Der Bad Überkinger Getränke-Abfüller und Mineralwasser-Produzent IQ 4 YOU befindet sich auf der Erfolgsspur. Davon konnten sich die Mitglieder des Bundesverbandes mittelständische Wirtschaft (BVMW) bei einer Betriebsbesichtigung und einer außergewöhnlichen Führung durch das Bad Hotel überzeugen.
Zum Auftakt der Veranstaltungen im neuen Jahr hatte sich BVMW-Kreisverbandsleiter Lothar Lehner etwas Besonderes ausgedacht. Angesagt war eine außergewöhnliche Führung durch das Bad Hotel Bad Überkingen, in die auch eine Besichtigung des nahegelegenen Getränkeabfüller IQ 4 YOU integriert war. Das Unternehmen, das seit Frühjahr 2013 auf dem früheren Gelände der Mineralbrunnen AG zu Hause ist, hat sich gut entwickelt. Inzwischen bietet es knapp 120 Beschäftigten einen Arbeitsplatz, 90 mehr als bei der Übernahme von Überkinger vor knapp zwei Jahren. Zwei moderne Getränkeabfüllanlagen hat das Unternehmen eingebaut, eine für die Dosenabfüllung, die andere für Glasflaschen. Zudem verfügt das Unternehmen noch über eine Abfüllanlage in PET-Flaschen.
Bei der Besichtigung wurde deutlich: IQ 4 YOU setzt auf die Massenabfüllung. Eine Million Dosen sollen schon bald in Überkingen gefüllt werden. Pro Tag versteht sich. Hauptabsatzmärkte der Dosengetränke sind der asiatische und der arabische Raum, aber auch ins europäische Ausland wird containerweise geliefert – zum Beispiel Energydrinks. Die Palette der abgefüllten Getränke ist breit gefächert und geht über Mineralwasser und Limonaden zu alkoholhaltigen Mixgetränken und Bier. Letzteres produziert IQ 4 YOU allerdings nicht selbst, sondern lässt es einbrauen. Neben den Getränken, die aus der eigenen Versuchsküche kommen, füllt IQ 4 YOU auch für andere Unternehmen ab.
Beim Rundgang durch den Betrieb bekamen die staunenden Gäste einen Einblick über die Produktionsabläufe und die Logistik. Am Ende der Firmenvisite ging es in die Destille. Im Sommer 2014 hatte IQ 4YOU die Auendorfer Brennerei Gansloser übernommen und in den Überkinger Betrieb integriert. Fachkundig informierte Holger Frey über den Brennprozess und kredenzte als Versucherle einen Ingwergeist, zu dem die Küche des Badhotels einen Gemüsestrudel servierte.
Zurück im Bad Hotel begann eine außergewöhnliche Hotelführung, die zunächst ins Reiterzimmer, einem der Besprechungs- und Tagungsräume des Hotels führte. Über 38 Zimmer mit 58 Betten verfügt das Haus, wie Hotelchefin Beate Zumbühl erklärte. Unter der Woche sei das Haus vor allem durch Geschäftsreisende gut gebucht, an Wochenenden profitiere man von vielen Veranstaltungen, die im Hotel stattfinden. Für 2016 seien bereits jetzt schon 25 große Hochzeiten gebucht. Pluspunkte sammle man auch im Restaurantbereich, den man um ein Catering ergänzt habe. Kurgäste und Urlauber machen derzeit im Bad Hotel noch einen kleinen Prozentsatz der Gäste aus, bestätigte Zumbühl und: „Der Tourismus hat sich in unserer Region trotz vieler Bemühungen noch nicht durchgesetzt, insoweit Potenzial nach oben“. Ihr Haus unterstütze mit diversen Freizeit- und Gesundheitsaktionen die Tourismusaktivitäten im Kreis, doch der Durchbruch lässt trotz der vielen Vorzüge noch auf sich warten.
Bei einem Glas Riesling und einer Riesengarnele auf Mango-Papaya-Salat an einer Kokos-Vinigrette plauderte Beate Zumbühl auch aus dem Nähkästchen. Da erzählte sie von dem Gast, der nachmittags anreiste, sich an der unbesetzten Rezeption einen Zimmerschlüssel nahm, abends es sich im Restaurant gut gehen ließ und auf eine andere Zimmernummer anschreiben ließ. Am nächsten Morgen, nach dem Frühstück, verschwand der Gast wieder unbemerkt aus dem Hotel. Ein anderer Gast, über viele Jahre Stammgast, kam 90-jährig wieder ins Hotel, gönnte sich ein schmackhaftes Menü und besten Wein. Am nächsten Morgen fand man ihn leblos in seinem Hotelzimmer: Schlaganfall.
Im Hotelappartement 23 wartete Krimiautor Manfred Bomm auf die Unternehmerrunde. Bei einem Bier, einer Praline vom Ochsen- und Kalbsschanz auf Kartoffel, Gurkensalat und Remouladensoße, sowie bei Weißwurstburgerle las Bomm aus seinem Roman „Blutsauger“, in dem es eine fiktive Handlung in Zimmer 3054 in einem großen Hotel auf den Kanaren gibt. Just in dieses Hotelzimmer wurde ein urlaubendes Ehepaar aus Göppingen einquartiert. Im Hotelbett las die Ehefrau Manfred Bomms Krimi und kam an die Stelle, die im Zimmer 3054 spielte, just also in „ihrem“ Hotelzimmer. „Aufgewühlt schüttelte sie ihren schon fast eingeschlafenen Ehemann“, erzählte Bomm. Doch der hätte die Zufälligkeit gelassen genommen, sei er doch von Berufs wegen mit ungewöhnlichen Geschichten vertraut. Er sei, wie Bomm verriet, viele Jahre Vorsitzender des Göppinger Schöffengerichts gewesen.
Vom Hotelzimmer ging es in den Gewölbeweinkeller des Hotels, wo ein Kartoffel-Gemüsepuffer mit gratiniertem warmem Ziegenkäse serviert wurde. Dazu gab es einen französischen Rotwein. Mundartautor Bruno Ensslen unterhielt zwischen den Weinregalen bestens mit seinen schwäbischen Limericks und las aus seinen Büchern zahlreiche kurze Geschichten über die Pfiffigkeit der Schwaben. Zurück in der Ulmer Stube, wo das BVMW-Treffen mit einem Aperitif sowie wohlschmeckender Lachsroulade, Räucherforelle im Pastetchen und einer Lauchquiche begonnen hatte, wurde zum Abschluss der Führung eine Creme brulée mit marinierten Kirschen und ein Haselnussgeist als Digestif angeboten.
Für den außergewöhnlichen Abend, der mit Gesprächen der Teilnehmer untereinander spät endete, gab es sowohl für das Hotel-Team um Beate Zumbühl wie auch für das Team von IQ 4 YOU um den kaufmännischen Geschäftsführer Bernd Stölzle dankbaren Beifall.
Foto (BVMW): Holger Frey (rechts) von IQ 4 YOU führte die Mittelständler durch die Anfüllanlagen des Bad Überkinger Getränkeherstellers. Zweiter von links: BVMW-Kreisstellenleiter Lothar Lehner.