Herausforderungen der Jugendarbeit – niemand darf verloren gehen

Der Bundestagsabgeordnete von Bündnis 90/Die Grünen, Matthias Gastel aus Filderstadt besuchte Göppingen, um sich hier über die vorbildliche und wegweisende Jugendarbeit zu informieren. Auf dem Programm standen Besuche in der Jugendarrestanstalt und im Freihof-Gymnasium. Begleitet wurde er vom Göppinger Grünen-Landtagsabgeordneten Alex Maier sowie der Leiterin des Referates Kinder und Jugend der Stadt Göppingen, Ulrike Haas und dem Leiter des Fachbereiches Schule, Sport und Soziales, Ulrich Drechsel.

Matthias Gastel setzt sich für Jugendliche ein, die am Rande der Gesellschaft stehen und nicht in der Lage sind, für sich selber einzutreten. Zu diesen Jugendlichen zählt er auch diejenigen, die mit dem Gesetz in Konflikt geraten sind und dazu verurteilt wurden, eine gewisse Zeit in der Jugendarrestanstalt in Göppingen zu verbringen. Die Jugendarrestanstalt mit 24 Einzelzellen ist ein Gefängnis mit Gittern vor den Fenstern und Zellen, in denen die Jugendlichen außerhalb der Betreuungszeiten eingeschlossen werden. Dies solle durchaus auch ein Zeichen an die Jugendlichen sein, verdeutlichte der Direktor des Amtsgerichtes Göppingen, Jugendrichter Wolfgang Rometsch, der zugleich auch Leiter der Jugendarrestanstalt ist. Andererseits habe die Jugendarrestanstalt aber auch einen erzieherischen Auftrag. Der Jugendarrest ist eine Erziehungsmaßnahme des Jugendstrafrechts für männliche und weibliche Jugendliche und Heranwachsende im Alter von 14 bis ca. 24 Jahren und ist in Freizeitarrest, Kurzarrest und Dauerarrest aufgeteilt.

Der Freizeitarrest wird in der Freizeit des Jugendlichen (in der Regel am Wochenende) von Samstag 9.00 Uhr bis Sonntag 16.00 Uhr vollstreckt. Der Kurzarrest beträgt höchstens vier Tage und wird in der Regel unter der Woche vollstreckt. Der Dauerarrest beträgt mindestens eine Woche und höchstens vier Wochen. In dieser Zeit werden erhalten sie von den Bediensteten der Jugendarrestanstalt (Vollzugsdienst, Sozialdienst) sowie von nebenamtlichen Kräften (Arzt, Sportlehrer, Bastellehrer, Kunsttherapeuten, Drogen- und Berufsberater) Betreuung. Alex Maier ist von dieser Arbeit angetan und machte klar, dass ein Mix aus Fordern und Fördern notwendig sei. „Vor allem sind gute Betreuungsangebote wichtig, damit Eigenverantwortlichkeit und Gemeinschaftsfähigkeit in Zukunft gelingen können“, erklärte Maier.

Beim anschließenden Besuch des Freihof-Gymnasiums ging es um die seit fünf Jahren bestehende sehr effektive Schulsozialarbeit. Der Schulsozialarbeiter und Streetworker Harald Maas berichtete über seine Arbeit, die vom Schlichten einer Schulhofrangelei bis hin zum Umgang mit richtigen Härtefällen gehe. Der Wechsel von der kleinen Dorfschule an das große Gymnasium mit rund 870 Schülern stellt manchen Schüler vor scheinbar unüberwindliche Probleme. Veränderungen bei den Schülern zu erkennen und frühzeitig gegenzusteuern, das ist heute die Aufgabe der Lehrer und Sozialbetreuer.

Um niederschwellig mit den Schülern ins Gespräch zu kommen, hat die Schulsozialarbeit ein Schüler-Café eingerichtet sowie einige Arbeitskreise gegründet, die unter anderem die Themen Rassismus, Gewalt, Sucht und kulturelle Vielfalt bearbeiten. Der Landtagsabgeordnete Alex Maier sicherte die Fortsetzung des erfolgreichen Landesprogramms für Schulsozialarbeit zu, das schon in den letzten Jahren einen massiven Ausbau vorgenommen habe. „Schule ist längst mehr als ein Lernort, sie ist auch ein Lebensraum, in dem sich Schüler wohlfühlen müssen. Eine gute Schulsozialarbeit ist hierbei unerlässlich“, erläuterte Maier.

Wünsche der Schule an die Landespolitik nimmt Alex Maier von dem Gespräch auch mit in den Stuttgarter Landtag. Das Kommunikationsverbot zwischen Grund- und weiterführenden Schulen müsse wieder aufgehoben werden, um mit der Kenntnis der Grundschulempfehlung besser auf die einzelnen Schüler eingehen zu können. Dem könne er sich auch anschließen und das sei auch so im Koalitionsvertrag vereinbart, sagte Maier.

PM

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