Die erste Verhandlungsrunde mit der S. Stuttgart Ground Services (SGS) endete gestern Abend in Stuttgart ergebnislos. ver.di will für die gut 300 Beschäftigten in der Passagierabfertigung Gehaltssteigerungen von zwei Euro pro Stunde erreichen. Die von der SGS angebotenen 18 – 32 Cent Lohnerhöhungen wurde von der ver.di Tarifkommission als „respektlos und völlig unzureichend“ zurück gewiesen.
Katharina Wesenick, ver.di Verhandlungsführerin: „Damit Fliegen sicher bleibt, brauchen wir auch am Boden endlich existenzsichernde Gehälter. Stundenlöhne zwischen 9,20 Euro und 11,52 Euro reichen in Stuttgart ohne Zweitjob nicht zum Leben.“
Die SGS ist der einzige Anbieter am Flughafen Stuttgart, der Leistungen in der Passagierabfertigung – vom Ticketverkauf bis zum Check- In – anbietet. Rund 40 Prozent der knapp 300 Beschäftigten sind befristet. Die SGS hat ihren Gewinn von 2014 bis 2016 um über 75 Prozent auf voraussichtlich 1,9 Millionen Euro gesteigert. Diese Überschüsse führt die SGS an ihre beiden Gesellschafter, den Flughafen Stuttgart und die AHS Holding Hamburg, ab.
Wesenick: „Hier werden Profite, die unter anderem auch dem Land Baden Württemberg und der Stadt Stuttgart zugutekommen, auf dem Rücken der am schlechtesten bezahlten Beschäftigten im Fluggewerbe erwirtschaftet. Hier steht auch die Politik in der Verantwortung.“
Die Verhandlungen werden am 13. Februar 2017 fortgesetzt.
Hintergrund Informationen:
Trotz ihres privatwirtschaftlichen Status gehört die SGS zum öffentlichen Dienst: Ihre Eigentümer sind überwiegend in öffentlicher Hand. Dabei hält der Flughafen Stuttgart die Mehrheit an der Gesellschaft. Eine Grafik zur den Anteilseignern findet sich hier: https://www.verdi-airport.de/595
Der Flughafen hatte die vormals in Eigenregie durchgeführten Dienste der Passagierabfertigung an seine Tochter ausgelagert und damit die existenzsichernde Bezahlung des Tarifvertrags des Öffentlichen Dienstes umgangen. Diese Tarifflucht führt zu einem Lohnunterschied von bis zu 500 Euro pro Monat. Die Mehrheit der Beschäftigten verdient zwischen 9,20 Euro und 11, 52 Euro pro Stunde brutto. Viele der Beschäftigten müssen bei diesen Löhnen ungewollt Kurzdienste ausführen. Insbesondere die ledigen und befristet Beschäftigten müssen zuhause leben oder von ihren Eltern finanziell unterstützt werden, weil das Gehalt nicht ausreicht, um die hohen Mieten in der Region Stuttgart zahlen zu können. Viele sind auf Zweitjobs angewiesen, obwohl sie Vollzeit arbeiten. Darunter auch Führungskräfte.
ver.di fordert ab dem 1. Januar 2017:
Zwei Euro pro Stunde mehr für alle Beschäftigten; gleiche Gewinnbeteiligung wie für die Beschäftigten der Muttergesellschaft Flughafen Stuttgart;
500 Euro Erholungsbeihilfe für ver.di Mitglieder; ab dem 15. Beschäftigungsjahr Aufstieg von Vergütungsgruppe 4 in Vergütungsgruppe 5;
Laufzeit: 12 Monate.
Die Tarifverhandlungen bei der SGS sind Teil der bundesweiten ver.di Initiative „Damit fliegen sicher bleibt“ für existenzsichernde, die Gesundheit und die Flugsicherheit erhaltende Arbeitsbedingungen im Bodenverkehrsdienst. Da die Flughäfen und privaten Anbieter von Bodenverkehrsdienstleistungen unter enormem Preisdruck der Fluggesellschaften stehen, fordert ver.di alle Unternehmen zum Abschluss eines Branchentarifvertrages auf, um so die Arbeitsbedingungen dem Preisdruck zu entziehen und die Branche für die Zukunft abzusichern. Weitere Informationen auch unter https://www.verdi-airport.de/64
PM