Bald essen wir nur noch Wassersuppe – hoch her ging es bei einer Podiumsdiskussion in Gruibingen

Wenn die Linke und die AfD mit auf dem Podium sitzen, geht es gewöhnlich härter zur Sache als wenn nur die im Landtags vertretenen Parteien dabei sind, dann wird auf vor allem bei der AfD auf Geschmack und Wahrheit weitestgehend verzichtet. Das uns der Wohlstand nur von der Bundesregierung nur vorgegaukelt wird und wir bald nur noch Wassersuppe essen werden, war nur ein Punkt, der die weit über 100 Besucher im Gruibinger Gasthof Krone begeisterte.

Podiumsdiskussion Gruibingen 16In Vertretung von Rene Niess, der krankheitsbedingt absagen musste, saß für die Linke der kreisweit bekannte Christian Stähle, vom Veranstalter Thomas Straub auch als Kabarettist vorgestellte Christian Stähle am Tisch. Es saß bereits zum vierten Mal in Gruibingen auf dem Podium, jedes Mal als Vertreter der eigentlichen Kandidaten. Das Flüchtlingsproblem ist ein Problem verfehlter deutscher Politik auch in den Ländern, woher die Flüchtlinge kommen, verdeutlichte Stähle seine Meinung und wünschte der Bundeskanzlerin Angela Merkel, dass sie noch lange durchhält. Diese Aussage rief gleich die anwesenden AfD-Anhänger auf den Plan, die lautstark gegen Stähle wetterten, vor allem als er auch noch sagte, die „AfD sei schwer auszuhalten“. Wenn Kinder in der Welt vor Hunger sterben, die Menschen aber im Fernsehen sehen, wie wir uns in Deutschland den Bauch auf ihre Kosten vollstopfen, wer kann ihnen dann verdenken, dass sie zu uns wollen. Als einziger Nichtselbstständiger am Tisch setzte er sich dafür ein, dass zukünftig auch alle Beamten und Selbstständigen in die Rentenversicherung einzahlen sollten, um dieses System zu erhalten. Bei Fragen zur Verkehrspolitik griff er vor allen die CDU an, die 60 Jahre im Land regiert hat aber es nicht geschafft hat, auch bei einer CDU-Bunderegierung, die B10 fertig zu bauen. Stattdessen hat die CDU lieber in Stuttgart Milliarden in die Erde vergraben.

Die angegriffene CDU-Kandidatin Nicole Razavi hatte es vorgezogen, mit Verkehrsminister Dobrinth in Geislingen ihren Wahlkampfauftritt zu haben. Sie hätte wohl sowieso einen eher schwierigen Stand in Gruibingen gehabt, wie Thomas Straub gleich zu Beginn gegenüber dem Filstalexpress bemerkte.

Der selbstständige Unternehmer Eckhart Klein aus Geislingen, der für die Grünen kandidiert, fordert die Einrichtung von Gründer- und Innovationszentren, für die er als Kommunalpolitiker in Geislingen schon lange wirbt, die aber die CDU-Mehrheit im Stadtrat bisher immer verhindert habe. Ansonsten ist Klein ein Mann der Konzepte, der dann versucht, die Menschen zu überzeugen statt zu bevormunden. Die Ausweitung der „sicheren Herkunftsstaaten“ auf Marokko, Algerien und Tunesien bezeichnet er als Scheingefecht, da aus diesen Staaten sowieso nicht viele Flüchtlinge kommen. Als grüner Politiker verteidigte er auf Nachfrage aus dem Publikum die Energiewende und auch den Bau von Windkraftanlagen.

Beim Thema Windkraft hatte auch der ebenfalls selbstständige Unternehmer aus Schlat, Kotzbauer, etwas zu sagen. Verwundert mussten die Zuhörer im Saal aus seinem Mund vernehmen, dass es Untersuchungen gibt, nachdem es in der Nähe von Windkraftanlagen vermehrt Fehlgeburten gibt. Aber eigentlich ist die AfD und damit Kotzbauer, den ein Anwesender als Rechtsradikalen bezeichnete, eher beim Thema Asyl zu Hause. Die Euro-Rettung und die Flüchtlingskrise ruinieren unsere Rentenstruktur versteifte er sich, ignorierend, dass nur durch den Zuzug von Arbeitnehmern aus dem Ausland unser Rentensystem überhaupt noch funktionieren kann. Seine Forderung, dass jeder abgelehnte Asylbewerber sofort abgeschoben werden muss, ist bekannt, erstaunlicher schon seine Aussage, dass Angela Merkel Deutschland diktatorisch regiert und ihrem Volk das wahre Ausmaß der Euro- und Flüchtlingskrise verschweigt. Wir sind viel ärmer als wir glauben, so Kotzbauer, der davon ausgeht, dass wir in ein paar Jahren nur noch von Wassersuppe leben müssen. Nicht nachvollziehbar auch seine Einlassungen zur Wirtschaftspolitik im Landkreis, er fordert eine Investitionsoffensive für die daniederliegende Wirtschaft im Filstal.

Für die FDP nahm der Transportunternehmer Armin Koch an der Podiumsdiskussion teil. Für Koch ist die Sicherheitspolitik besonders wichtig. Er fordert, wie seine Partei, 1.000 neue Stellen bei der Polizei. Bei einer Koalitionsaussage wollte er sich nicht, wie seine Partei, voreilig festlegen. Es kommt darauf an, so Koch, mit wem wir nach der Wahl die höchste Schnittmenge haben. Die Asylproblematik können wir nur in der EU gemeinsam durchstehen. Er fordert eine Rückkehr zu Dublin II und die Rückführung der Flüchtlinge in die Staaten der Erstanmeldung. Eine Windkraftanlage am Albtrauf ist für ihn kein Problem, er kann aber verstehen, dass andere dies anders sehen.

