»Die baden‑württembergische Wirtschaft bekommt die weltwirtschaftliche Abkühlung zu spüren. So wuchs das reale Bruttoinlandsprodukt ersten Berechnungen zufolge im ersten Quartal 2016 um 0,6 Prozent und damit deutlich schwächer als in den Quartalen des Vorjahres. Für das Gesamtjahr 2016 erwarten wir ein reales Wachstum in Höhe von 0,5 Prozent«, sagte die Präsidentin des Statistischen Landesamtes, Dr. Carmina Brenner, zu den zentralen Aussagen der aktuellen Ausgabe von »Konjunktur Südwest«.
Die Gründe für die Abschwächung zeigten sich nach Brenner wie folgt:
Die Exporte Baden‑Württembergs liegen von Januar bis Mai 2016 um 0,8 Prozent niedriger als im Vorjahreszeitraum.
Mit 3,1 Prozent wuchs die baden‑württembergische Wirtschaft 2015 unerwartet stark, so kräftig wie kein anderes Bundesland, und lag 1,4 Prozentpunkte über dem Bundesdurchschnitt. »Dieses Wachstum muss man im Folgejahr erst einmal übertreffen, die Bäume wachsen nicht in den Himmel«.
Auch beurteilten die Unternehmen der Südwestindustrie ihre aktuelle Geschäftslage und den Ausblick nicht mehr so positiv wie in den Vorquartalen.
Dies zeigen u. a. die Auftragseingänge der Industrie: Sie liegen im 2. Quartal 5,6 Prozent niedriger als im 2. Quartal 2015.
Auch die Auslandsnachfrage im Verarbeitenden Gewerbe im 2. Quartal 2016 entwickelte sich verglichen zum Vorjahresquartal schwach (−3,3 Prozent). Besonders betroffen ist mit −8,1 Prozent der Fahrzeugbau.
Der Einzelhandel zeigt kaum Impulse gegenüber dem 2. Quartal 2015.
Um die Wachstumsprognose der Bundesregierung von 1,7 Prozent für Deutschland auch in Baden‑Württemberg zu erreichen, müsste die Südwest-Wirtschaft im 3. und 4. Quartal um 2,5 Prozent zulegen. »Diese Entwicklung ist nicht in Sicht«, sagte Brenner.
Diese Wachstumsabschwächung sollte man nach Brenner allerdings nicht überinterpretieren. Im Durchschnitt der Jahre 2015 und 2016 dürfte die Wirtschaftsleistung im Südwesten immer noch über dem langfristigen Trend zulegen und auch mit höheren Raten gewachsen sein als in Deutschland.
Die Wachstumsimpulse dürften im Jahr 2016 von den Binnensektoren ausgehen und hierbei rückt der Dienstleistungssektor in den Mittelpunkt. Die positive Beschäftigungsentwicklung und die herrschende Nullinflation stützen diese Entwicklung.
So blieb die Arbeitslosenquote in Baden‑Württemberg im Juni gegenüber dem Vorjahr konstant und liegt mit 3,7 Prozent auf einem sehr niedrigen Niveau. Im Zeitraum Februar bis April 2016 stieg die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten erneut an und übertraf den Vorjahreswert um durchschnittlich 101 000 Personen oder um 2,3 Prozent. Die Zahl der gemeldeten offenen Stellen lag im zweiten Quartal 2016 bei über 92 300 – ein Plus von 11 300 gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Dies zeigt, dass die Südwestwirtschaft weiterhin auf der Suche nach Fachkräfte ist und so spricht vieles für eine gute Arbeitsmarktentwicklung in den nächsten Monaten.
Tabelle 1
Wirtschaftswachstum in Baden-Württemberg seit 2010 | |||||
Jahr Quartal |
Konjunktur-indikator | BIP-Kettenindex (real) | |||
Originalwerte (2010=100) | Trend-Konj.-Komp. | HP-Trend | |||
Jahr Quartal1) |
gleitende Jahreswachs-tumsrate in % | ||||
1) Ab II. Quartal 2016 Schätzung.
© Statistisches Landesamt Baden-Württemberg, Stuttgart, 2016 |
|||||
2011 | X | 104,7 | X | X | X |
I | 2,26 | 103,1 | 9,0 | 103,9 | 102,0 |
II | 2,04 | 103,6 | 7,9 | 104,5 | 102,4 |
III | 1,93 | 105,8 | 6,4 | 104,9 | 102,8 |
IV | 1,63 | 106,3 | 4,7 | 105,1 | 103,2 |
2012 | X | 105,1 | X | X | X |
I | 1,26 | 104,6 | 2,8 | 105,2 | 103,7 |
II | 0,75 | 103,9 | 1,7 | 105,2 | 104,1 |
III | 0,62 | 106,2 | 0,9 | 105,2 | 104,5 |
IV | 0,85 | 105,7 | 0,3 | 105,0 | 104,9 |
2013 | X | 105,5 | X | X | X |
I | 0,56 | 102,8 | −0,4 | 105,2 | 105,3 |
II | 0,50 | 104,6 | −0,3 | 105,5 | 105,8 |
III | 0,74 | 107,4 | −0,1 | 105,9 | 106,2 |
IV | 0,86 | 107,1 | 0,4 | 106,2 | 106,6 |
2014 | X | 107,0 | X | X | X |
I | 0,98 | 104,8 | 1,3 | 106,4 | 107,1 |
II | 1,18 | 105,2 | 1,2 | 106,7 | 107,5 |
III | 1,21 | 108,5 | 1,2 | 107,4 | 108,0 |
IV | 1,08 | 109,6 | 1,5 | 108,4 | 108,4 |
2015 | X | 110,4 | X | X | X |
I | 0,91 | 107,9 | 1,7 | 109,4 | 108,9 |
II | 0,94 | 109,3 | 2,5 | 110,2 | 109,3 |
III | 1,15 | 111,8 | 3,1 | 110,5 | 109,8 |
IV | 1,37 | 112,6 | 3,1 | 110,4 | 110,3 |
2016 | X | X | X | X | X |
I | 1,15 | 108,52 | 2,6 | 110,27 | 110,74 |
II | 0,83 | 109,65 | 1,7 | 110,23 | 111,21 |
III | 0,84 | 112,31 | 1,0 | 110,69 | 111,68 |
IV | 0,69 | 113,10 | 0,5 | 111,43 | 112,15 |
Herausgegeben vom Statistischen Landesamt Baden‑Württemberg.