Agentur-Chef bei Betriebsräte-Stammtisch: „Es lohnt sich, ausgebildet zu sein!“

Beim Betriebsräte-Stammtisch im Göppinger Roth-Carrée haben die Gäste mit dem Chef der Göppinger Arbeitsagentur, Wilfried Hüntelmann, und dem SPD-Landtagsabgeordneten Peter Hofelich aktuelle Entwicklungen des Arbeitsmarktes im Landkreis besprochen.

„Alle müssen die lange, stabile und sehr gute Konjunkturlage nutzen, um ‚Arbeit für alle‘ anzustreben und daraus ‚gute Arbeit‘ zu machen. Der industriell und handwerklich geprägte Kreis Göppingen hat dazu die Möglichkeiten, wenn Unternehmen langfristig und sozial verantwortlich handeln und wenn die Arbeitssuchenden und Beschäftigten ihre Qualifikation auf der Höhe der Zeit halten“, sagte Peter Hofelich in Bezug auf jüngste Strukturveränderungen des Arbeitsmarktes.

Wilfried Hüntelmann betonte, dass im gesamten Landkreis ein vergleichsweise „hoher Beschäftigtenstand“ vorherrsche. Insgesamt sei zu beobachten, dass seit der Überwindung der Wirtschaftskrise die Zahl an sozialversicherungspflichtig Beschäftigten klar gestiegen ist. Dieser Zuwachs liege zum einen daran, dass mehr Frauen ins Arbeitsleben streben. Viele arbeiteten dabei in Teilzeit. Zum anderen verzeichne der Arbeitsmarkt im Kreis aber auch mehr Arbeitnehmer aus Süd- und Osteuropa. Jener Trend der steigenden Beschäftigungszahlen sei stabil, da sowohl konjunkturabhängig über Zeitarbeit wie auch konjunkturunabhängig beispielsweise im Bereich Pflege und Gesundheit neue Beschäftigungen entstanden sind.

Derzeit bestehe im gesamten Kreis eine Arbeitslosigkeit von rund 4,2 Prozent – zuletzt sei die Zahl wieder leicht angestiegen, erklärte Hüntelmann. Zudem charakterisiere den Arbeitsmarkt im Kreis, dass die Zeitarbeit stärker ausgeprägt ist. Knapp die Hälfte der Stellenmeldungen bestehe aus Zeitarbeitsangeboten. Überdies sei die Langzeitarbeitslosigkeit um etwa 10 Prozent zurückgegangen.

Mit Blick auf den Anteil ungelernter Arbeitnehmer wies Hüntelmann auf die Angebote der Agentur für Arbeit hin. „Qualifizierung mit Abschlüssen“ sei der Weg, um Beschäftigten mehr Perspektiven zu eröffnen. Auch bestehen vielfältige Angebote wie beispielsweise die „assistierte Ausbildung“ und weitere Hilfen durch Weiterbildungsprogramme. Die SPD habe in Regierungsverantwortung mit unterstützenden Programmen in diesem Bereich viel bewegt, bedankte sich der Agentur-Chef.

In der gemeinsamen Diskussion reflektierten die Betriebsräte aus dem Kreis diese aktuellen Entwicklungen. Efstathios Michailidis, Betriebsratsvorsitzender bei Aqua-Römer in Jebenhausen, unterstrich, dass schon heute und in Zukunft auch Arbeitnehmer über 50 Jahren mit Weiterbildung konfrontiert seien. Jens Zemihn von Südrad wies darauf hin, dass viele junge Menschen wegen geringfügig niedrigerer Gehaltsaussichten keine qualifizierende Ausbildung beginnen würden. Diese Entwicklung sei unverständlich und kurzfristig gedacht. Wilfried Hüntelmann erklärte, dieser Tendenz müsse man durch Werbung entgegentreten und Berufseinsteiger davon überzeugen, dass sich eine Ausbildung lohne.

Andreas Stähle, Personalrats-Vorsitzender im Göppinger Landratsamt, resümierte, dass es im öffentlichen Dienst zunehmend schwerer werde, Bewerber für den gehobenen Dienst zu gewinnen. Um dieser gravierenden Entwicklung entgegenzuwirken, seien Reformen bei der Besoldung notwendig. „Die SPD setzt sich im Landtag dafür ein, dass die herabgesetzte Eingangsbesoldung wieder zurückgenommen wird. Die Nachteile überwiegen und belasten die Attraktivität des gesamten öffentlichen Dienstes“, betonte Peter Hofelich. Ralf Fiala, Betriebsratsvorsitzender bei Emag in Salach, warf indes die Frage nach der „grundsätzlichen Bereitschaft der Betriebe, Langzeitarbeitslose zu übernehmen“, auf. Wilfried Hüntelmann wies darauf hin, dass Betriebe dies täten, „wenn es insgesamt passt“ und sich die Arbeitnehmer im Betrieb bewährten. Es sei aber auch eine gewisse Frustrationstoleranz bei den Betrieben nötig.

PM

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