Polizeipräsidium Ulm – Mehr Unfälle – weniger Verkehrstote. Das Polizeipräsidium Ulm veröffentlicht die Verkehrsunfallbilanz 2015

Sieben Prozent mehr Verkehrsunfälle registrierte die Polizei im Jahr 2015 gegenüber dem Vorjahr. Innerhalb des umfangreichen Zahlenwerks gibt es positive Entwicklungen. So etwa die Zahl der Getöteten: 43 Menschen fanden auf den Straßen im Bereich des Polizeipräsidiums Ulm den Tod, acht weniger als noch im Jahr zuvor.

Im Bereich des Polizeipräsidiums Ulm, also den Landkreisen Alb-Donau, Biberach, Göppingen, Heidenheim und in der Stadt Ulm, registrierte die Polizei im Jahr 2015 insgesamt 21.833 Verkehrsunfälle. Das sind 1.415 Unfälle mehr als im Jahr 2014. Das entspricht einer Zunahme um sieben Prozent. Dabei handelt es sich zu 87 Prozent um Verkehrsunfälle, bei denen lediglich Sachschaden entstand. Bei 13 Prozent aller registrierten Verkehrsunfälle wurden Menschen verletzt oder getötet (2014: 14 Prozent). Die Gesamtzahl der Unfälle mit Personenschaden stieg um 55 (+1,9 Prozent) auf jetzt 2.893. Bei diesen Verkehrsunfällen wurden 43 Menschen getötet, acht weniger als im Vorjahr (-16 Prozent). 3.882 Personen wurden verletzt (+68, +2 Prozent), 948 davon schwer (+101, +12 Prozent). Die Zahl der leicht Verletzten sank um 33 auf jetzt 2.934 (-1 Prozent). „Dass die Zahl der Verkehrsunfälle eine steigende Tendenz hat, ist als Folge der zunehmenden Mobilität der Menschen ein nachvollziehbarer Erklärungsansatz“, sagte der Leiter des Polizeipräsidiums Ulm, Polizeipräsident Christian Nill, bei der Präsentation des „Verkehrssicherheitslagebilds 2015″ jetzt gegenüber den Medien. Angesichts einer Zunahme aller Unfälle um sieben Prozent fällt der Anstieg bei den Unfällen mit Personenschaden mit zwei Prozent deutlich geringer aus“, so Nill weiter. Obwohl der Anteil der Unfälle mit Personenschaden weiter rückläufig sei, müsse die Polizei noch intensiver gegen die Ursachen schwerer Verkehrsunfälle vorgehen, sagte der Polizeichef.