Der SPD-Vertreter Sascha Binder ist als Rechtsanwalt ebenfalls selbstständig, zurzeit neben seinem Landtagsmandat, in einer Anwaltskanzlei tätig. Er machte einen souveränen Eindruck und verteidigte die Politik der Landesregierung der letzten fünf Jahre. Die Aufteilung des Finanz- und Wirtschaftsministeriums in zwei eigenständige Ministerien, wie von Versammlungsteilnehmern gefordert, lehnt er ab. Was soll das bringen, so seine Frage, gerade die Wirtschaft hat doch in Peter Hofelich einen kompetenten Anwalt ihrer Interessen als Staatssekretär im Ministerium. Noch nie wurde so viel Geld in die Sanierung der Landesstraßen gesteckt. Gerade im Wahlbezirk Geislingen kann man dies deutlich sehen. Aus der Sicht eines Rechtsanwaltes erklärte er das Asylrecht und das Verfahren zur Abschiebung und versachlichte damit die Diskussion. Ein Rechtsstaat ist mehr als nur Abschieben, so Binder in Richtung der AfD-Sympathisanten im Saal. Ausführlich ging er auf die Einlassungen des Gruibinger Bürgermeisters Roland Schweikert ein, der bemängelte, dass seine Tochter nur noch für die Schule lernt. Sie geht auf eine G8, eine von der CDU eingeführte verkürzte Schulzeit, die in acht statt neun Jahren zum Abitur führt, und das bei gleichem Lernstoff. Die ist ein Fehler der CDU gewesen, so Binder, der den Sinn nie gesehen hat, kommen doch heute schon 17-jährige zum Studium. Er erläuterte die vielen Möglichkeiten, auch ohne Lernstress zum Abitur zu kommen. Auch Klein forderte, Kinder nicht zu überlasten und ihnen Zeit zum Lernen zu lassen. Er verteidigte die Ganztagsgemeinschaftsschule als ideale Schule in der jeder gemäß seinen Anlagen und Fähigkeiten individuell gefördert werden kann. Kotzbauer forderte dagegen wieder die Rückkehr zum alten dreigliedrigen Schulsystem mit Hauptschulen, Realschulen und Gymnasien und wurde dabei von Koch unterstützt. Beide bestätigten aber, dass sie selber ihre Kinder auf Gymnasium schicken. Es kommt der Verdacht auf, dass sie nur Privilegien für ihre Kinder erhalten wollen.

Alle Landtagskandidaten sprechen sich für mehr direkte Demokratie durch Volksabstimmungen aus, Koch bemängelte jedoch den hohen Bürokratieaufwand und die Kosten.

Foto v. l.: Sascha Binder, SPD, Christian Stähle, Linke, Armin Koch, FDP, Gerd Scheffold als Versammlungsleiter, Eckhart Klein, Grüne, Willy Kotzbauer, AfD

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10 Kommentare

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  1. An die Redaktion,
    da dem Kandidat der NPD – Michael Österle – für diese Veranstaltung ein Hausverbot erteilt worden war, weil man in der Fragerunde Ausschreitungen befürchtete, sind einige Mitglieder und Anhänger der NPD erschienen, um den Kandidaten der anderen Parteien Fragen zu stellen und alle Teilnehmer vom Gegenteil zu überzeugen.
    Wie sie sicherlich feststellen konnten, ist es zu keinerlei Störungen oder Unannehmlichkeiten gekommen! So konnten die Anwesenden in der Gaststätte sehen, wie NPDler in Wirklichkeit sind:
    ganz normale Menschen mit vernünftigen Argumenten und Fragen und eben KEINE prügelnden rassistischen Stiefelträger…..

    Ich bitte Sie ihren Beitrag zu korrigieren:
    Es handelte sich NICHT um „lautstarke AfD-Anhänger“, sondern um gesittete Sympathisanten und Mitglieder der NPD.

    Mit freundlichen Grüßen
    Karin Westerheim

    1. Ich wusste nicht, wie ähnlich sich Anhänger von AfD und NPD sind, Entschuldigen sie bitte! Aber ob die Anhänger gesittet waren, darüber kann man unterschiedliche Ansichten haben. Deshalb haben wir ihren Kommentar gerne veröffentlicht.

  2. Ich bitte eventuelle Rechtschreibfehler zu entschuldigen.

  3. War schon interessant, dass die Anhänger der NPD mit einem Auto aus Cottbus angereist kamen…

    1. Ihnen ist aber schon bekannt, dass man seit Januar 2015 sein Kennzeichen bei einem Umzug behalten darf !? Alle an dem Abend anwesenden NPD-Sympathisanten stammen aus dem Bezirk Schwaben.

      1. Was bitteschön ist ein „Bezirk Schwaben“?

        1. Ich erkläre Ihnen gerne, wie man die Suchfunktion im Internet nutzt. Aber um es einfacher zu halten:

          https://de.wikipedia.org/wiki/Schwaben_(Bayern)

          1. Dann haben Sie aber Wikipedia nicht gelesen. Der „Bezirk Schwaben gehört zu Bayern. Also kamen die NPD´ler doch nicht von hier.

            • Karin Westerheim auf 12. März 2016 bei 9:39

            Benennen Sie mir bitte die Stelle, an der geschrieben steht, dass die NPD- Anhänger ausschließlich aus Baden-Württemberg stammen!
            Es ist in einer Kameradschaft üblich, dass man sich gegenseitig unterstützt (auch länderübergreifend) und die Nähe zu Bayern war hier ja gegeben.

          2. Das hat ja auch keiner behauptet! Es geht ausschließlich um die Frage, woher sie kommen, nicht, ob sie dasein dürfen oder sonst was.

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