Das Polizeipräsidium Ulm hat jetzt die Polizeiliche Kriminalstatistik für seinen Bereich präsentiert. Besonders zufrieden sind die Ermittler mit der landesweit höchsten Aufklärungsquote. Die Kriminalitätsbelastung zeugt von einer guten Sicherheitslage für die Menschen in der Region
Das Polizeipräsidium Ulm sorgt in den Landkreisen Alb-Donau, Biberach, Göppingen, Heidenheim und im Stadtkreis Ulm für die Sicherheit von mehr als 870.000 Einwohnern. Für das vergangene Jahr weist diese Region mit 4.371 Straftaten pro 100.000 Einwohner einen der niedrigsten Werte im Landesvergleich auf und liegt mit dieser Häufigkeitszahl erneut unter dem Mittelwert von 4.408 der letzten zehn Jahre. Diese Belastung ist auf das ganze Land Baden-Württemberg bezogen mit 5.592 Straftaten je 100.000 Einwohner deutlich höher. „Wir leben nach wie vor in einer sicheren Region in einem der sichersten Bundesländer Deutschlands“, betont Christian Nill, Leiter des Polizeipräsidiums Ulm.
Insgesamt wurden 2014 in der Polizeilichen Kriminalstatistik (PKS)für den Bereich des Polizeipräsidiums Ulm 38.139 Straftaten registriert. Das sind 120 Straftaten mehr als im Vorjahr. Mit einem Plus von 0,3 Prozent blieben die Zahlen demnach nahezu unverändert. Fast zwei Drittel davon wurden aufgeklärt: Mit 62,3 Prozent liegt die Aufklärungsquote nicht nur deutlich über dem Landeswert (58,9 Prozent), es ist auch der höchste Wert im Vergleich der Polizeipräsidien in Baden-Württemberg. „Damit können wir uns sehen lassen“, sagte Polizeipräsident Nill nicht ohne Stolz. Er betonte, dass dieser Erfolg nur durch motivierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Polizei möglich sei. Für diese hohe Motivation dankte er seiner Mannschaft ausdrücklich im Rahmen des Pressegesprächs am Freitag im Ulmer Polizeipräsidium.
Die Zahl der ermittelten Tatverdächtigen stieg gegenüber dem Vorjahr um 907 auf jetzt 17.736 Tatverdächtige (+5,4 Prozent) an. Erfreulich sei, dass der Anteil der jungen Menschen an den Tatverdächtigen weiterhin rückläufig ist. Er liegt mit 25,4 Prozent aller Verdächtigen auf dem niedrigsten Wert der letzten fünf Jahre. Insbesondere bei der Gewaltkriminalität sei dies zu beobachten: Hier ging der Anteil der Jungtäter (bis 21 Jahre) um mehr als elf Prozentpunkte zurück. „Mit unserem Vorgehen gegen Jugendgewalt in einem guten, funktionierenden und belastbaren Netzwerk, zusammen mit den anderen Polizeien, Behörden, Schulen und Institutionen in der Region, sind wir auf dem richtigen Weg“, ist sich Nill sicher.
Festzustellen ist, dass 33 Prozent (5.855 Tatverdächtige / 2013 = 4.968, +887) aller ermittelten Tatverdächtigen nicht die deutsche Staatsbürgerschaft hatte. Ihr Anteil stieg im Vergleich der vergangenen fünf Jahre von rund 25 Prozent im Jahr 2010 kontinuierlich um etwa ein bis zwei Prozent jährlich an. Der Anstieg von 2013 auf 2014 betrug 3,5 Prozent. Diese Zunahme hat die Polizei kritisch im Blick und versucht über den Kontakt mit Migrationsvereinen auch die ausländischen Mitbürger mit Präventions-Tipps und -Hinweisen zu erreichen. Die Unterstützung vonPartnern wie z.B. Kommunen, Organisationen, Schulen und Vereinen ist bei diesem Bemühen wichtig und angezeigt.
Rückläufig ist auch die Zahl der Opfer, also der Personen, gegen die sich eine Straftat direkt richtete. Ihre Zahl sank um drei Prozent auf jetzt 6.401 (-180 Opfer), womit sich die positive Entwicklung des Vorjahres fortsetzte.