HAUPTUNFALLURSACHEN BEKÄMPFEN

Diese Hauptursachen schwerer Verkehrsunfälle sind Missachten der Vorfahrt (zu 19 Prozent), überhöhte Geschwindigkeit (zu 18 Prozent), Fehler beim Abbiegen (zu 8 Prozent) und Fehler beim Überholen (zu 5 Prozent). Damit sei die Hälfte der schweren Verkehrsunfälle auf diese vier Ursachen zurückzuführen, die nach Ansicht der Polizei in erster Linie ein gemeinsames Ziel haben: Schneller voranzukommen. „Nur um schneller voranzukommen werden Leben und Gesundheit aufs Spiel gesetzt, wobei der Zeitgewinn minimal ist, im Regelfall geht es um maximal zwei Minuten, erklärt Polizeipräsident Nill die Erfahrungen der Polizei. Die Polizei reagiert weiter mit intensiven Geschwindigkeitskontrollen. 71.695 Verstöße hat die Polizei im vergangenen Jahr festgestellt, 21.811 mehr als 2014 (+44 Prozent). Dennoch stieg die Zahl der Verkehrsunfälle wegen zu schnellen Fahrens um ein Drittel auf jetzt 531 Verkehrsunfälle. Für nachhaltige Strategien ist immer der Blick auf die Entwicklung in einer Dekade angezeigt. Im Zehnjahresvergleich stand diese Zahl noch bei 762 Unfällen im Jahr 2006, auf lange Sicht ist also ein Rückgang um 30 Prozent zu verzeichnen. „Wir brauchen einen langen Atem, um diese Ursache zu bekämpfen“, sagte der Leiter der Verkehrspolizeidirektion des Polizeipräsidiums Ulm, Polizeidirektor Manfred Bayer, angesichts dieser Entwicklung. Dabei gehe es nicht darum, Geld in die Kassen des Staates zu spülen. Es gehe allein um die Sicherheit, also um die Gesundheit und das Leben aller Verkehrsteilnehmer. Zunehmend spiele auch die Ablenkung im Straßenverkehr eine maßgebliche Rolle, ist sich die Polizei sicher. „Das kennt jeder: Wenn wir im Auto unterwegs sind und uns umschauen sehen wir immer mehr Menschen, die während der Fahrt telefonieren oder sonst das Telefon bedienen. Das ist extrem gefährlich“, mahnte Bayer und erklärte: „Zwei Sekunden bei Tempo 50 aufs Handy zu schauen, bedeuten 28 Meter Blindflug.“ Ein Schwerpunkt polizeilicher Kontrollen gelte deshalb auch der Telefonnutzung. 2.148Fahrer musste die Polizei im vergangenen Jahr anzeigen, weil sie unerlaubt ihr Telefon benutzten. Das sind 466 mehr als im Vorjahr (2014: 1.682 Fälle, +28 Prozent). „Als Polizei können wir nur mahnen: Kein Telefonat, keine SMS oder WhatsApp-Nachricht ist es Wert das eigene Leben und das Leben oder die Gesundheit anderer Verkehrsteilnehmer zu gefährden – deshalb werden wir versuchen auch in diesem Feld die Kontrolldichte hochzuhalten“, fasst Bayer die Ergebnisse zusammen. Nach wie vor spielt auch der Alkohol bei den Unfallursachen eine Rolle: Bei 369 Verkehrsunfällen im Bereich des Polizeipräsidiums Ulm war im vergangenen Jahr Alkohol im Spiel. Das entspricht einem Rückgang um 33 Unfälle gegenüber dem Vorjahr (-8 Prozent), als noch 402 Alkoholunfälle registriert wurden. Die Zahl dieser Unfälle ist weiter rückläufig und hat einen Zehnjahrestiefststand erreicht. Gegenüber dem Jahr 2006 sank die Zahldieser Unfälle damit nahezu kontinuierlich um ein Drittel (von 554 um185 Unfälle, -33 Prozent). Bei 138 Alkoholunfällen, also mehr als jedem dritten Unfall dieser Ursache, wurden Menschen verletzt. „Alkohol im Straßenverkehr ist gefährlich. Ob Fahrer oder Fußgänger: Alkohol schränkt die Wahrnehmung stark ein und führt zu falschen Reaktionen. Wer betrunken am Straßenverkehr teilnimmt, ist eine potentielle Gefahr für sich und andere“, warnt Manfred Bayer. Deshalb werde die Polizei auch weiterhin Alkoholkontrollen durchführen. Bei solchen Kontrollen hat die Polizei 2015 insgesamt 969 Fahrer unter Alkoholeinfluss aus dem Verkehr gezogen (-9 Prozent gegenüber 2014). Dass Unfallzahlen und Kontrollergebnisse gleichermaßen zurückgingen belegt nach Ansicht der Polizei, dass sich das Bewusstsein über die Gefahren durch Alkohol weiter ausbreite. Dennoch wäre hier der Ansatz, zufrieden zu sein, völlig falsch.

MEHR FAHRER FLÜCHTEN

In gleichem Maß wie die Zahl der Verkehrsunfälle insgesamt, so stieg auch die Zahl der Fälle von Unerlaubtem Entfernen von der Unfallstelle. 4.849 Fälle verzeichnet die Statistik für 2015, 370 Fälle mehr als im Vorjahr (+8 Prozent). Gegenüber dem Jahr 2006 bedeutet das einen Anstieg um 1152 Fälle oder 31 Prozent. Der jetzige Anstieg ist aber allein auf die Zahl der Sachschadensunfälle zurückzuführen. Wurden Menschen verletzt, ergriffen in 183 Fällen Beteiligte die Flucht. Bei diesen Unfällen mit Verletzten wurden somit 21 Unfallfluchten weniger verzeichnet als im Vorjahr (-10 Prozent).

ZIELGRUPPEN

Eine besondere Zielgruppe der Verkehrsprävention bilden die Jungen Fahrer, zwischen 18 und 25 Jahren. Die Zahl der von ihnen verursachten Verkehrsunfälle mit Personenschaden stieg gegenüber dem Vorjahr zwar um 24 auf jetzt 628 Unfälle (+4 Prozent), langfristig gesehen geht diese Zahl aber fast stetig zurück. Gegenüber 2006, als die Jungen Fahrer noch 740 Verkehrsunfälle mit Personenschaden verursachten, sank die Zahl um 112 Unfälle (-18 Prozent). Dennoch bleibt diese Gruppe eine Zielgruppe der Verkehrsprävention, denn mit einem Bevölkerungsanteil von gut acht Prozent verursachten sie rund 21 Prozent der Unfälle mit Personenschaden. Sie sind hier deutlich überrepräsentiert. Ebenfalls eine besondere Zielgruppe der Verkehrsprävention sind die Senioren, also die Verkehrsteilnehmer über 65 Jahren. Diese Gruppe war an 638 Unfällen mit Personenschaden beteiligt, wovon sie 374 Unfälle selbst verursachten (59 Prozent). Auf lange Frist gesehen sank die Zahl der Verkehrsunfälle mit Personenschaden seit 2006 um sechs Prozent. Die Zahl der von Seniorenverursachten Verkehrsunfälle mit Personenschaden aber stieg um elf Prozent. „Die Senioren bleiben im Fokus unserer Verkehrsprävention.

