Das Herz sagt „Ja“, der Kopf sagt „Nein“, so der allgemeine Tenor in der vergangenen Beratung desGemeinderats.
Unter allgemeinem Bedauern folgte das Gremium mit 16 Ja-Stimmen, 4 Gegenstimmen und 1 Enthaltung dem Antrag der Verwaltung, den Antrag der Uhlandschule auf Einrichtung einer Gemeinschaftsschule abzulehnen.
Das war keine leichte Entscheidung für den Gemeinderat.
Die Herzen der Stadträte schlugen eigentlich für die Gemeinschaftsschule an der Uhlandschule. Leider sprechen viele Fakten, nicht nur die mit der Einrichtung einer Gemeinschaftsschule verbundenen Kosten, dagegen.
Am 14. März 2014 hatte die Uhlandschule einen Antrag zur Einrichtung einer Gemeinschaftsschule bei der Stadtverwaltung eingereicht. Die Gesamtlehrerkonferenz sowie auch die Schulkonferenz hatten im Vorfeld bereits die erforderlichen Beschlüsse gefasst. In seiner Sitzung am 6. November vergangenen Jahres unterstützte der Schulbeirat diesen Antrag mit 13 zu 7 Stimmen.
Am 20. November 2014 verfasste das Kultusministerium in Stuttgart ein Eckpunktepapier, mit der verbindlichen Vorgabe für die Realschulen, ab 2016/17 auch den Hauptschulabschluss anbieten zu müssen.
Die Auswirkungen auf den Schulstandort „Obere Stadt“ wurden am 5. Februar 2015 erneut im Schulbeirat diskutiert, da sich nun die Rahmenbedingungen für eine Gemeinschaftsschule grundlegend ändern.
Nach den Planungen des Ministeriums sollen die Unterschiede zwischen Realschule und Gemeinschaftsschule deutlich abgeschmolzen werden.
Der Leiter der Uhlandschule, Markus Beyer hielt aber nach wie vor seinen Antrag aufrecht.
Allein vom hervorragenden und schlüssigen Konzept und den vielen Erfahrungen der Schule in den verschiedensten Bereichen, wie z.B. Ganztagesschule, Inklusion, Kooperation mit der Wilhelm-Busch-Schule und der Pestalozzischule, Vorbereitungsklasse, Mensa, Schulsozialarbeit und vieles mehr wäre die Uhlandschule, so sehen es Gemeinderat, Stadtverwaltung und auch das Staatliche Schulamt Göppingen, vertreten durch Fritz Hofstätter, sehr gut als Gemeinschaftsschule geeignet. Das wichtigste sei jedoch, so Beyer, das engagierte Lehrerkollegium der Uhlandschule. Dieses steht voll hinter der Konzeption der Gemeinschaftsschule. Leider lassen die geringen Schülerzahlen und auch die geplante Neuerung an der Daniel-Straub-Realschule eine weitere Gemeinschaftsschule in Geislingen nicht zu. Zumal an der Gemeinschaftsschule Tegelbergschule noch genügend Kapazität vorhanden ist. Dort besuchen bei einem Klassenteiler von 28 derzeit 42 Schülerinnen und Schüler die Klassen 5 und 47 die Klassen 6. Die Uhlandschule hatte im Schuljahr 2013/14 und 2014/15 in der Klassenstufe 5 jeweils 16 Schüler.
Nach Einschätzung der Stadtverwaltung und auch des Staatlichen Schulamts könnte an der Uhlandschule eine dauerhafte Zweizügigkeit, die Voraussetzung für eine Gemeinschaftsschule ist, nicht gewährleistet werden. Zudem wäre die Konkurrenzsituation zur in unmittelbarer Nachbarschaft gelegenen Daniel-Straub-Realschule zu groß. Um die für eine Gemeinschaftsschule gebotene Heterogenität und Vielfalt zu erreichen müsste die Uhlandschule von der Daniel-Straub-Realschule Schüler abwerben. Denn eine Gemeinschaftsschule macht nur Sinn, wenn sie von Schülern verschiedener Leistungsstärken besucht wird, da sie ja sowohl den Hauptschulabschluss (G-Niveau), als auch die Mittlere Reife (M-Niveau) und auch die Hinführung zum Abitur (E-Niveau) anbieten soll.
Eine weitere Tatsache, die gegen die Einrichtung einer Gemeinschaftsschule spricht ist die, dass es in Amstetten sowie auch in Donzdorf bereits eine solche gibt. Teilweise besuchen Schüler aus Böhmenkirch jetzt schon die Donzdorfer Schule. Zudem wird befürchtet, dass die Schüler aus Richtung Amstetten dann ganz aus Geislingen wegbleiben.
Franz Sommer, Leiter der Daniel-Straub-Realschule, stellte den Stadträtinnen- und -räten ebenfalls sein Konzept vor. Er hob als Stärke seiner Schule ebenfalls die Vielfalt hervor. Er betonte außerdem, dass an seiner Schule bereits heute schon teilweise in den Fächern Deutsch, Englisch und Mathematik nach den neuen Bildungsplänen 2016/17 unterrichtet werde. Durch den Wegfall der verbindlichen Grundschulempfehlung würden an der Daniel-Straub-Realschule bereits Schüler unterrichtet, die nicht zwingend dem Realschulniveau entsprechen. Die von der Verwaltung aufgegriffene Idee, aus der Daniel-Straub-Realschule und der Uhlandschule eine Verbundschule entwickeln zu können lehnen beide Schulen ab. Für Franz Sommer ist das größte Hindernis die B 10. Zudem fehlt für ihn der pädagogische sowie auch der organisatorische Mehrwert. Er ist der Ansicht, durch die Neukonzeption der Realschulen erübrige sich eine Verbundschule.
Für das Gremium spielen natürlich auch die Kosten eine wichtige Rolle. Würde die Gemeinschaftsschule an der Uhlandschule verwirklicht werden, so müsste die Stadt sowohl in die Uhlandschule als auch in die Daniel-Straub-Realschule eine Menge Geld investieren um das für diese Schularten künftig notwendige Raumprogramm zu erfüllen.
Der Gemeinderat bescheinigte beiden Schulen ein sehr gutes Konzept. Insbesondere für die Uhlandschule mit ihrem engagierten Schulleiter und Lehrerkollegium war das Gremium voll des Lobes.
Oberbürgermeister Frank Dehmer betonte ausdrücklich, dass der gefasste Beschluss weder etwas mit der Qualität noch der Konzeption der Uhlandschule zu tun habe. Dies solle auch vom Lehrerkollegium so verstanden werden. Die gefallene Entscheidung liege nur an der Tatsache, dass die Uhlandschule den falschen Standort hat.
Seiner Meinung nach sei der vom Gemeinderat gefasste Beschluss im Interesse beider Schulen. Keinem Mitglied des Gremiums sei die Entscheidung leicht gefallen, so Dehmer.
Er bedankte sich ausdrücklich im Namen des Gemeinderats bei Markus Beyer und dem Kollegium der Uhlandschule für die über lange Zeit hinweg erarbeitete hervorragende Konzeption und wünschte der Schule trotz der unerfreulichen Entscheidung des Stadtparlaments alles Gute.
Iris Hummitzsch