Schulabgänger müssen für Berufswelt fit sein – Ausbildung im Handwerk nach wie vor hoch im Kurs

Mit 4.295 neu abgeschlossenen Ausbildungsverträgen im vergangenen Jahr hat das Handwerk der Region Stuttgart sein hohes Niveau aus 2015 (4.356 Verträge) nur knapp verfehlt. „Der nur leichte Rückgang von 1,4 Prozent bestätigt, dass sich die Anstrengungen der Betriebe, junge Menschen für eine Ausbildung im Handwerk zu gewinnen, gelohnt haben“, betont Thomas Hoefling, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Region Stuttgart. Wegen des weiter steigenden Bedarfs an Fachkräften im Handwerk, sei die Ausbildungsbereitschaft der Betriebe hoch. Kammerchef Hoefling: „Der Wettbewerb um motivierte, ausbildungsreife Schulabgänger ist in unserer wirtschaftsstarken Region in vollem Gange.“ Bedauerlich sei, dass viele Jugendliche höhere Schulabschlüsse anstreben und damit die oftmals attraktiven Chancen einer dualen Ausbildung gar nicht erkennen. Hier sei noch viel Aufklärungsarbeit zu leisten.

Deshalb fordert das Handwerk eine noch intensivere Berufsorientierung an den allgemeinbilden Schulen. „Jugendliche sollten am Ende der Schulzeit ihre Interessen, Fähigkeiten und Anlagen kennen“, betont Kammerchef Thomas Hoefling. Gleichzeitig legen die Ausbildungsbetriebe großen Wert darauf, dass die Schulabgänger fit für eine Ausbildung seien. Wenn Bewerber um eine Ausbildungsstelle abgelehnt wurden, so habe dies bei rund einem Drittel der Fälle an fehlenden Mathematikkenntnissen und in einem Viertel an mangelnden Deutschkenntnissen gelegen. Eine Sonderumfrage zum Thema Ausbildung zeige hier deutlichen Handlungsbedarf für die Schulpolitik des Landes auf. „Statt überflüssiger Strukturdebatten, brauchen wir rasch eine fundierte Diskussion darüber, wie wir mehr Qualität in den Unterricht bekommen“, fordert  Hoefling.

Insgesamt werden derzeit 10.434 junge Menschen im Handwerk in der Region Stuttgart ausgebildet. Erfreulich, so die Ausbildungsbilanz der Handwerkskammer, sei die Bereitschaft junger Frauen, mit einer beruflichen Ausbildung im Handwerk ins Berufsleben zu starten. Knapp 28 Prozent der im vergangenen Jahr neu gestarteten Azubis sind weiblich, 5,3 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Auch immer mehr Abiturienten und junge Menschen mit Fachhochschulreife (+2 Prozent) fühlen sich im Handwerk gut aufgehoben und ziehen eine qualifizierte, von Anfang an praxisorientierte Ausbildung einem teils langatmigen, und oft theorielastigen Studium mit oft ungewissen Berufsaussichten vor.

„Noch keinen nennenswerten Beitrag konnten Flüchtlinge im vergangen Jahr leisten, die Fachkräftelücke im Handwerk zu schließen“, bilanziert Hauptgeschäftsführer Thomas Hoefling. Derzeit würden nur ganz vereinzelt Flüchtlinge den Sprung in eine Einstiegsqualifizierung oder gar eine reguläre Ausbildung schaffen. Als Grund seien die noch nicht  ausreichenden Kenntnisse der deutschen Sprache zu sehen. Gute Sprachkenntnisse seien zwingend erforderlich, um insbesondere den schulischen Teil der Ausbildung erfolgreich absolvieren zu können. Das Handwerk geht davon aus, dass sich die Chancen für Flüchtlinge bald deutlich verbessern werden. Hoefling: „Wir haben den Eindruck, dass die angebotenen Deutschkurse ihre Wirkung nicht verfehlen und rechnen deshalb damit, dass mit Beginn des kommenden Ausbildungsjahres im September wohl erheblich mehr Flüchtlinge mit einer Lehre starten können.“ Erfreulich sei, dass sehr viele Betriebe Bereitschaft signalisieren, interessierte Bewerber zu unterstützen und ihnen einen Berufseinstieg und damit einen weiteren Schritt zur Integration zu ermöglichen.

Mit einer Vielzahl an Maßnahmen unterstützen die Handwerksorganisationen die Berufsorientierung der angehenden Schulabgänger. So ist das Handwerk bei den Ausbildungsmessen in der Region präsent oder stellt die handwerklichen Ausbildungsberufe im Rahmen der Infotour an Schulen in den Klassenzimmern vor. Bei zahlreichen Berufsorientierungsmaßnahmen werden die 130 Handwerksberufe präsentiert. Per Videoclip wird online über azubiTV.de die Tätigkeit von

Lehrlingen in ihren Ausbildungsbetrieben in den Landkreisen präsentiert. Auch das Lehrstellenradar, als App auf dem Handy verfügbar, gibt Auskunft über die Berufe und hilft, ein Praktikum oder einen freien Ausbildungsplatz  zu finden.

Die detaillierten Ausbildungszahlen sind hier hinterlegt: http://www.hwk-stuttgart.de/artikel/statistiken-zu-nachwuchs-betrieben-und-wirtschaft-67,222,758.html

Zur Berufsorientierungsplattform azubiTV.de: www.azubiTV.de

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