Ohne Deutschkenntnisse geht es nicht: Integration in Ausbildung braucht Zeit

Der Baden-Württembergische Handwerkstag (BWHT) warnt vor zu großen Erwartungen an eine schnelle Integration von Flüchtlingen in eine duale Ausbildung. Sprachkenntnisse seien das A und O, Auszubildende müssten dem Berufsschulunterricht folgen und mit ihren Ausbildern, mit ihren Kollegen und Kunden kommunizieren können. „Wer hier aufs Tempo drückt, der erweist der Integration einen Bärendienst“, sagte Landeshandwerkspräsident Rainer Reichhold. Zwei Jahre Deutschunterricht brauche es dazu mindestens.

Er sehe kaum Möglichkeiten, so Reichhold weiter, die insgesamt lange Zeit zu verkürzen, ohne Abstriche an der Qualität der Ausbildung zu machen. Statt über neue einjährige Ausbildungsgänge nachzudenken, wie es aktuell die FDP tue, sollten bei einem anhaltenden Zustrom von Flüchtlingen besser die VAB-O Klassen (Vorqualifizierung Arbeit und Beruf) weiter ausbaugebaut werden. Zudem plädiert der Handwerkstag für eine Änderung des Schulgesetzes: „Es darf nicht sein, dass Flüchtlinge mit Vollendung des 20. Lebensjahres ihr Recht auf einen Besuch der VAB-O Klassen verlieren.“ Es sei schließlich nicht die Aufgabe der Betriebe, Flüchtlingen die nötigen Deutschkenntnisse zu vermitteln, sondern liege in der Verantwortung der Schulen. Selbstverständlich stehe das Handwerk den Schulen dabei durch das Angebot von Praktika zur Seite.

Der Vorschlag der FDP einer einjährigen Ausbildung mit Anrechnungsmöglichkeit sei für das Handwerk im Übrigen nicht neu, meinte Reichhold. In verschiedenen Gewerken gebe es einjährige Berufsfachschulen, deren Inhalte auf die spätere Ausbildung angerechnet werden. Allerdings ließe sich nur anrechnen, was auch tatsächlich verstanden wurde. Hiervon sei bei den allermeisten Flüchtlingen in den ersten zwei Jahren nicht auszugehen.

PM

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