Bis zu 600 Stunden investierten die Architekturbüros bei der Planung der Entwürfe zum neuen Städtischen Verwaltungszentrum am Bahnhof. Im Folgenden werden die Arbeiten der Sieger des Wettbewerbs, die vom morgigen Donnerstag, 21. Januar, bis Freitag, 5. Februar, im Rathaus-Atrium ausgestellt werden, näher beleuchtet. Außerdem wurden vier weitere Arbeiten mit Anerkennungen versehen; diese Arbeiten sind ebenfalls im Rathaus zu sehen.
Am Donnerstag, 17. Dezember, wurden in der MAG-Ausstellungshalle die vier 2. Siegerarbeiten bekannt gegeben. Bei der Beurteilung wurden die Entwürfe besonders hinsichtlich der Qualität des städtebaulichen und freiräumlichen Konzeptes, der Qualität des architektonischen und gestalterischen Konzeptes, der Erfüllung der funktionalen Anforderungen und des Raumprogramms und der Nachhaltigkeit des Gebäudes bewertet. Beim Kriterium Nachhaltigkeit wurden Fragen nach Funktionalität, Wirtschaftlichkeit, Einhaltung des Budgets und den Umwelteigenschaften betrachtet. Eine wichtige Stellung bei der Bewertung nahm auch der bauliche Dialog des Verwaltungszentrums zur sanierten Gutmann-Villa in der Bahnhofstraße 6 ein. Zudem wurde bewertet, wie sich das geplante Gesundheitszentrum neben dem Gebäude einfügen lässt, denn die beiden Baukörper sollen nach Fertigstellung ein in sich stimmiges Ensemble bilden.
Für Oberbürgermeister Guido Till und Baubürgermeister Helmut Renftle spielten nicht nur die architektonischen Aspekte eine große Rolle – als Vertreter der Stadt müssen sie auch die Akzeptanz innerhalb der Bürgerschaft beachten. „Die Menschen sollen sich mit dem Gebäude identifizieren können und es soll ihre Herzen erreichen“ formulierte Till sein Anliegen. Worüber sich alle einig waren: Mit den vier ausgewählten Entwürfen wurden exzellente Arbeiten gefunden, die alle baulich umsetzbar sind und sich planmäßig im Rahmen des dafür veranschlagten Budget halten.
Zu den vier besten Arbeiten gehört der Entwurf der Architekten des Büros ATELIER 30 Architekten GmbH aus Kassel. Der Baukörper ist polygonal geformt und bildet zur Bahnlinie eine klare Raumkante, während es dem Bahnhofsplatz und dem Zentralen Omnibusbahnhof mit abgeschrägten Kanten gegenüber steht. Zum Bahnhofsplatz hin ist das Gebäude im Erdgeschoss eingeschnitten und transparent verglast. Hier soll sich auch der Eingang mit dahinterliegendem Foyer befinden. An dieses schließt sich die Haupttreppenanlage des Gebäudes an, die mit Lufträumen bis ins 5. Geschoss führt. Vom ZOB kommend werden die Besucher zum Nordeingang des Hauses geleitet, welcher in räumlicher enger Beziehung mit dem Foyer steht. Die Einteilung der Büroräume lässt sich größtenteils flexibel gestalten, der Konferenzbereich ist in der obersten Ebene geplant. Mit einem Höhenunterschied hin zur Gutman-Villa wird ein sensibler Dialog geschaffen.
Ebenfalls unter den besten vier ist die Arbeit des Architekturbüros pussert kosch architekten aus Dresden. Auch dieses Gebäude ist polygonal gestaltet. Zum Bahnhof hin wird der Bau sehr schmal und durch das weite Überkragen wird ein starker Akzent gesetzt. Richtung ZOB wird das Gebäude ebenfalls verjüngt, ist im Ganzen aber breiter gestaltet. Der großzügige Eingang ist nur leicht zum Bahnhofsplatz orientiert und liegt beinahe im Zentrum des Gebäudes. Im Inneren führt eine große offene Treppenanlage durch den Baukörper. Die innere Gebäudeunterteilung ist übersichtlich und durch die eigene Form des Baus entstehen interessante Flurbereiche. Als Highlight befindet sich im 4. Obergeschoss ein Balkon. Die Fassade zum Bahnhofplatz hin besteht im Wechsel aus Sichtbeton und Glas, EG und 1. OG sind komplett verglast. Die Preisrichter lobten bei diesem Entwurf besonders das Zusammenspiel mit den bereits am Bahnhof bestehenden Gebäuden, vor allem mit der Bahnhofstraße 6.
Der Entwurf von dasch zürn architekten bda aus Stuttgart schaffte es auch unter die besten vier. Das Gebäude zeigt sich mit einem gradlinigen Rückgrat zu den Bahngleisen. Zum ZOB hin klappt sich der breitere Gebäudeteil auf. Dort wird auch der Haupteingang angesiedelt sein, der dadurch sowohl vom Bahnhofsplatz als auch vom ZOB gut erreichbar ist. Östlich befindet sich ein weiterer Einfang, der direkt zum Konferenzbereich führt. Die beiden Gebäudeteile bilden durch eine Verschwenkung in ihrer Mitte ein mehrgeschossiges und großzügiges Atrium, der Baukörper ist ringsum bodentief verglast. Die östliche Gebäudekante bleibt hinter der Kante des Gebäudes 6 zurück, dadurch entsteht ein respektvoller Abstand.
Der langgestreckte 5-geschössige Baukörper des Entwurfs vom Büro Ackermann Raff Architekten aus Stuttgart, ist im Gegensatz zu den anderen drei Entwürfen nicht polygonal gestaltet. Er wird durch mehrere Einschnitte in den Obergeschossen und im Erdgeschoss untergliedert. Entlang der Promenade vom Bahnhofsplatz befindet sich der Rücksprung des Eingangsbereiches. Von diesem gelangt man auf direktem Weg in das großzügige Foyer, von dort aus gelangt man über Freitreppen in die oberen Geschosse. Die Innenflächen sind so gestaltet, dass sinnvolle Büroaufteilungen, Wartebereiche und Kommunikationsflächen entstehen.
Nach der Nacharbeit der Architekturbüros an ihren Ausarbeitungen wird am 15. Februar der Siegerentwurf bestimmt.