Vor dem Hintergrund der anhaltend rückläufigen Zahl von Unternehmensgründungen in der Region hat die Industrie- und Handelskammer (IHK) Region Stuttgart gestern einen Ausschuss „Startup & Young Business“ gegründet. Mit dieser Offensive sollen frische Ideen aus den Reihen der Gründer und jungen Unternehmerinnen und Unternehmer verstärkt in das breite IHK-Angebot für Existenzgründer einfließen. „Der Ausschuss ist ein wichtiger Baustein für die Zusammenarbeit mit der Gründerszene vor Ort, weil wir damit die Fragen und Anliegen junger Unternehmen viel besser in die IHK-Arbeit einbinden können als bisher“, sagt IHK-Hauptgeschäftsführer Andreas Richter. Mit dem Ausschuss als Expertengruppe will die IHK gemeinsam mit den anderen Akteuren etwa bei den Wirtschaftsförderungen Rahmenbedingungen für Gründer verbessern und die Zahl der Gründungen in der Region nachhaltig erhöhen.
Im Fokus der Ausschuss-Arbeit stehen der branchenübergreifende Erfahrungsaustausch und die Vernetzung von jungen Unternehmerinnen und Unternehmern. Zugleich will die IHK das Thema Startups und ihre Probleme auf die politische Agenda bringen. „Wir müssen Kenntnisse über die Gründerkultur und Bewusstsein für typische Gründungsprozesse bei Politik und Banken vermitteln“, betont der Vorsitzende des neuen Ausschusses Michael Aechtler, Geschäftsführer der crocofy UG in Stuttgart. Manche würden mehrmals ein Unternehmen gründen bis sich nachhaltiger Erfolg zeige. Scheitern gehöre dazu und dürfe nicht stigmatisiert werden. Der Ausschuss könne zudem die Angebote der IHK für Gründer bekannter machen und auf die kompetente und unabhängige Beratung der IHK hinweisen, so Ausschuss-Mitglied Helena Komnik, Inhaberin des Stuttgarter Business Centers Büro & Marketing, das sie vor drei Jahren übernommen hat.
Richter weist darauf hin, dass die Gründung des Ausschusses zu einer Reihe von Maßnahmen der IHK zur verstärkten Unterstützung von kleinen und mittleren Unternehmen gehört. So wurde das Informations- und Beratungsangebot für diese Zielgruppe ausgeweitet. Im neuen Internetauftritt der IHK gibt es jetzt Zielgruppeneinstiege speziell für kleine und mittlere Unternehmen sowie für Gründer. Unter www.stuttgart.ihk.de lassen sich alle Informations- und Beratungsangebote sowie Veranstaltungstermine und die Fachberater der IHK in Stuttgart und den fünf Bezirkskammern finden. Das Service-Center Existenzgründung (Telefon 0711 2005-1677) ist für den persönlichen Kontakt die erste Anlaufstelle. Das IHK-Angebot für Gründer reicht von Informationen zu Themen wie Finanzierung, Businessplanung, Buchhaltung, Rechts- und Steuerfragen bis zur Einzelberatung. Alle zwei Monate bietet das Young Business Netzwerk bei der IHK gemeinsam mit den Wirtschaftsjunioren Stuttgart eine Plattform für Gründer und junge Unternehmen zu Austausch, Kooperation und Geschäftsanbahnung. Der jährliche Kongress „Stuttgart gründet“ hat sich mit der zweiten Veranstaltung im April zu einem wichtigen Treffen der Gründerszene entwickelt.
„Den IHK-Service für Gründer finanzieren wir vor allem über Beiträge“, erläutert der IHK-Hauptgeschäftsführer. Viele Angebote seien für Mitgliedsbetriebe und Gründer kostenlos. Fast ein Drittel des IHK-Beitragsaufkommens komme von den 100 größten Beitragszahlern, die nicht einmal ein Prozent der IHK-Mitgliedsbetriebe ausmachen. Dagegen zahlten etwa 40 Prozent aller Mitgliedsunternehmen keinen Beitrag und könnten den kompletten Service der IHK in Anspruch nehmen.
Mit Blick auf die IHK-Wahl vom 4. bis 26. Juli 2016 betont Richter: „Wir machen deutlich, dass die IHK eine Einrichtung für alle Unternehmen ist, der Großteil unserer Mitglieder jedoch zum Kreis der kleinen und mittleren Betriebe gehört, auf die wir unseren Service und unsere Angebote gezielt ausrichten.“ Im Juli sind mehr als 160.000 Unternehmen zur Wahl der neuen Vollversammlung und der fünf Bezirksversammlungen aufgerufen.
Zum Motiv der Gründung eines speziellen Ausschusses für Startups erläutert der IHK-Hauptgeschäftsführer: „Bei der Vorbereitung auf eine Unternehmensgründung und in der Anlaufphase gibt es eine Reihe von typischen Problemen und Fragen, die wir identifizieren und bündeln wollen.“ Daraus lassen sich dann laut Richter wirtschaftspolitische Positionen, neue IHK-Angebote oder andere Impulse für die Arbeit in der Vollversammlung ableiten. Richter: „Die Gründerszene in der Region erhält mit dem Ausschuss ein Sprachrohr.“
Die Idee der IHK-Geschäftsführung zu dem neuen Ausschuss hatte in der Vollversammlung am 17. März einhellige Zustimmung gefunden. Das Gremium hatte daher 43 Unternehmerinnen und Unternehmer in den neuen Ausschuss berufen. Voraussetzung ist, dass die Unternehmen zum Zeitpunkt der Berufung nicht älter als fünf Jahre sind. Der Ausschuss hatte am Dienstagabend seine konstituierende Sitzung. Er will mehrmals im Jahr tagen. Die nächste Sitzung ist am 16. Juni.
Zum Vorsitzenden wählten die Ausschuss-Mitglieder Michael Aechtler, Geschäftsführer der crocofy UG in Stuttgart. Zu seinen beiden Stellvertretern wurden gewählt: Albert Groz, Geschäftsführer der TruPhysics GmbH in Stuttgart und Eleftherios Hatziioannou, Geschäftsführender Gesellschafter der smoope GmbH in Stuttgart.
Bereits in der ersten Sitzung habe der Ausschuss eine Stoffsammlung zu typischen Problemen beim Gründen erstellt, so der Ausschuss-Vorsitzende Aechtler. Diese werde bei der nächsten Sitzung in etwa fünf Wochen analysiert und daraus das Arbeitsprogramm des Ausschusses aufgestellt.
PM