Fachverband Biogas mahnt schnelle Anschlussregelungen für Biogasanlagen an

+++ Nur 19 MW arbeitsrelevanter Zubau an Biogasleistung in diesem Jahr +++ Trend zur Flexibilisierung hält an +++ Verband fordert schnelle Anschlussregelung für Bestandsanlagen +++

„Der Trend zur Flexibilisierung aus dem Jahr 2014 setzt sich auch in diesem Jahr fort“, erklärt der Präsident des Fachverband Biogas e.V., Horst Seide, auf der Pressekonferenz des Verbandes im Rahmen der Agritechnica in Hannover. „Die Branche hat ihre Rolle und ihre Verantwortung als wichtige Säule der Energiewende begriffen und setzt diese konsequent um.“

Umso wichtiger sei es nun, dass von der Politik klare Signale für den Erhalt der Branche kommen. Neben der Sicherung der Bestandsanlagen bedeutet dies auch Perspektiven für die Firmen. Für dieses Jahr ist mit einem weiteren Rückgang der Arbeitsplatzzahlen zu rechnen. Die steigende Nachfrage aus dem Ausland kann das Inlandsgeschäft nicht kompensieren. Die Unternehmen spezialisieren sich zunehmend auf die Anlagenertüchtigung und –optimierung, auf Wartung und Service.

Für die bestehenden knapp 9.000 Biogasanlagen, die teilweise seit 15 Jahren laufen und demzufolge in fünf Jahren aus dem EEG fallen würden, sind schnelle Anschlussregelungen von elementarer Bedeutung. „Viele Betreiber überlegen heute, ob sich eine Investition in die Biogasanlage noch rechnet – oder ob sie im Zweifelsfall auf die letzten fünf Jahre Vergütung verzichten und dafür jetzt kein Geld mehr in die Anlage stecken“, weiß Seide aus der Praxis zu berichten. Er mahnt, dass ohne eine schnelle Anschlussregelung für Bestandsanlagen der Anlagenpark zurück gebaut würde.

Der Blick auf die Zubauzahlen unter dem Regime des EEG 2014 machen das Dilemma der Biogasbranche deutlich: Zwar sind rund 200 Biogasanlagen in diesem Jahr neu ans Netz gegangen. Die meisten davon waren jedoch Güllekleinanlagen mit einer elektrischen Leistung von nur 75 Kilowatt (kW), außerdem ein paar wenige größere Vor-Ort-Verstromungsanlagen auf Basis nachwachsender Rohstoffe und Wirtschaftsdünger sowie Abfallvergärungs- und Biomethan-Einspeiseanlagen. In der Summe bringen es die Neuanlagen auf eine elektrische Leistung von 36 Megawatt (MW), wobei davon nur 19 MW arbeitsrelevant sind, also tatsächlich zur Stromproduktion eingesetzt werden. 17 MW sind flexible Leistung, sie stehen bei Bedarf zur Verfügung und werden nicht permanent abgerufen. „Der von der Bundesregierung vorgesehene „Deckel“ von 100 MW Zubau ist damit bei weitem nicht ausgeschöpft“, erklärt Seide. „Wir erwarten, dass hier nachgesteuert wird.“

Aufgrund einer neuen Zählweise bzw. Interpretation von „Biogasanlage“, die jetzt sämtliche Anlagen plus Satelliten-BHKWs als eigene Anlage wertet, ergibt sich für Ende 2015 eine Gesamtanlagenzahl von 8.928 mit einer Leistung von 4.177 MW. Davon wiederum sind 3.739 MW arbeitsrelevant und 438 überbaut bzw. flexibel. Diese neue Statistik ändert jedoch nichts an der Tatsache, dass mit einem realen Zubau von 19 MW/Jahr in Deutschland die technologische Weiterentwicklung der Biogasbranche nicht zu finanzieren ist.

Der Fachverband Biogas hatte vor diesem Hintergrund bereits frühzeitig praktikable Anschlussregelungen gefordert. „Die Vergütungssätze für Biogasanlagen werden künftig über Ausschreibungen festgelegt“, ist sich Horst Seide sicher. „Ob es uns nun gefällt oder nicht.“ Mit konstruktiven Vorschlägen zur Ausgestaltung dieser Ausschreibungsverfahren will der Fachverband Biogas das Überleben der Branche sichern – sowohl das der Bestandsanlagen als auch das der Firmen, die das wachsende Auslandsgeschäft nur realisieren können, wenn es auch einen nennenswerten Zubau im Inland gibt.

Die aktuellen Branchenzahlen finden Sie auf der Seite www.biogas.org unter Presse / Biogas in Zahlen.

Im Rahmen der Pressekonferenz hat der Fachverband Biogas offiziell die Kooperation mit der DLG bei den künftigen BIOGAS Jahrestagungen und Fachmessen bekannt gegeben. Von 2016 an findet die „Biogas Convention“ abwechselnd in Nürnberg oder Hannover statt – in den geraden Jahren sind alle Biogasaussteller in die Energy Decentral eingebunden, in den ungeraden Jahren werden Tagung und Fachmesse als „BIOGAS Convention & Trade Fair“ in Nürnberg veranstaltet. „Das bedeutet, dass dies die letzte Agritechnica mit Beteiligung der Biogasbranche ist“, erläuterte der Hauptgeschäftsführer des Fachverbandes Biogas, Dr. Claudius da Costa Gomez.
Eine eigenständige Pressemeldung zum neuen Veranstaltungskonzept folgt nächste Woche.

PM

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