Zum zweiten Mal luden die beiden Vorstandsmitglieder Dr. Lukas Kuhn und Hermann Sonnenschein die lokale Presse zu einem Gespräch über die Ergebnisse des vergangenen Jahres, aber auch über die Aussichten des laufenden Jahres. Im Umfeld der jüngsten EZB-Entscheidungen fällt es Banken immer schwerer sich zu behaupten, so Dr. Kuhn, aber die Volksbank Göppingen steht im Vergleich gut da.
Immer mehr restriktive Vorschriften erschweren den Banken ein wirtschaftliches Handeln in denen Ertrag und Aufwand, Risiko und Eigenkapital immer ausbalanciert sein sollten. Die Volksbank will sich hier als lokale Bank nicht nur betriebswirtschaftlich gut aufstellen sondern auch in die betriebliche Altersvorsorge der Mitarbeiter, in die Ausbildung, und in den systematischen Arbeitsschutz investieren. Die Bank will ein attraktiver Arbeitgeber sein. So stieg die Zahl der Mitarbeiter wie auch die Zahl der Auszubildenden (von 6 auf 10), zudem verbreitet sich das Spektrum der Berufsbilder. Jüngst wurde auch ein IT-Fachmann eingestellt.
Das neueste Regularium, Basel III genannt, umfasst inzwischen 6.400 Seiten voll mit Vorschriften und Handlungsanweisungen. Eigens um diese Vorschriften, vor allem beim Geldwäschegesetz, umzusetzen wurde eine eigene Abteilung mit Abteilungsleiter initiiert.
Die EZB flutet den Markt mit Geld, das Wort „Helikoptergeld“ macht die Runde. Ein mögliches „Unwort des Jahres“, wie Dr. Kuhn vermutet. Wer heute Geld bei der EZB hinterlegt, muss hierfür sogar noch Geld drauflegen statt wie früher Zinsen zu bekommen. Die EZB versucht, die Inflation anzutreiben um die Staaten der EU zu entschulden, vermutet Dr. Kuhn, denn das die Inflation in der EU so niedrig ist, liegt nur am Erdölpreis und nicht an der Käuferzurückhaltung. Die EZB macht sich hier abhängig von einem Erdölkartell kritisiert Dr. Kuhn.
Eine Umfrage unter 2.500 Banken hat ergeben, dass alle Banken für sich Ertragsprobleme erwarten. Die Volksbank Göppingen ist auf einen weiter kritischen Marktverkauf aber gut vorbereitet. Das Kreditrisiko ist überschaubar, die Eigenkapitalausstattung angemessen und weit über den Anforderungen und die Liquidität stets gesichert. Das Risiko im Zusammenhang mit dem Geschäftsmodell und der Ertragskraft ist das Handlungsfeld der nächsten Jahre. Die Zinsen bleiben niedrig, die Kosten (Löhne) werden steigen. Hier gilt es Lösungen zu finden.
Die Zahl der Mitglieder wie auch der Kunden hat bei der Volksbank abgenommen, so erklärt Hermann Sonnenschein. Aber alle anderen Kennzahlen zeigen eine positive Ausrichtung. Das Geschäft verlagert sich dabei langsam von der Geldanlage zum Kreditgeschäft. Der Rohüberschuss stieg von 34 Mio. Euro auf gut 35,3 Mio. Euro.
Trotz verbesserter Wirtschaftlichkeit müssen aber schon heute Maßnahmen eingeleitet werden, die die negativen äußeren Einwirkungen ausgleichen. Neben der Hinwendung zu rentableren Geschäftsfeldern (Kreditvergabe) ist auch der Ausbau des Online-Banking wichtiger Baustein der Zukunftssicherung. Auch Änderungen in der Altersvorsorge sind gefragt, wenn es auf normale Geldanlagen keine Zinsen mehr gibt. Um sich hier besser aufzustellen, hat die Volksbank alle Renten-Vorsorgeberater schulen und zu „FAIRkaufsberatern“ zertifizieren lassen. Die Bank ist hier Vorreiter in ganz Deutschland!
Der Zug der Digitalisierung rollt und fordert von uns als Finanzdienstleister zeitgemäße Antworten, so die Bankvorstände, wir müssen daher unseren Online- und Filialvertrieb intelligent miteinander vernetzen um den Dienstleistungswünschen unserer Kunden auch in Zukunft gerecht werden zu können. Neben der Digitalisierung hat für uns aber auch die qualitative Beratung einen hohen Stellenwert. Das veränderte Nutzungsverhalten der Kunden und der anhaltende Kosten- und Ertragsdruck zwingt die Bank aber dazu, auch das Filialnetz auf den Prüfstand zu stellen, denn 90 % der Servicetransaktionen laufen bereits online ab. Welche Filialen gegebenenfalls geschlossen werden, darüber konnten die Vorstände noch keine Auskünfte geben, auf jeden Fall bleibt die Volksbank aber in der Fläche präsent, mit SB-Stationen.
Daneben will man das bisherige externe Call-Center durch ein internes Call-Center mit eigenen Mitarbeitern ersetzen. Aufgebaut werden soll daneben eine Online- und Videoberatung. Ziel sind Einsparungen im Personal- und Sachaufwand, wobei Mitarbeiter nicht entlassen werden sollen!