Seit 2009 ist die gebürtige Polin Agnieszka Brugger für den Wahlkreis Ravensburg im Bundestag, damals als jüngste Abgeordnete. Seither hat sie sich besonders dem Thema Friedenssicherung in der Welt angenommen. Sie ist Mitglied im Verteidigungsausschuss und Obfrau im Unterausschuss Abrüstung, Rüstungskontrolle und Nichtverbreitung. Kriegerische Konflikte sind die Hauptursachen dafür, dass die Zahl der Menschen, die weltweit auf der Flucht sind, immer weiter ansteigt. In Göppingen unterhielt sie sich mit Flüchtlingen aus Syrien, Pakistan, Eritrea, Iran und Afghanistan über deren Fluchtgründe, Fluchtwege und Zukunftspläne in Deutschland.
Allen gemein war, dass sie froh sind, in Deutschland zu sein, andererseits bemängeln sie die ausufernde Bürokratie in Deutschland, die dafür schuld ist, dass über Asylanträge oft auch nach Jahren noch nicht entschieden ist. Trotz guter Vorbildung, viele haben studiert und haben vor ihrer Flucht in akademischen Berufen gearbeitet, wird es ihnen schwer gemacht, in Deutschland einen Arbeitsplatz zu finden. Sie alle sind nicht wegen des Geldes hier, in ihrer Heimat haben sie gut verdient, sie mussten ihre Heimat verlassen, weil sie dort nicht mehr sicher sind, es fällt ihnen schwer, hier jetzt monatelang für einen Euro arbeiten zu müssen.
Den neu angekommenen Flüchtlingen fehlt vor allem der Privatraum in den Flüchtlingsunterkünften. Im Zelt am Lam Landratsamt gibt es keine Trennwände, zur Toilette muss man tagsüber an den Besuchern des Landratsamtes vorbei, man wird zum Objekt öffentlicher Begierde, von Gaffern.
Die Flüchtlinge erzählten von ihrer ganz persönlichen Situation, von ihren Familien, die zum Teil noch in der Flüchtlingslagern in Jordanien, dem Libanon oder in der Türkei ausharren, dem Warten auf eine Anerkennung, der Suche nach einer Wohnung und einer Arbeit. Die meisten Flüchtlinge sprechen schon sehr gut Deutsch, alle sprechen ein fast perfektes Englisch. Sie erzählen auch von ihren Problemen bei auf der Flucht verlorenen Papieren. Ehen werden dann in Deutschland nicht anerkannt, Kinder sind plötzlich ohne Eltern. Diese Papiere neu zu beantragen dauert oft lange und kostet vor allem viel Geld, Geld, das die Flüchtlinge selbst aufbringen müssen. Unruhe unter den Flüchtlingen schürt vor allem die deutsche Behördenwillkür bei der Anerkennung: je nachdem auch welchem Land man kommt, aber auch über welche Landeserstaufnahmeeinrichtung man registriert wurde, kann es wenige Wochen aber auch mehrere Jahre dauern, bis über den Status entschieden wurde. Iraner zum Beispiel warten generell mehrere Jahre auf ihre Anerkennung. Dies macht es schwer, eine Wohnung und eine Arbeit zu finden.
Diese deutsche Bürokratie, aber auch die Liebe zu ihrer Heimat, veranlasst die Flüchtlinge dazu, so schnell wie möglich wieder aus Deutschland zurück in ihre Heimat ausreisen zu wollen. 90 % wollen zurück, so die Flüchtlinge zu Agnieszka Brugger, wenn nur erst wieder Frieden wäre. Über die Lage in ihren Heimatländern sind die Flüchtlinge gut informiert. In Syrien ist Assad das Problem, nicht die IS. Wenn Assad besiegt ist, werden sich alle Syrer gegen die IS wenden und die Terroristen vertreiben, denn der IS vertritt nicht den Islam. In Eritrea regiert ein Diktator und spätestens wenn die jungen Männer zur Armee eingezogen werden sollen, flüchten sie. Besser im Mittelmeer zu ertrinken als in den Krieg gegen die eigenen Nachbarn ziehen zu müssen. Die Flüchtlinge aus Eritrea können nicht verstehen, warum die Bundesregierung diesen Diktator noch unterstützt.
Agnieszka Brugger nimmt die Bedenken und Anregungen mit nach Berlin, wohl wissend, dass sie an der Lage der Flüchtlinge nur bedingt etwas ändern kann, denn die Regierung stellen andere Parteien und diese haben ganz andere Pläne.