Der Direktor des Forschungsinstituts für biologischen Landbau (Fibl) Urs Niggli spricht dem Gentechnikverfahren CRISPR/Cas großes Potenzial für die Ökolandwirtschaft zu. Bioland lehnt CRISPR/Cas ebenso wie alle weiteren Verfahren der Genmanipulation entschieden ab. Die neue Gentechnik birgt, ebenso wie die alte, unvorhersehbare Risiken durch ungewollte Effekte im Erbgut. Einmal freigesetzt lässt sich ihre Verbreitung zudem nicht mehr kontrollieren und nimmt Landwirten, Herstellern und Verbrauchern, die Wahlfreiheit, gentechnikfrei zu produzieren und sich zu ernähren.
„Für Bioland ist CRISPR/Cas ein absolutes No-Go!“, sagt Jan Plagge, Präsident von Bioland. „Das Verfahren ist eindeutig als Gentechnik einzustufen und gemäß dem Vorsorgeprinzip auch als solche zu kennzeichnen und zu behandeln. Nur mit konsequenter Risikoprüfung und Kennzeichnung kann echte Wahlfreiheit für Verbraucher und Landwirte gesichert werden.“ Züchtungsunternehmen versuchen durch neue Methoden wie CRISPR/Cas die Gentechnikgesetzgebung zu umgehen, die eine Sicherheitsprüfung, Rückverfolgbarkeit und Kennzeichnung vorschreibt. Auch bei einer Freisetzung zu Forschungszwecken sind die Folgen für Mensch und Umwelt nicht abschätzbar, die veränderten Organismen können nicht wieder aus der Umwelt zurückgeholt werden.
„Das Leben lässt sich nicht programmieren wie ein Computerprogramm, das wissen auch die Wissenschaftler“, sagt Jan Plagge. „Die Natur und auch die Kulturpflanzen stehen in zahllosen Wechselwirkungen, darin ist die Steuerung durch die Gene ein wichtiges Element.“ Bioland setzt daher weiterhin ausschließlich auf die natürliche Weiterentwicklung von Pflanzen und Tieren durch Züchtung. Die ökologische Züchtung erzielt bereits nachhaltige Erfolge indem sie über Jahrzehnte einsetzbare Sorten natürlich entwickelt. „Allerdings muss in diesem Bereich noch sehr viel mehr investiert werden, um im Gesamtsystem einer nachhaltigen ökologischen Landwirtschaft voranzukommen“, so Plagge.
Die CRISPR/Cas-Technik ist eine von mehreren vergleichsweise neuen Methoden, das Erbgut von Pflanzen, Tieren oder Mikroorganismen zu verändern. Gemeinsam ist den neuen Techniken, dass sie den natürlichen Reparaturmechanismus der Zellen ausnutzen, um die gewünschten Änderungen am Erbgut zu erreichen. Behauptet wird, CRISPR/Cas sei viel präziser und effizienter als die herkömmliche Gentechnik, bei der die fremde DNA mit Metallpartikeln in die Zelle geschossen oder von Bakterien eingeschleust wird. Allerdings belegen Studien, dass auch bei den neuen Gentechnikverfahren ungewollte Effekte und nicht vorhergesehene Veränderungen im Erbgut stattfinden.
PM