Die Zeiten sind längst vorbei, in denen die Kommunen neue Baugebiete quasi in Serie entwickeln konnten. Auch Wäschenbeuren hat davon profitiert. Zwischen 1990 und 2000 stieg die Einwohnerzahl von 3.000 auf 3.700. Derzeit ist bei 3.940 Einwohnern eher ein Nullwachstum angesagt. Dies liegt daran, dass die Genehmigung neuer Baugebietsflächen kaum noch möglich ist.
Strenge Natur- und Umweltschutzauflagen sind der Grund für diesen Trend. Auch bei der Ausweisung des aktuellen Wohn- und Gewerbegebiets hat dies Wäschenbeuren zu spüren bekommen. Nun gilt es, die behördlichen Auflagen Maßnahme für Maßnahme umzusetzen. Der Verwaltungsaufwand dafür ist enorm und die dafür erforderlichen Grundstücke sind Mangelware. Jeder Eingriff in die Natur wird mit Ökopunkten bewertet. Diese gilt es dann mit verschiedenen Maßnahmen abzuarbeiten. Eines dieser Projekte ist eine Benjeshecke, die kürzlich vom Bauhof nördlich des Gebiets „Heubeund III“ angelegt wurde. An der südlichen Stirnseite des jeweiligen Abschnitts wurden Steine aufgeschichtet, welche vielen Kleintieren Schutz bieten sollen. Mehrere Wildbienenhotels sollen benachbart weitere ökologische Verbesserungen bewirken. Hergestellt werden diese ab Herbst 2016 im Rahmen des Fachunterrichts „Technik“ von Schülerinnen und Schülern der Stauferschule.
Sehr aufgeschlossen zeigte sich auch der landwirtschaftliche Ortsverein. Auch dieser hat eine Aktion geplant. Das ist jedoch nur ein kleiner Ausschnitt aus dem großen Maßnahmenbündel, welches der Gemeinde auferlegt wurde. Mit wachen Augen beobachtet das Landratsamt als Aufsichtsbehörde die Umsetzung. Erste Rügen wurden gegenüber der Gemeinde bereits ausgesprochen. Derzeit prüft die Verwaltung, inwieweit die Öko-Minuspunkte auch durch aufwertende Maßnahmen im Gemeindewald ausgeglichen werden können.
Aufbau und Entwicklung einer Benjeshecke Als sofortiger Schutz und als Nahrungsquelle für Vögel und andere Tierarten ist eine Benjeshecken am Gebietsrand aus dünnerem Gehölzschnitt, Ästen und Zweige linienhaft zu einer Hecke aufzubauen und zu entwickeln. Dazu wird Gehölzschnitt (Äste, Zweige, Reisig) als Haufen, in Streifen oder als Wall locker gestapelt, was zum einem dem Schutz der heranwachsenden Pflanzen dient, zum anderen „Saatgut“ auf natürliche Weise bzw. autochthon einbringt. Das locker gelagerte Totholz bietet unmittelbar Lebensraum für zahlreiche Vogelarten, Kleinsäuger und Insekten. Als Initialzündung werden noch zusätzliche Sträucher dazu gepflanzt.
Aufstellen von „Insekten-Hotels“ Als praktisch von jedermann mit geringem Aufwand umsetzbare Insektenschutzmaßnahmen und als Nahrungsgrundlage dann für zahlreiche Vogelarten wird die Einrichtung mehrerer „Insekten-Hotels“ auf den Flächen der externen Maßnahmen geplant. Insektenhotels helfen vielen „Nützlingen“ wie zum Beispiel Hummeln, Wildbienen, Schlupf-, Falten-, Grab- und Wegwespen, Florfliegen oder Ohrwürmer durch Bestäubung und als kostenlose biologische „Schädlingsbekämpfer“, das ökologische Gleichgewicht zu bewahren. Die Insektenhotels sollten ausschließlich aus Naturmaterialien wie Holz, Baumscheiben, Äste, Rinde, Stroh, Heu, Schilfrohr, Bambusstäben, Reisig, Torf und Lehm bestehen. Für die Löcher “Höhlen” können poröse, durchlöcherte Backsteine, Blumentöpfe oder andere Materialien dienen. Der ideale Standort für ein Insektenhotel sollte sonnig und witterungsgeschützt sein. Die Insektenhotels sind an den geeigneten Orten der neu angelegten Streuobstwiesen aufzustellen und dauerhaft zu unterhalten. Diese Bestimmung ist auch eine Maßnahme für den Artenschutz.
Anlage von Steinriegeln (externe Maßnahme) Durch Kleinstrukturen werden neue Lebensräume für Tiere und Pflanzen geschaffen und Biotopstrukturen als Vernetzungselemente und Ausbreitungsachsen gesichert und entwickelt. Darüber hinaus soll die Ausgleichsfläche für die artenschutzrechtlich relevante Zielart „Zauneidechse“ optimiert werden: Die Maßnahme beinhaltet die Gestaltung von Bereichen an der Südwestseite der neu anzulegenden Benjeshecke mit Steinhaufen oder Trockenmauern und Rohbodenflächen und die Pflege durch Entbuschung von Aufwuchs, so dass nachhaltig besonnte Abschnitte entstehen. Die Steinhaufen oder Trockenmauern, welche der frostfreien Überwinterung, dem Schutz vor Prädatoren (Fressräuber) und als Sonnenplätze dienen, sind wegen der Thermoregulation der Tiere in direkter Sonnenexposition Richtung Süden auszurichten und sollten in unmittelbarer Nähe von dichterer Vegetation
oder Saumstreifen liegen. Die Trockenmauern oder Steinhaufen sind mindestens 60 cm hoch aus grobem Naturgestein einzubauen und sind vegetationsfrei zu halten. An der „Rückseite“ der Steinhaufen oder Trockenmauern wird die Benjeshecke mit Gehölzschnitt, Ästen und Zweigen angelegt, damit mit den wärmeliebenden Pflanzenarten ein standortgerechter Saum als Übergang zum steinigen Bereich gebildet wird.
PM