In der Tarifrunde im öffentlichen Dienst des Bundes und der Kommunen wurden die Warnstreiks bereits am frühen Morgen in der Region Heilbronn fortgesetzt. Dort und in zahlreichen Städten und Gemeinden im Umland streiken heute über 1.000 Beschäftigte. Betroffen sind neben dem Nahverkehr in Heilbronn auch etliche andere Bereiche, so zum Beispiel die Zulassungsstelle oder die Stadtbibliothek. Auch in Kindertagesstätten, bei der Agentur für Arbeit oder der Kreissparkasse wurde gestreikt. Auch in Emmendingen wurde im Landkreis und Kreiskrankenhaus gestreikt. In Heilbronn forderte die ver.di Landesbezirksleiterin „anständige Entgeltsteigerungen statt Angriffen auf die Betriebsrente oder Rentenplänen aus der neoliberalen Mottenkiste. Der Innen- und Finanzminister sollen für und nicht gegen ihre Beschäftigten kämpfen.“
Am späten Vormittag zogen mehrere Hundert streikende Azubis, Pflegeschülerinnen und Praktikantinnen aus ganz Baden-Württemberg auf einer Streik-Parade durch die Mannheimer Innenstadt, begleitet auch von einigen Rentnerinnen und Rentnern.
Der ver.di Vorsitzende Frank Bsirske sagte auf der Abschlusskundgebung vor dem Hauptbahnhof: „Wer bei den Azubis spart, braucht sich nicht wundern, wenn ihm die Fachkräfte ausgehen.“
Dennis Ewert, ehrenamtlicher Vorsitzender der ver.di Jugend Baden-Württemberg, sagte auf der Streik-Parade: „Es muss endlich Schluss sein mit weniger Urlaub für Azubis. Das bisherige Angebot von einer Handvoll Euros mehr reicht nicht mal für einen Kinobesuch im Monat. Wir brauchen eine anständige Übernahmeregelung, sie ist die beste Werbung für Nachwuchskräfte.“
Kommende Woche werden im Vorfeld der dritten und letzten vereinbarten Verhandlungsrunde am Donnerstag und Freitag die Streiks weiter fortgeführt. Schwerpunkt ist am Montag die Region Stuttgart, am Dienstag Ulm, Friedrichshafen sowie Esslingen und Göppingen und am Mittwoch Reutlingen und Tübingen.
Warnstreiks in der nächsten Woche:
Stuttgart
Am Montag ganztägiger Warnstreik in Stuttgart und den Landkreisen Böblingen, Ludwigsburg und Rems-Murr. Betroffen sind alle Bereiche (Kitas, Bäder, Nahverkehr, Gemeindeverwaltung, Arbeitsagentur, Müllabfuhr, Kliniken). Streikversammlung im UFA-Palast,
Kundgebung auf dem Marktplatz gegen elf Uhr.
Ostwürttemberg-Ulm
Am Dienstag großer Streiktag in Ulm, Schwäbisch Gmünd, Heidenheim und Aalen. Zentrale Kundgebung in Ulm um zehn Uhr auf dem Münsterplatz. Betroffen sind alle Bereiche des öffentlichen Dienstes, u.a. auch Nahverkehr in Ulm.
Fils-Neckar-Alb
Am Dienstag Warnstreik in den Landkreisen Esslingen und Göppingen:
u.a. KSK Esslingen und Göppingen, Klinikum Esslingen, Lebenshilfe Göppingen, Bauhöfe & Kitas der Stadtverwaltung in Esslingen & Göppingen, Landratsämter Göppingen & Esslingen, weitere Kommunen (u.a. Nürtingen, Ostfildern, Filderstadt, Kirchheim/Teck, Plochingen, Wendlingen, Aichtal, Leinfelden-Echterdingen, sowie Eislingen und Geislingen an der Steige).
ab 09:00 Uhr Streikversammlung im Streiklokal DGB-Haus Esslingen am Neckar (Julius-Motteler-Str. 12, Esslingen am Neckar)
ab 11:30 Uhr Demozug
ab 13:00 Uhr Kundgebung Marktplatz, Esslingen am Neckar
(Hinweis: Bauhof Esslingen komplett geschlossen ab 05:00 Uhr)
Am Mittwoch Warnstreik in den Landkreisen Reutlingen, Tübingen und Zollernalbkreis: u.a. KSK Reutlingen & Tübingen, Kreiskliniken Reutlingen und Zollernalbkliniken Balingen und Albstadt, KBF Mössingen & LWV Rappertshofen, Bauhöfe & Kitas der Stadtverwaltung in Reutlingen & Tübingen, Landratsämter Reutlingen, Tübingen & Zollernalbkreis, weitere Kommunen (u.a. Albstadt, Mössingen, Rottenbrug, Ammerbucg, Dettenhausen, Kusterdingen, sowie Pfullingen, Eningen unter Achalm und Metzingen)
ab 09:00 Uhr Streikversammlung im Streiklokal franzk Reutlingen (Unter den Linden, Reutlingen)
ab 11:30 Uhr Demozug
ab 13:00 Uhr Kundgebung Marktplatz, Reutlingen
(Hinweis: Bauhof Reutlingen komplett geschlossen ab 05:00 Uhr)
Schwarzwald-Bodensee
Am Dienstag Entsorgungsbetriebe und technische Betriebe in Konstanz im Warnstreik.
Oberschwaben
Am Dienstag Streiktag in ganz Oberschwaben, Kundgebung in Friedrichshafen.
Hintergrund:
ver.di fordert für die rund 2,14 Millionen Beschäftigten des öffentlichen Dienstes des Bundes und der Kommunen sechs Prozent mehr Geld und eine Anhebung der Ausbildungsvergütung um 100 Euro pro Monat. Zudem will die Gewerkschaft die sachgrundlose Befristung von Arbeitsverträgen abschaffen. Die Laufzeit des neuen Tarifvertrages soll zwölf Monate betragen. Die Ergebnisse sollen zeit- und wirkungsgleich auf die Beamtinnen und Beamten sowie die Versorgungsempfängerinnen und –empfänger des Bundes übertragen werden.
In Baden-Württemberg arbeiten nach Zahlen des Statistischen Landesamtes (Stichtag: 30.6.2014) 192.800 Tarifbeschäftigte bei den Kommunen. 63 Prozent der Beschäftigten sind Frauen. Die Teilzeitquote beträgt 41 Prozent (insgesamt). Im Jahr 2000 lag die Teilzeitquote noch bei 34 Prozent. 25 Prozent der Beschäftigten sind 55 Jahre und älter.
PM