Am zweiten großen Warnstreiktag im Sozial- und Erziehungsdienst heute wird in Stuttgart mit den umliegenden Landkreisen, in Karlsruhe und im Raum Heilbronn gestreikt. Mit 4.000 Streikenden wurden die Erwartungen von ver.di auch heute deutlich übertroffen. Die Belegschaften in den bestreikten Einrichtungen beteiligten sich nahezu vollständig.
In Stuttgart sind 173 der 187 Kindertagesstätten zu, sowie dreizehn Schülerhäuser. Auch in den Landkreisen Böblingen, Ludwigsburg und Rems-Murr sind die meisten Einrichtungen geschlossen. In der Region Stuttgart streiken allein insgesamt weit über 3.000 Beschäftigte.
In Karlsruhe sind 45 Einrichtungen zu, darunter viele Horte und alle Kindertagesstätten. Auch der soziale Dienst der Stadt bleibt geschlossen, viele Beratungstermine fallen deswegen aus. Insgesamt streiken dort 300 Beschäftigte.
42 Einrichtungen aus Heilbronn, Neckarsulm, Weinsberg und Crailsheim werden bestreikt. 30 Einrichtungen sind dort ganz geschlossen, in den übrigen sind Notgruppen eingerichtet. In Weinsberg , Crailsheim und Neckarsulm haben jeweils nur zwei Einrichtungen als Notgruppe geöffnet. Im Raum Heilbronn sind 250 Beschäftigte im Streik.
Die ver.di Landesbezirksleiterin sagte auf der Kundgebung am Stuttgarter Schlossplatz: „Am Freitag ist Equal Pay Day und alle reden wieder für einen Tag über Lohndiskriminierung von Frauen. Wir tun was dagegen. Jetzt. Dieser Streik ist auch ein Frauenstreik für gerechte Bezahlung.“
Arbeitsniederlegungen am Freitag in Ulm und Aalen beschließen diese Streikwoche in der Tarifrunde des Sozial- und Erziehungsdienstes bevor am Montag in Münster weiterverhandelt wird.
Dagmar Schorsch-Brandt, die stellvertretende ver.di Landesbezirksleiterin, sagte auf der Streikversammlung im Stuttgarter UFA-Palast am Vormittag: „Die Eingruppierungsregeln sind 25 Jahre alt. Pädagogische Fachkräfte sind heute Expertinnen für frühkindliche Bildung, Einrichtungen wandelten sich von Spielorten zu Lernorten. Es wird Zeit, dass die Bezahlung diesem Wandel endlich folgt.“
Betroffen sind auch heute wieder Kindertagesstätten, Beratungsstellen, Sozial- und Jugendämter, Werkstätten und Wohnheime für behinderte Menschen, Kinder- und Jugendheime, Jugendhilfeeinrichtungen und auch Krankenhäuser (Sozialdienst). In den betroffenen Kindertagesstätten wurden die Eltern von ver.di bereits frühzeitig informiert.
Warnstreiks am Freitag
Ulm und Aalen – 9:30 Uhr Kundgebung am Weinhof in Ulm
ver.di fordert von der Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände (VKA) eine Neuregelung der Eingruppierungsvorschriften und Tätigkeitsmerkmale, die für die rund 240.000 Beschäftigten im kommunalen Sozial- und Erziehungsdienst zu Einkommensverbesserungen von durchschnittlich zehn Prozent führen würden.
Nach Auffassung von ver.di sind eine deutliche Aufwertung und die damit verbundene Einkommensverbesserung nötig, weil die Anforderungen an die Beschäftigten in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen sind. Außerdem werden vielen der Beschäftigten – davon weit überwiegend Frauen – nur Teilzeitverträge angeboten. Insgesamt haben bundesweit nur 40 Prozent der Beschäftigten im Sozial- und Erziehungsdienst eine Vollzeitstelle. Die hohe Teilzeitquote fördert Altersarmut.
Zum Sozial- und Erziehungsdienst gehören unter anderem Erzieherinnen und Erzieher, Sozialarbeiterinnen, Sozialpädagogen, Fachkräfte für Arbeits- und Berufsförderung in Werkstätten für behinderte Menschen, Heilerziehungspflegerinnen, Kinderpflegerinnen sowie Heilpädagogen. Indirekt profitieren von einem Tarifergebnis mit den kommunalen Arbeitgebern auch die mehr als 500.000 Beschäftigten im Sozial- und Erziehungsdienst bei freien und kirchlichen Trägern.
Die Tarifverhandlungen werden am 23. März 2015 in Münster fortgesetzt.
PM