Immer mehr Bauern begreifen Bio als Chance / Politik muss verlässlichen Rahmen für mehr Bio schaffen
Bioland verzeichnet für das Jahr 2016 Rekordzuwächse im zweistelligen Bereich. Die Mitgliederzahl von Deutschlands bedeutendstem Anbauverband für ökologischen Landbau stieg um 626 Betriebe. Das ist mit 10 Prozent das größte Wachstum seit 15 Jahren. 6.861 Betriebe wirtschaften nun nach den strengen Kriterien des Bioland-Verbandes. Bioland-Bauern bewirtschaften mittlerweile 343.489 Hektar Fläche. Das entspricht einem Plus von 38.560 Hektar und damit 12,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr. „Diese Dynamik müssen wir in den nächsten Jahren verstärken und noch mehr konventionell wirtschaftenden Landwirten eine langfristige Perspektive durch Umstellung bieten“, sagt Jan Plagge, Präsident von Bioland e.V., im Vorfeld der Internationalen Grünen Woche.
Politik für mehr Biolandwirtschaft gefordert
Vor wenigen Tagen hat die Bundesregierung ihre überarbeitete Nachhaltigkeitsstrategie verabschiedet und darin ihr Ziel von 20 Prozent Biolandbau bekräftigt. Dort heißt es: „Um die Zuwachsraten zu steigern und einen Flächenanteil von 20 Prozent in absehbarer Zeit und nicht erst in Jahrzehnten zu erreichen, hat die Bundesregierung 2015 die Entwicklung einer Zukunftsstrategie ökologischer Landbau initiiert.“ Bisher werden erst 6,5 Prozent der landwirtschaftlichen Fläche in Deutschland ökologisch bewirtschaftet.
„Die Politik ist gefordert, die Rahmenbedingungen für mehr heimisches Bio deutlich zu verbessern“, sagt Jan Plagge. Nur so kann der Wunsch der Verbraucher nach mehr Bio-Lebensmitteln aus Deutschland erfüllt werden. Zudem kann Deutschland durch mehr Biolandwirtschaft seinen Verpflichtungen für den Schutz von Klima, Wasser und Biodiversität nachkommen.
Bioland fordert von Bund und Ländern:
- Eine verlässliche Öko-Förderung durch die Länder, dauerhaft sowohl für Altbetriebe als auch für Umsteller. Zudem müssen die Leistungen im Umwelt- und Tierschutz ausreichend honoriert werden.
- Deutschland muss in der laufenden EU-Förderperiode 15 Prozent der Direktzahlungen aus der ersten Säule der EU-Agrargelder in die zweite Säule umschichten. Nur so ist die Finanzierung des Zuwachses an Ökobetrieben und wichtiger Agrarumweltprogramme sicherzustellen.
- Die Düngegesetzgebung muss unsere Gewässer vor Überdüngung mit Nitrat und Phosphat schützen, darf aber gleichzeitig eine flächengebundene artgerechte Tierhaltung in Mittelgebirgen nicht gefährden. Bei der Novellierung der Düngeverordnung ist sicherzustellen, dass der für den Boden- und Grundwasserschutz wichtige Humusaufbau durch Kompost und Festmist nicht durch Sperrfristen eingeschränkt wird, die für den Wasserschutz keine Relevanz haben.
- Ein praktikables Anbauverbot von GVO in Deutschland und Europa. Dafür muss der untaugliche Entwurf des Gentechnikgesetzes überarbeitet werden.
- Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt muss in seiner Zukunftsstrategie zum Biolandbau (Vorstellung auf der Biofach 2017 geplant) den Ausbau der Forschung und Bildung verankern: Der Anteil an den Agrarforschungsmitteln des Bundes muss bis spätestens 2021 auf 20 Prozent ausgedehnt werden. Derzeit sind es nur 1,5 Prozent, obwohl heute knapp 9 Prozent der Landwirte 6,5 Prozent der nationalen Agrarfläche ökologisch bewirtschaften.
- Das Bundesprogramm Ökologischer Landbau und andere Formen nachhaltiger Landwirtschaft (BÖLN) muss wieder ausschließlich den Bio-Bereich fördern und von 20 Millionen Euro (Erhöhung um 3 Millionen Euro in 2017) auf 60 Millionen Euro aufgestockt werden. Damit soll u.a. der hohe Bedarf zur Förderung der Pflanzen- und Tierzucht für den Biolandbau gedeckt werden.
- Bioland fordert die Einführung von Abgaben auf mineralische Stickstoffdünger und synthetische Pestizide. So ist zu gewährleisten, dass von der Allgemeinheit getragene Folgekosten aus der Landwirtschaft gemäß dem Verursacherprinzip auf die verantwortlichen Akteure umgelegt werden.
- Staatliche Investitionszuschüsse für den Stallbau (AFP) dürfen künftig nur noch gewährt werden, wenn beim Bau die gesetzlichen Vorgaben für die Bio-Tierhaltung eingehalten werden. Dies konzentriert die Förderung auf artgerechte Haltungssysteme und ermöglicht es den Betrieben, ihre Produktion den Marktentwicklungen anzupassen.
- Die Umsetzung wirksamer Ökoaktionspläne und Länderprogramme in allen Bundesländern.
„Wir brauchen von Bund und Ländern einen verlässlichen Rahmen, der den Ausbau des Biolandbaus ermöglicht. Der ökologische Landbau ist ein zukunftsfähiges Agrarsystem, das eine gute wirtschaftliche Perspektive bietet – dieses Signal muss an die konventionellen Landwirte gehen“, appelliert Jan Plagge an die Agrarminister.
Über Bioland
Bioland ist der bedeutendste Verband für ökologischen Landbau in Deutschland. 6.861 Landwirte, Gärtner, Imker und Winzer wirtschaften nach den Bioland-Richtlinien. Hinzu kommen über 1.000 Partner aus Herstellung und Handel wie Bäckereien, Molkereien, Metzgereien, Handel und Gastronomie. Gemeinsam bilden sie eine Wertegemeinschaft zum Wohl von Mensch und Umwelt.
Seit mehr als 45 Jahren entwickeln die Bioland-Mitglieder mit ihrem Verband eine ökologisch, ökonomisch und sozial verträgliche Alternative zur intensiven, von Industrie und Fremdkapital abhängigen Landwirtschaft. Ziel der täglichen Arbeit der Bäuerinnen und Bauern ist die nachhaltige Erzeugung hochwertiger und gesunder Lebensmittel. Wirtschaften im Einklang mit der Natur, Förderung der Artenvielfalt sowie aktiver Klima- und Umweltschutz sichern unsere Lebensgrundlagen und erhalten eine vielfältige Kulturlandschaft. Denn Biolandbau heißt: An die Zukunft denken.
PM