Die demografische Entwicklung allein lässt keine Entspannung erwarten. Hier müssen wir als Polizei ein waches Auge drauf haben“, erklärte Polizeipräsident Nill. Im Jahr 2015 informierte die Prävention des Polizeipräsidiums Ulm 1.773 Senioren auf 49 Veranstaltungen über die Gefahren und das richtige Verhalten im Straßenverkehr. Sofern Radfahrer an Verkehrsunfällen beteiligt waren (613 Unfälle, +22 Unfälle, +4 Prozent) waren sie überwiegend selbst die Verursacher (352 Unfälle = 57 Prozent). Bei diesen selbst verursachten Unfällen wurden in 307 Fällen Menschen verletzt (87 Prozent der Unfälle). Die Zahl der Pedelec-Fahrer, die in Unfälle verwickelt waren, stieg ebenfalls weiter an. An 69 Unfällen waren Pedelecs beteiligt (+25 Unfälle, +57 Prozent), bei 40 dieser Unfälle wurden Menschen verletzt (+22 Unfälle, +122 Prozent). Auch die Art der Verkehrsbeteiligung zeigt, mehr Mobilität bringt mehr Gefahren, bringt mehr Unfälle, und das alles bei weniger Schutz.

Gegen den Landestrend ist die Zahl der Motorradunfälle weiter rückläufig. Motorisierte Zweiräder waren 2015 an 514 Unfällen beteiligt, 30 weniger als noch 2014 (-6 Prozent). Gegenüber 2011 mit dem Zehnjahreshöchststand von 603 Verkehrsunfällen ist das ein fast steter Rückgang um 15 Prozent. Die Zahl dieser Verkehrsunfälle ist stark von der Witterung abhängig, die Unfallfolgen auch von der Qualität der Schutzkleidung. Deshalb werben die Polizei und ihre Partner nicht nur für eine gute Schutzkleidung, die Polizei kontrolliert auch regelmäßig, ob Motorradfahrer ihren Helm tragen. Dieser Pflicht kommen die Motorradfahrer weitgehend nach, lediglich 49 Fahrer musste die Polizei 2015 anzeigen, weil sie ohne Helm fuhren. Das ist im Vergleich zu den 5.945 festgestellten Fahrern ohne Gurt und den 373 nicht gesicherten Kindern zwar eine relativ geringe Zahl. Trotzdem sind es 49 Menschen, die im Falle eines Unfalls hätten schwerste Verletzungen erleiden können. „Motorradfahrer haben keine Knautschzone“, weist Manfred Bayer auf die besonderen Gefahren des Motorradfahrens hin. Dass die Gurt- und Helmkontrollen weiter erforderlich sind, zeigen auch die Zahlen aus der Gruppe der Verletzten und Getöteten: 71 Schwerverletzte oder Getötete hatten auf Gurt oder Helm verzichtet.

FAZIT

„In einzelnen Bereichen haben wir als Polizeipräsidium Ulm eine richtig gute Entwicklung erreicht. In anderen Bereichen müssen wir noch besser werden“, sagte Polizeipräsident Nill zusammenfassend. „Unsere Ressourcen sind allerdings auch endlich und bei den Angeboten an Fortbewegungsmitteln aller Art mit immer ausgefeilterer und leistungsfähigerer Technik und damit steigender Mobilität, stoßen wir an die Grenzen des überhaupt noch Machbaren und an die Grenzen, der präventablen Verkehrsunfälle. Die Polizeibeamten arbeiten jetzt schonunter hoher Last und bringen trotzdem ein Ergebnis, das sich sehen lassen kann“, lobt Nill zuletzt die rund 1.700 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter seines Polizeipräsidiums. Mit großem Interesse schaut der Ulmer Präsident auf den naheliegenden Termin der Landtagswahl und auf die von allen Parteien angekündigten personellen und materiellen Verstärkungen.

PM

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