Entwicklung in einzelnen Deliktsbereichen
Im Detail betrachtet haben sich die Straftaten in nahezu allen Bereichen rückläufig entwickelt. Gleichbleibende Zahlen weist die PKSim Bereich des schweren Diebstahls aus, Zunahmen sind lediglich bei den Vermögens- und Fälschungsdelikten und den strafrechtlichen Nebengesetzen zu verzeichnen. Stark angestiegen ist dagegen der Gesamtschaden, der durch die Straftaten entstand. Er stieg gegenüber dem Vorjahr und fast ein Viertel (+23,4 Prozent, +16 Millionen Euro) auf jetzt 83 Millionen Euro.
22 Straftaten gegen das Leben verzeichnet die PKS für das Jahr 2014. Das sind 6 Straftaten weniger als im Jahr 2013 (-21,4 Prozent).Der Wert liegt deutlich unter dem langjährigen Mittelwert von 29 Straftaten. Sieben dieser Fälle sind fahrlässige Tötungen, elf weitere blieben im Versuch stecken. Vollendet wurden somit zwei Morde, ein Totschlag und ein Schwangerschaftsabbruch.
Die Zahl der Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung sank auf 384 (-35 Fälle, -8,4 Prozent) und bewegt sich knapp unterhalb dem langjährigen Mittelwert (397 Fälle). Zurückgegangen sind insbesondere die Fallzahlen der sexuellen Nötigung (-13 auf 23 Fälle, -36 Prozent), des sexuellen Missbrauchs von Kindern (-19 auf 89 Fälle, -18 Prozent) und des Verbreitens pornografischer Schriften (-31 auf 91 Fälle, -26 Prozent). Die Zahl exhibitionistischer Handlungen dagegen stieg um 21 auf 85 Fälle (+33 Prozent). Nahezu unverändert blieb die Zahl der angezeigten Fälle von Vergewaltigung und sexueller Nötigung (+2 auf 70 Fälle, +3 Prozent).
Bei den Rohheitsdelikten hat sich der Rückgang fortgesetzt, der schon im Vorjahr zu beobachten war. Allerdings nur sehr verhalten. Ihre Zahl sank auf jetzt 5.170 Delikte (-25 Fälle, -0,5 Prozent). Sie liegt damit noch immer auf hohem Niveau und deutlich über dem langjährigen Mittelwert von 4.904 Fällen. Der Rückgang ist auf die Entwicklung der Körperverletzungen zurückzuführen, deren Zahl um 56 auf jetzt 3.828 Fälle (-1,4 Prozent) sank. Innerhalb der Deliktsgruppe ist insbesondere die Zahl der einfachen Körperverletzungen rückläufig (-75 auf 2.494 Fälle, -2,7 Prozent), während die Zahl der gefährlichen und schweren Körperverletzungen anstieg (+18 auf 884 Fälle, +2,1 Prozent). Der Anteil der Taten in Familie oder Partnerschaft hat sich hier innerhalb der letzten fünf Jahre von rund 13 auf über 20 Prozent erhöht. „Das ist eine große Herausforderung an alle gesellschaftlichen Kräfte: Wir müssen verhindern, dass Konflikte, auch im engsten Kreis, handgreiflich ausgetragen werden“, sagte Leitender Kriminaldirektor Bernd Hummel, Leiter der Kriminalpolizeidirektion Ulm, der zwar nicht von einer Verrohung der Sitten sprechen will aber doch eine Tendenz erkennt, inKonflikten eher Gewalt als Vernunft zur Lösung einzusetzen.
