Die meisten Unternehmen in der Region Stuttgart sind im Herbst weiterhin zufrieden mit ihrer Geschäftslage. Damit trotzt die hiesige Wirtschaft den zahlreichen Konjunkturrisiken, wie etwa den internationalen Krisen in Syrien, Irak und der Ukraine und der damit einhergehenden Verunsicherung auf den Weltmärkten. Im Vergleich zum Jahresbeginn hat sich die Zuversicht der regionalen Wirtschaft für das kommende Geschäftsjahr aber auf hohem Niveau etwas abgeschwächt. Auch lässt sich eine leicht nachlassende Dynamik bei Nachfrage und den Planungen bei Inlandsinvestitionen sowie Beschäftigung beobachten. Zu diesem Ergebnis kommt der aktuelle Konjunkturbericht der Industrie- und Handelskammer (IHK) Region Stuttgart. An der Befragung nahmen knapp 1.000 Unternehmen aller Betriebsgrößen aus Industrie, Dienstleistung und Handel in der Region Stuttgart teil.
„Es ist erfreulich, wie robust sich die regionale Wirtschaft zeigt“, sagt IHK-Präsident Georg Fichtner. „Dank ihrer hohen Wettbewerbsfähigkeit und weltweiter Präsenz haben einzelne negative Entwicklungen wie zum Beispiel der Brexit bisher nur geringen Einfluss auf die Geschäftsentwicklung in den Betrieben.“ Wie im Frühsommer schätzt fast die Hälfte der Betriebe ihre Geschäftslage „gut“ ein, 45 Prozent bewerten sie mit „befriedigend“ (zuletzt 46 Prozent). Lediglich etwa jedes zwanzigste Unternehmen klagt über eine schlechte Situation. Gestiegen ist die Zufriedenheit im Handel sowie im Dienstleistungssektor. Industrie und Bau beurteilen ihre Lage etwas ungünstiger als noch im Frühsommer.
Positiv beeinflusst werden die Geschäfte durch einen für den Export günstigen Wechselkurs zwischen Euro und Dollar, stabile Impulse aus den USA und China, eine leicht steigende Binnennachfrage, die niedrigen Zinsen und eine geringe Inflation. Mit 40 Prozent melden mehr Unternehmen als zuvor steigende Umsätze, jedoch ist auch der Anteil der Betriebe mit fallenden Umsätzen größer geworden (22 Prozent, im Frühsommer 20 Prozent).
Ein leichter Verlust der Dynamik zeigt sich jedoch bei den eingehenden Aufträgen: Waren es zu Jahresbeginn noch 33 Prozent der Betriebe, so verzeichnen derzeit nur noch 27 Prozent eine steigende Nachfrage. Auch die Planungen für die Inlandsinvestitionen sind etwas vorsichtiger als zuvor.
Diese Nachfrageabschwächung trägt dazu bei, dass die Geschäftserwartungen der regionalen Wirtschaft im Vergleich zum Jahresbeginn und zum Frühsommer erneut etwas zurückgegangen sind. Ein geringerer Anteil der Betriebe als zuvor rechnet mit einer Verbesserung der Geschäfte. Neun von zehn Betrieben erwarten eine gleichbleibende oder bessere Entwicklung ihrer Geschäfte. Nur jedes zehnte Unternehmen ist skeptisch.
Erfreulich stellen sich die Erwartungen im Auslandgeschäft dar: Über alle Branchen hinweg geht ein Drittel der auslandsorientierten Unternehmen von steigendem Export aus, die Hälfte rechnet mit einem gleich bleibendem Ergebnis. Lediglich etwa jedes zehnte Unternehmen befürchtet weniger Geschäfte mit dem Ausland. Wie schon im Frühsommer bleiben die Beschäftigungsabsichten der Betriebe positiv. Vier von fünf Unternehmen rechnen mit konstantem oder steigendem Personalbedarf. Der Anteil der Betriebe, die Personal abbauen müssen, ist jedoch um fünf Prozentpunkte auf 18 Prozent gestiegen.
Sorgen bereiten den Unternehmen vor allem die Inlandsnachfrage (51 Prozent der Unternehmen), die Arbeitskosten (42 Prozent) und der Mangel an Fachkräften (44 Prozent). Diesem Mangel möchten die Unternehmen unter anderem durch vermehrte Aus- und Weiterbildung und die Steigerung der Arbeitgeberattraktivität begegnen. Auch die Einstellung von ausländischen Fachkräften sowie die Ausbildung und Beschäftigung von Flüchtlingen werden erwogen. Bereits jetzt beschäftigten 15 Prozent der befragten Unternehmen innerhalb der vergangenen zwei Jahre geflüchtete Menschen oder beschäftigen diese aktuell. Ebenfalls 15 Prozent der Unternehmen planen dies für die nahe Zukunft.
PM