Geschäfte im Handwerk laufen wie geschmiert, aber Zahl der Betriebe geht zurück

Die Geschäfte laufen wie geschmiert, die Auftragsbücher der Handwerker quellen über – aber gleichzeitig geht die Zahl der Betriebe in den ersten sechs Monaten des Jahres zurück und zwar um 632 auf 132.209 Handwerksunternehmen. Landeshandwerkspräsident Rainer Reichhold nennt Gründe: „Auch wenn es paradox klingt, bei guter Wirtschaftslage wird weniger gegründet und weniger übernommen.“ Nicht zuletzt macht der demografische Wandel den Betrieben zu schaffen.

Der Betriebsbestand sank damit im Vergleich zum Jahresbeginn um 0,5 Prozent. Die Zahl der Eintragungen sank weiter auf 5.662 Betriebe, die in den ersten sechs Monaten bei den Handwerkskammern eingetragen wurden. In den letzten zehn Jahren gab es nur im ersten Halbjahr 2009 noch weniger Eintragungen. Reichhold: „Damals lag es an der Wirtschaftskrise, die viele vom Gründen abhielt.“ Jetzt steht die Entwicklung unter umgekehrtem Vorzeichen. Gründer fehlen, weil es gute Beschäftigungsmöglichkeiten auch in abhängiger Beschäftigung gibt. Demgegenüber stieg die Zahl der Abgänge im Vergleich zum ersten Halbjahr 2015 um fünf Prozent oder 317 Betriebe auf 6.294 an. Das war der dritthöchste Wert in den letzten zehn Jahren. „Da bremst uns der demografische Wandel aus“, erklärt Reichhold, „die geburtenstarken Gründerjahrgänge wollen ihre Betriebe in gute Hände abgeben, suchen aber vergeblich nach einem Nachfolger.“

Im zulassungspflichtigen Handwerk waren 80.865 Betriebe eingetragen, 454 weniger als zu Jahresbeginn. Bis auf das Kfz-Gewerbe haben die übrigen Branchengruppen an Betrieben verloren. Beim Nahrungsmittelhandwerk und den gewerblichen Zulieferern spielen zudem noch Konzentrationsprozesse zu wenigen, aber großen Betrieben eine entscheidende Rolle. Dieser Faktor werde zunehmen und gehe auch zulasten von neuen Gründungen. Aber auch im Bauhauptgewerbe und dem Ausbaugewerbe ging die Zahl der Betriebe zurück. Der seit der HwO-Novelle 2004 starke Zuwachs an Betrieben im zulassungsfreien Handwerk ist vorerst gestoppt. Dieser Handwerksbereich nahm um nur 55 Betriebe auf 27.780 zu. Zieht man die Fotografen ab, wo die Gründungen häufig nur im Nebenerwerb stattfinden, steht auch hier ein Minus. Die beiden Berufe, die in den vergangenen Jahren besonders stark gewachsen sind, nämlich Fliesenleger und Gebäudereiniger, haben an Betrieben verloren. Im handwerksähnlichen Gewerbe waren 23.651 Betriebe eingetragen, 230 weniger als vor Jahresbeginn.

PM

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