Einen Rückgang um 306 Fälle (-2,3 Prozent auf 12.929 Fälle) verzeichnet die Polizeiliche Kriminalstatistik bei den Diebstählen. Dies ist auf einen Rückgang bei den einfachen Diebstählen zurückzuführen (-308 auf 8.404 Fälle, -3,5 Prozent). Die Zahl der schweren Diebstähle dagegen blieb mit 4.525 Fällen (+2 Fälle, +0,0 Prozent) unverändert. Um 11,2 Prozent stark angestiegen ist die Zahl der schweren Fahrraddiebstähle auf jetzt 962 Fälle (+97 Fälle). Die Polizei beobachtet dabei häufig, dass Kunden in Fahrradgeschäften zwar viel Geld in das Rad, jedoch umso weniger in die Sicherungstechnik investieren. Sie empfiehlt generell, rund zehn Prozent des Kaufpreises für Sicherungstechnik aufzuwenden. „600 Euro sind die Räder im Durchschnitt wert, die durch schwere Diebstähle abhandenkamen. Dabei kann man schon für weniger als 50 Euro gute, VdS-geprüfte Schlösser erhalten“, erklärt Hummel.
Ermittlungserfolge gegen Einbrecherbanden
Der starke Anstieg der Zahlen von Wohnungseinbrüchen im Vorjahr hat sich 2014 mit einem leichten Zuwachs von 2,4 Prozent (+17 auf 712Fälle) weiter fortgesetzt, allerdings in weit geringerem Maße als im Landesdurchschnitt (+19,4 Prozent). Angesichts der in anderen Regionen weit größeren Zuwächse bewertet Polizeipräsident Nill die Zahlen vorsichtig positiv. „Wir haben mit einem Bündel von Maßnahmen auf die Entwicklung reagiert“, sagte Nill und verweist auf die eigens eingerichtete Ermittlungsgruppe zur Bekämpfung des Wohnungseinbruchs. „Mit intensiven Ermittlungen ist es uns gelungen, im Herbst eine Einbrechergruppe festzunehmen, der wir mittlerweile weit mehr als die zunächst vermuteten 30 Einbrüche zuordnen. Wir gehen derzeit davon aus, dass zahlreiche weitere Einbrüche allein auf das Konto dieser Gruppierung gehen“, so Nill weiter. Mehrere Hundert Polizisten waren 2014 auf zusätzlichen Schwerpunktstreifen unterwegs, unterstützt wurde das Polizeipräsidium Ulm dabei von anderen Dienststellen, auch von der Reiterstaffel des Polizeipräsidiums Einsatz. Die Polizisten warben in der Bevölkerung um Aufmerksamkeit und mit Wurfzetteln für das Angebot der Kriminalpolizeilichen Beratungsstellen, das eigene Haus sicherer zu machen. „Dass wir mit der starken Polizeipräsenz neben den Ermittlungen auf dem richtigen Weg sind, zeigen die Zahlen für Januar und Februar 2015, die auf einen weiteren Rückgang der Einbruchszahlen hindeuten“, bekräftigt Nill. „Die Beamten unserer Prävention waren bei 28 größeren Veranstaltungen mit Vorträgen zum Einbruchschutz präsent und haben im Verlauf des Jahres fast 1.240 Beratungen an Wohnungen und Häusern durchgeführt“, ergänzt der Polizeipräsident.
Mit einer Zunahme von 404 Fällen (+5,1 Prozent auf 8.290 Fälle) bewegt sich die Zahl der Vermögens- und Fälschungsdelikte wieder auf den Mittelwert der letzten zehn Jahre zu (8.631 Fälle). Diese Zunahmeist allein einer Zunahme der Fälle des Erschleichens von Leistungen zuzurechnen, deren Wert um 473 Fälle (+32,1 Prozent) auf jetzt 1.948 Fälle stieg. Dabei handele es sich überwiegend um Schwarzfahren in Bussen und Bahnen. Hier haben die Unternehmen in den letzten Jahren ihre Kontrollen verstärkt und immer mehr Fahrgäste ohne Fahrkarte ertappt. „Schwarzfahren ist kein Kavaliersdelikt, sondern eine Straftat. Wer ohne Fahrkarte fährt, schädigt nicht nur die Unternehmen sondern auch alle anderen Fahrgäste, die durch steigende Preise die Verluste auffangen müssen“, erklärt Hummel. Mit dem Anstieg dieser Straftaten werde die Dunkelziffer weiter aufgehellt. Die Zahl der Fälle von Trickbetrug ging gegenüber dem Vorjahr um etwadie Hälfte zurück (-38 auf 34 Fälle, -53 Prozent). In nur fünf Fällenkamen die Betrüger an ihr Ziel, 85 Prozent der Taten blieben im Versuch stecken. Dies zeige, dass die ausgesuchten Opfer, meist ältere Menschen, zunehmend ein gesundes Misstrauen entwickelten, woran die Täter scheiterten.
