++ Fachverband Biogas veröffentlicht Branchenzahlen 2015 ++ Neu installierte Leistung im letzten Jahr bei 23 MW ++ EEG 2017 eröffnet Chance zur Weiterentwicklung einzelner Projekte ++
Freising. 150 Biogasanlagen sind im vergangenen Jahr neu ans Netz gegangen. Darunter waren über 130 Güllekleinanlagen. Der restliche Zubau verteilt sich auf Biomethaneinspeisung, Abfallvergärungsanlagen und landwirtschaftliche Vor-Ort-Verstromungsanlagen. Durch den hohen Anteil kleiner Gülleanlagen liegt die installierte Leistung, die im Jahr 2015 neu ans Netz gegangen ist, bei insgesamt nur 23 Megawatt (MW). Das ist der geringste Zubau seit Bestehen des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) im Jahr 2000. Von diesen 23 MW wiederum sind nur zwölf MW arbeitsrelevant und erzeugen tatsächlich kontinuierlich Strom. Die restlichen elf MW sind „überbaut“ und stehen als flexible Leistung zur Verfügung – wenn im Stromnetz ein Bedarf festgestellt wird.
„Das, was wir heute an Zahlen veröffentlichen, ist das sichtbare Ergebnis des EEG 2014“, erklärt der Hauptgeschäftsführer des Fachverbandes Biogas, Dr. Claudius da Costa Gomez. In der Gesamtbilanz müssten von den 150 neuen Biogasanlagen sogar noch 20 Anlagen (9 MW) abgezogen werden, die 2015 stillgelegt wurden, ergänzt da Costa Gomez. Es zeigt sich, dass die vom Bundeswirtschaftsministerium gewünschte Entwicklung der Branche eintritt: mehr Biogas aus biogenen Reststoffen und aus Gülle.
Vor allem bei den Güllekleinanlagen sieht der Verband noch erhebliches Ausbaupotenzial: gerade mal ein Fünftel der anfallenden Gülle wird aktuell in Biogasanlagen vergoren. Der konsequente Einsatz tierischer Exkremente in Biogasanlagen würde zu einer Reduzierung der unkontrollierten Methan-Freisetzung aus Gülle mit einem CO2 Äquivalent von bis zu 21 Millionen Tonnen pro Jahr führen.
In der Summe beläuft sich die gesamtinstallierte Leistung aller 8.856 Biogasanlagen (Stand Ende 2015) in Deutschland auf 4.018 MW. „Über acht Millionen Haushalte werden heute schon mit Strom aus Biogas versorgt. Als flexible Ergänzung zu Wind- und Solaranlagen ist Biogasstrom für die sichere und stabile Energieversorgung aus erneuerbaren Energien unerlässlich!“ betont der Hauptgeschäftsführer.
Knapp die Hälfte der installierten Biogasleistung – rund 1.800 MW – steht bereits flexibel zur Verfügung. „Wie viele dieser Anlagen ihre Stromeinspeisung tatsächlich nach dem Bedarf im Stromnetz orientieren bestimmt der Markt“, sagt da Costa Gomez. Hier könnten entsprechende Strompreissignale – hoher Preis bei großer Nachfrage und niedriger Preis bei geringer Nachfrage – die Anlagenbetreiber zu einer bedarfsgerechten Einspeisung motivieren. Und damit die Kernkompetenz der Biogasanlagen fördern.
Eine Konsequenz dieser fehlenden Signale ist die geringe Investitionsbereitschaft bei Bestandsanlagen: nur 100 MW wurden als flexibler Überbau auf die bestehende Anlagenleistung ergänzt. Zusammen ergibt sich daraus ein Zubau von 123 MW (flexibel und arbeitsrelevant). Für dieses Jahr sieht die Prognose nur wenig besser aus: 26 MW im Anlagenneubau erwartet der Fachverband Biogas, wovon 14 arbeitsrelevant sind und zwölf überbaut. Wie schon 2015 basiert dieser Zubau vor allem auf Güllekleinanlagen (150) sowie Biomethan-Einspeiseanlagen.
In dem Anfang Juli verabschiedeten und im Januar 2017 in Kraft tretenden novellierten EEG sieht der Hauptgeschäftsführer des Fachverbandes Biogas wieder ein kleines Licht am Ende des Tunnels. „Das EEG 2017 ist zwar bestimmt nicht das Gesetz, das wir uns gewünscht hätten – aber es lässt doch zumindest wieder eine Zukunftsperspektive für die Branche zu. Jetzt gilt es, die gebotene Chance zu nutzen und dort, wo es möglich ist, bestehende und neue Biogasprojekte effizient umzusetzen.“
Für da Costa Gomez steht außer Frage, dass die regenerative Energiewende nur mit dem speicherbaren und flexiblen Energieträger Biogas zu schaffen ist. Dies habe die Bundesregierung – wenn auch zunächst widerwillig – nun erkannt. Jetzt müsse die Branche zeigen, dass sie trotz schlechter Rahmenbedingungen effiziente und zukunftsweisende Biogasprojekte umsetzen könne. „Denn nur in einem stabilen heimischen Markt wird sich der Weltmarktführer auch international behaupten können“, betont da Costa Gomez.
PM