++ Konstruktives Gespräch zwischen Fachverband Biogas und der Generaldirektion Landwirtschaft ++ Bessere Verknüpfung von Ökologie und Ökonomie machbar ++ Vergärung alternativer Energiepflanzen in Biogasanlagen sinnvoll ++
Freising. Um die Optimierungsmöglichkeiten der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) der Europäischen Union im Allgemeinen und um das neu eingeführte Instrument „Greening“ im Speziellen ging es im Gespräch zwischen dem Geschäftsführer des Fachverbandes Biogas, Dr. Stefan Rauh, und Shane Sutherland, Mitarbeiter von EU-Agrarkommissar Phil Hogan in der Generaldirektion Landwirtschaft, am gestrigen Dienstag den 15. Dezember in Brüssel.
Mit dem Greening verfolgt die EU-Agrarpolitik das Ziel, die Biodiversität auf den landwirtschaftlichen Nutzflächen zu verbessern. Um EU-Direktzahlungen zu erhalten, müssen Landwirte seit Beginn dieses Jahres drei grundsätzliche Vorgaben erfüllen: den Erhalt von Dauergrünland, die Bereitstellung von mindestens fünf Prozent Ökologischer Vorrangflächen (ÖVF) auf der Ackerfläche und eine Fruchtartendiversifizierung.
„Die Vorgaben des Greenings ließen sich hervorragend mit der Biogasnutzung verbinden“, betont Stefan Rauh. Aber: Die meisten der auf den Ökologischen Vorrangflächen wachsenden Pflanzen dürfen laut EU-Vorgaben am Ende des Sommers nicht in Biogasanlagen vergoren werden. „Damit verzichtet man auf eine sinnvolle Verknüpfung von Ökologie und Ökonomie“, bedauert der Verbandsvertreter.
Wildpflanzen, Energiegräser und die Durchwachsene Silphie beispielsweise oder auch Getreide in Kombination mit Wicken oder Bohnen sollten für das Greening angerechnet werden können. Sie ließen sich am Ende der Vegatationsphase ernten und in Biogasanlagen in Strom und Wärme umwandeln.
Im Gespräch mit Shane Sutherland erläuterte Stefan Rauh die Chance, die sich daraus für eine Weiterentwicklung der Agrarpolitik der EU ergäbe. „Viele Biogasanlagen-Betreiber sind grundsätzlich bereit, ökologisch wertvolle Energiepflanzen anzubauen und einzusetzen“, weiß Rauh. Das Problem bestehe darin, dass der Gasertrag der meisten alternativen Energiepflanzen geringer sei als der des Maises. Wer also heute schon freiwillig Wildpflanzen oder die Durchwachsene Silphie anbaut, um einen Beitrag zur Biodiversität zu leisten, verzichtet bewusst und freiwillig auf einen Teil des möglichen Ertrags.
Aktuell werden auf rund acht Prozent der landwirtschaftlichen Nutzflächen Energiepflanzen für den Einsatz in Biogasanlagen angebaut. Dürften die auf den fünf Prozent Greeningflächen wachsenden ökologisch vorteilhaften Pflanzen in Biogasanlagen vergoren werden, würde dies zu einer spürbaren Entlastung des Flächendrucks in der Landwirtschaft führen.
Darüber hinaus könnten die zahlreichen Institute und Hochschulen ihre Forschung zu alternativen Energiepflanzen für Biogasanlagen fortführen, die mit der Streichung des NawaRo-Bonus bzw. der Einsatzstoffvergütungsklassen im EEG massiv reduziert wurde.
„Die Optimierung der Greening-Maßnahmen könnte den alternativen Energiepflanzen einen gewaltigen Schub geben“, ist sich Rauh sicher. Der Fachverband Biogas fordert daher, die Liste der ökologischen Vorrangflächen um ökologisch wertvolle Optionen, wie ein- und mehrjährige Mischungen, Getreide-Mischkulturen und mehrjährige Kulturen, zu erweitern.
Um die EU-Agrarkommission von diesen Forderungen zu überzeugen, sind weitere Unterstützer – Ministerien, Imker, Jäger, Naturschutzverbände, etc. – aus allen EU-Ländern nötig. Mit einem Entwurf rechnet der Fachverband Biogas im späten Frühjahr 2016.
PM