Weiter rückläufig ist die Zahl der Fälle von Computerkriminalität. Sie sank um 116 auf jetzt 403 Fälle (-22,4 Prozent) und hat damit den niedrigsten Wert der letzten sechs Jahre erreicht. Die vielen Bemühungen zahlreicher Akteure, für eine bessere Sicherung der Computer durch Schutzprogramme und für ein gesundes Misstrauen im Umgang mit Angeboten im Internet werben, scheinen auf fruchtbaren Boden zu fallen.
Der deutliche Rückgang bei den Sachbeschädigungen seit 2011 hat sich auch 2014 fortgesetzt. Ihre Zahl sank um weitere 221 Fälle (-4,6 Prozent) auf jetzt 4.565 Fälle.
In der starken Zunahme der Verstöße gegen das Aufenthaltsrecht und Asylverfahrensgesetz dagegen scheint sich die aktuelle politische und humanitäre Situation Europas widerzuspiegeln. Die Zahl dieser registrierten Delikte stieg um 391 Fälle auf das Dreifache. Die Polizeiliche Kriminalstatistik registrierte für 2014 insgesamt 586 Fälle, im Vergleich zu 195 Fällen im Jahr zuvor. Dieser Zehnjahreshöchstwert ist über doppelt so hoch wie der Durchschnittswert der vergangenen zehn Jahre (266 Fälle). Das erkläre zum Teil den Anstieg der Zahlen nichtdeutscher Tatverdächtiger. Daneben seien starke Zuwächse beim Betrug, insbesondere dem Erschleichen von Leistungen, und bei dem Ladendiebstahl zu verzeichnen.
Leicht rückläufig ist die Zahl der Rauschgiftdelikte mit 1.884 Fällen im Jahr 2014 (-71 Fälle, -3,6 Prozent). Die Polizei stellte fast 150 Kilogramm Rauschgift sicher, darunter allein 100 Kilogramm Marihuana Anfang Mai im Raum Göppingen. Etwa 350 Hanfpflanzen erntetedie Polizei ab. Über 1.800 Ecstasy-Tabletten und rund 150 LSD-Trips wurden sichergestellt. Allein 500 der Ecstasy-Tabletten hatte die Polizei Ende Oktober bei einem 26-Jährigen sichergestellt, neben 650 Gramm Amphetamin. Gegen ihn erging ebenfalls ein Haftbefehl.
Keine Toleranz für kriminelle Rockerszene Rauschgifthandel, Gewaltkriminalität und Rotlicht-Kriminalität, aber auch Wirtschaftskriminalität, sind Deliktsbereiche, in welchen Rockergruppen oder rockerähnliche Gruppierungen kriminell aktiv sind.Die Gefahr gewalttätiger Auseinandersetzungen und von Machtdemonstrationen zwischen Mitgliedern rivalisierender Rocker- oder rockerähnlichen Gruppierungen ist vorhanden. „Wir tolerieren solche Entwicklungen nicht. Es gibt für uns keine rechtsfreien Räume“, betonte Hummel. Im vergangenen Jahr führte die Kriminalpolizei in der Region 51 Ermittlungsverfahren (2013: 75) gegen Mitglieder von Rockergruppen oder rockerähnlichen Gruppierungen.
Das Polizeipräsidium Ulm ist Garant für die Sicherheit in der Region.
„Die Zahlen belegen: Die Polizei in der Region ist ein verlässlicher Sicherheitspartner“, resümiert Polizeipräsident Christian Nill. Allen Unkenrufen zum Trotz sei die Region auch nach der Polizeireform sicher. „Trotz einer hohen Arbeitsbelastung haben sich die Beschäftigten der Polizei mit hoher Motivation für die Bürgerinnen und Bürger eingesetzt“, bekräftigt Nill, ganz im Sinne der Vision des Präsidiums:
„Polizeipräsidium Ulm – Garant für die Sicherheit in der Region“
PM Polizeipräsidium Ulm