisierung sorgt auch bei Netzüberlastung für einen freien Gesprächskanal: bei Bedarf wird einfach ein anderes Gespräch dafür gekappt.
„Die 112 ist die erste Wahl bei einem Unfall, medizinischen Notfällen oder Brand! Sie muss gewählt werden, wenn es lebensgefährlich wird.“ sagt Raimund Wimmer, Pressesprecher der Bergwacht Württemberg. „Vor allem auch bei Notfällen im unwegsamen Gelände, wie z.B. auf Wald-und Wanderwegen, im Gebirge, beim Outdoorsport oder auf Schipisten und Loipen werden die Bergrettungsspezialisten der Bergwacht über die 112 erreicht, um schnell und kompetent Hilfe zu leisten.“ Dies sei besonders auch im Gebirge mit seinen geografischen Besonderheiten wichtig, da die 112 über alle Ländergrenzen hinweg und in alle Netze erreichbar sei, so Raimund Wimmer. „Deshalb
nehmen die 19 Bergwachten in Württemberg den Europäischen Tag des Notrufs zum Anlass, in Zusammenarbeit mit dem Europa-Zentrum mit Aufklebern auf den Einsatzfahrzeugen, an den Bergrettungswachen und Loipen-Boxen auf den Euronotruf 112 hinzuweisen“.
Für eine rasche Hilfe sollte der Anrufer folgende Informationen bereithalten: Wo ist es passiert? Was ist geschehen? Wie viele Verletzte? Welche Verletzungen oder Erkrankungen? Wer meldet? Warten auf Rückfragen. Wer nicht sprechen kann, sollte sich durch Geräusche bemerkbar machen und nicht auflegen. Das Leitstellenpersonal kann bei einem Anruf über die 112 meistens den
Anrufer orten, was aus Datenschutzgründen nur über die Notfallnummer 112 von den Leitstellen der Rettungsdienste und Feuerwehren möglich ist.
PM